Er sah mich an und ich würde fast sogar sagen, dass er ein wenig perplex wirkte. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn das ein wenig überraschte, wie ich mit ihm redete und wahrscheinlich gefiel es ihm überhaupt nicht, jedoch war ich so neutral eingestellt, dass es mir tatsächlich egal war. Ich wusste nicht, was er erwartet hatte, aber ich würde ihm garantiert nicht einen auf Hündchen machen und mich ihm unterwerfen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ihn in seinem viel zu großen Bürosessel sowieso nicht so ganz ernst nehmen konnte.
Je mehr ich ihn ansah, desto weniger sah ich die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Sohn. Mal ganz vom Charakter abgesehen, hatten sie auch Äußerlich absolut nichts gemeinsam. Der Mann vor mir sah aus wie der Klischee Italiener schlecht hin. Ziemlich klein, eine halbglatze und sein ziemlich dicker Bauch hatte er hinter einem dunklen Hemd versteckt. Darüber trug er tatsächlich einen Sakko. Vielleicht nahm ich das alles hier viel zu locker und musste aufpassen, was ich sagte. Aber ich fand seine Aufmachung und wie er da saß einfach so lustig, das ich mich zusammen reißen musste, nicht zu schmunzeln. Vielleicht hatte ich aber auch einfach einen Schlaganfall oder zu wenig geschlafen, wurde mit Lachgad betäubt oder mir wurde ein anderes Gehirn eingesetzt.
"Du scheinst sehr mutig!", war das erste, was er sagte, nachdem wir uns eine sehr lange Zeit angestarrt hatten und ich zog wieder meine Augenbraue hoch. Ich verstand nicht genau, was er damit meinte aber ich merkte direkt, dass er beeindruckt war. In jedem anderen Fall wäre ich natürlich glücklich darüber, aber dieser Kerl vor mir, widerte nich einfach nur an. Es kam nicht in meinen Kopf rein, wie so etwas wie er, so unglaublich schöne Kinder zeugen konnte. Dabei dachte ich nicht nur an Will, sondern vor allem an seine kleine Schwester, die so herzensgut und süß war, dass es mir fast unmöglich schien. Auch seine Mutter tat mir unglaublich leid. Was hatte er gemacht, dass sie so lange bei ihm blieb und was hat es sie wohl gekostet, sich von ihm zu lösen.
"Ich weiß, dass dich das natürloch interessiert. Aber das, was hier angehst, kannst du nicht verstehen, kleines Mädchen", ich presste meine Lippen zusammen und knirschte mit den Zähnen. Ich hab schon immer verstanden, dass ich sehr süß aussehe und das man mir nicht viel zutraut, aber das letzte was ich war, was blöd.
"Will hat an Ihren kriminellen Machenschaften kein Interesse und damit kommen Sie nicht klar. Jetzt glauben Sie, dass er wie ein Hund zurück kommt, wenn sie mich entführen", meine Stimme war eiskalt und schon wieder konnte ich sehen, dass ihn das beeindruckte. Zumindest hatte er nicht damit gerechnet. "Nun ja, anscheinend hat Ihnen mein Sohn schon ein wenig was erzählt", antwortete er darauf nur und konnte seinen Gesichtsausdruck dann auch wieder soweit kontrollieren. Das war auch der Moment, in dem ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Er hatte das wohl gesehen, denn sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich und es wirkte sich schnell auf mich aus. Auch, wenn er ziemlich klein war und ich persönlich meine Schwierigkeiten hatte, ihn so ernst zu nehmen, wie ich es vielleicht sollte, so hatte er dennoch eine gewisse Autorität, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, wenn er es wollte. Zumal ich auch schon ein wenig von seinen Geschäften wusste und das die Ergänzung dazu war.
"Mein Sohn wird so oder so hier auftauchen, zumindest, wenn du ihm so viel bedeutest wie er das behauptet und dann werden wir sehen, wofür er sich entscheidet", nachdem er das sagte, grinste er wieder teuflisch und ich runzelte die Stirn. Ich fragte mich, was genau er vor hatte und als könnte er meine Gedanken lesen, fuhr er mit seiner Erzählung fort.
"Du fragst dich sicherlich, was passieren wird, sobald er auftaucht, nicht wahr. Nun ja, kleines Mädchen. Ich weiß ja nicht, wie weit du mit unserer Familiengeschichte und meinen Geschäften genau vertraut bist. Aber, niemand verlässt mein Geschäft einfach so und kommt ungeschoren davon, egal ob es mein Sohn ist oder nur irgendein Fremder", ich bekam Gänsehaut, da ich genau wusste, das mir das jetzt überhaupt nicht gefallen wird. "Du musst verstehen, ich habe deinem Freund, meinem Sohn das Leben geschenkt. Habe ihn durchgefüttert und ihm alles ermöglicht, was er nur wollte oder brauchte. Habe ihm eine wundervolle Zukunft geboten und er hat seine Familie verraten und ist gegangen!", auch wenn er versuchte, verletzlich zu wirken, konnte ich ihn nicht so sehen. In meinen Augen war er nach wie vor ein Monster und das sagte ich ihm dann auch. "Du hast deinen Kindern nichts weiter gezeigt, als ein Leben voller Tod und Verderben. Das dir dreckige Geschäfte und verlogenes Geld wichtiger sind als sie. Du würdest deinem eigen Fleisch und Blut etwas antun, weil du in deinem Stolz verletzt bist. Und jetzt glaubst du wirklich, dass du von mir Mitleid bekommst? Nachdem du mich entführt und eingesperrt hast? Halte mich nicht für dumm, kleiner Junge!", ich wusste, dass es vermutlich sehr dumm war, aber alles was er sagte, machte mich wütend.
Sein Gesicht wurde rot vor Wut, doch bevor er darauf antworten konnte, flog die Tür hinter mir auf und ich drehte mich erschrocken um. In der Tür stand er und blickte den Mann hinter mir wütend an.
"Mein Sohn, ich hätte fast schon gedacht, du kommst gar nicht mehr"
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With all my heart
Teen FictionSavannah, 17 Jahre alt und in Sachen Liebe noch völlig unerfahren. Will, 19 Jahre alt und das komplette Gegenteil. Er ist gefährlich, heiß begehrt und so gar nicht das, was Savannah erwartet hätte. Was wird dieser Junge mit dem unscheinbaren Mädc...