Treize

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„Hast...hast du ihn umgebracht?" entsetzt starrte ich sie an.

Ihre Augen waren wieder ganz düster und distanziert. „Nein, er lebt gerade so noch. Er sollte eine Nachricht weiterreichen."

„Blake! Was ist hier geschehen?" fragte ich.

Als sie nicht antwortete, nahm ich ihre Hand. Sie war eiskalt, aber ich zuckte nicht zurück. Sie sah kurz schweigend auf unsere Hände, dann wieder auf die Straße. „Ich weiß nicht wie viel dein Gehirn aushält."

„Bitte!"
„Sagen wir einfach das es die ganzen Mythen gibt. Die griechischen, nordischen und viele mehr. Es gibt die Götter und deren nachkommen. Der Mann, der uns angreifen wollte, gehört zu den Bösen. Er wollte dich umbringen. Und sein Begleittier ist ein Unterweltmonster." sagte sie leise. Fast zögernd.

Ich starrte sie an. „Also...wie in Percy Jackson?"

„Percy Jackson ist ein Kindergarten im gegensatz zu der echten Welt." sagte sie. „Normale Sterbliche können das alles nicht sehen. Ein Nebel verhüllt ihnen die Sicht. Aber ab und zu gibt es sterbliche, die durch den Nebel sehen können. Ich nehme an, das du eine bist. Deswegen konnte ich den Geruch an dir riechen."

„Oh Gott." ich ließ mich in den Sitz sinken, ohne ihre Hand loszulassen. Ich hatte das Gefühl, der Kontakt zu ihr, ließ mich nicht durchdrehen. „Also bist du wirklich eine Göttin?"

„Wie bitte?"

„Na Sam und ich haben darüber geredet, das ihr einfach zu gut ausseht. Wir meinten aus Spaß, das ihr Götter sein könntet." ich wurde verlegen.

Das brachte sie matt zum Schmunzeln. „Nein, wir sind keine Götter. Aber du bist nah dran. Leider ist es zu kompliziert. Du hast für heute genug erlebt." sagte sie und wurde wieder ernst. „Du kommst diese Nacht zu mir. Dort wirst du heute Sicher sein. Niemand traut sich freiwillig zu unserem Haus. Nicht wenn dort ich und meine Geschwister alle da sind. Selbst die Götter halten sich davon Fern. Schreib dein Vater du wirst bei mir schlafen, weil wir was für die Schule noch machen. Morgen werden wir eine Lösung finden."

Ich konnte nur schlucken und mein Handy hervor ziehen. Noch immer ließ ich ihre Hand nicht los, krallte mich regelrecht daran fest. Aber ihre Hand blieb sicher in meiner. Ich schrieb eine Nachricht an meinen Vater.

In meinen Kopf drehte sich alles. Wenn Blake recht hatte, dann war die Welt wie ich sie bisher kannte nicht real? Oder war sie es doch? Was hatte das zu bedeuten? Mir schwirrte so viel im Kopf, das ich zusammen zuckte, als sie meine Hand los ließ. Erst da bemerkte ich, das wir längst angekommen waren. Ich starrte das Athanasiadis-Anwesen mit riesigen Augen an. Die Einfahrt war relativ groß mit einer riesigen Garage. Vermutlich um dort vier Autos unterzukriegen. Während das Haus irgendwie seinen Charme ausstrahlte. Es wirkte nicht wie eine High Tech Villa, sondern wie ein schönes gemütliches Zuhause.

Als ich mit weichen Knien ausgestiegen war, nahm sie sofort meine Hand und ich war dankbar dafür. Ich war noch nie in dieser Gegend gewesen. Es war vermutlich die Gegend für reiche Leute.

Blake schloss die Tür auf und führte mich ins Haus. Im Flur war eine Treppe, die nach oben führte. Während es links eine Tür zur Küche gab. Genau dorthin führte sie mich und daher kamen auch Geräuschquellen. Ich schluckte hart, als wir auf einmal von vier Augenpaaren angestarrt wurden. Die Gespräche waren verstummt. Blakes Geschwister sahen schweigend zwischen uns her und dann auf unsere Hände. Diesmal saß noch eine Frau bei ihnen, die ich nicht kannte. Sie war aber mindestens genauso hübsch und ihre violetten Augen glühten Kokett.

„Sie kann durch den Nebel sehen." erklärte Blake gelassen. „Wir wurden von einer dummen Bestie angegriffen, die dachte sie könnte sie töten. Ich denke die Bestien wissen über sie beschied. Sie wird heute Nacht hier schlafen, bis mir was eingefallen ist, wie sie sicher ist." ihre Stimme war hart und ließ keine Widerrede zu.

Ich fühlte mich gerade ziemlich unwohl, doch Blake drückte beruhigend meine Hand, ohne den Blick ihrer Geschwister auszuweichen.

Kingston war schließlich die, die als erste was sagte. Ihre Stimme war überraschenderweise rauchig und gelassen. Ich hatte sie noch nie zuvor reden hören. „Du musst wissen was du tust." sagte sie nur und sah zwischen uns her. Ich glaubte in ihren Augen Besorgnis zu sehen. „Wir werden gemeinsam eine Lösung finden."

„In Ordnung." Blake nickte ihrer Schwester zu.
Da erhob sich die fremde Frau und kam grinsend auf Blake zu und umarmte sie innig. Mir gefiel das nicht. Warum umarmten sie sich so. War es Eifersucht?

Blake lächelte. „Schön dich wieder bei uns zu haben."

„Finde ich auch, Bab's." sagte sie und sah mich dann fragend an. „Und wer bist du?"

„Malou." sagte ich nur.

Sie lächelte. „Hi, Malou. Ich bin Diona und keine Konkurrenz für dich. Blake ist ganz dir, mein Verlobter stimmt mir da sicherlich zu." sie warf einen verliebten Blick auf den ältesten der Athanasiadis-Geschwister. Leo lächelte, während ich rot wurde. „Äh."

„Diona." brummte Blake. „Setz deine Gaben nicht in diesen Haus ein."

Diona lachte. „Ach komm schon, ich spüre es förmlich in Wellen, wie vernarrt die kleine in dich ist."

Kingstons Blick wurde noch dunkler. „Geht schlafen." ihre Stimme war kühl geworden und noch immer haftete ihr Blick an ihrer Schwester.

Blake nickte und zog mich dann aus den Raum und die Treppen hoch. „Du wirst in meinen Zimmer schlafen. Ich werde die Nacht bei Kingston schlafen."

Ich war ein wenig enttäuscht, das wir nicht wieder in einem Bett schliefen. Sie wirkte wieder so distanziert, wie ganz am Anfang. Und ich war verwirrter den je. Was ging hier nur ab?

Wir traten in ihr Zimmer. Es war dunkel gestrichen. Die Wände waren grau und dunkelblau. Auch ihre Möbel, waren Karg und nicht gerade herzlich eingerichtet. Ihr Bett war ein Stück kleiner als meins. Mein Herz sprang als ich daran dachte, das sie dort sonst immer drin schlief. Und obwohl ihr Zimmer größer als meins war, waren hier nicht mehr Sachen. Es gab ein Schreibtisch, einen Schrank und einen Fernseher mit Playstation. Es gab keine Bilder oder persönlichen Gegenstände. Seltsam.

„Wir ziehen häufig um." sagte Blake, die meinen fragenden Blick bemerkt zu haben schien. „Deswegen habe ich nicht viele Wertgegenstände."

„Ah." machte ich nur, während sie zu ihren Schrank lief und Klamotten heraus suchte. Sie reichte sie mir. „Hier, die müssten dir passen."

„Danke." brachte ich nur hervor und nahm die Kleidung an.

Sie sah mich einen Moment lang an. „War nicht das beste Date."

„Hey, wenigstens war es ein Abenteuer." versuchte ich zu Scherzen. Und zog eine Grimasse.
„Ja, das stimmt, Kleine." sie lächelte tatsächlich leicht. „Ich zeig dir das Bad, in dem du dich fertig machen kannst und dann lass ich dich mal alleine."

Sie führte mich in ein relativ gut eingerichtetes Bad. Auch das war größer und luxuriöser als bei mir. Aber sie zeigte mir alles was ich nehmen durfte, dann ließ sie mich alleine. Denn ich wollte dringend Duschen.

Safe SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt