Vingt-Six

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Blake

Als mich Malou mit einen kräftigen Handdruck in die Abstellkammer zerrte, hatte ich sofort das Gefühl, das etwas passiert sein musste. Ihre grünen Augen funkelten verletzt und verwirrt.
„Was ist geschehen?" versuchte ich es mit ruhiger Stimme und strich ihr eine blondrote Strähne hinters Ohr.

„Blake? Warum hast du mir nicht erzählt das ihr nur langsam altert?" fragte sie.

Einen Moment hielt ich inne. „Ich wollte dich nicht beunruhigen."

„Nicht beunruhigen? Blake du hättest es mir von Anfang an erzählen müssen. Was sollen wir den jetzt machen? Wie soll das mit uns weitergehen? Ich altere ganz normal wie eine Sterbliche und du siehst mit 70 immer noch so jung aus, während ich wie eine alte Oma aussehen werde."

Ich hörte deutlich wie verletzt sie war. Ich nahm ihre Hand. „Baby, ich habe es dir nicht gesagt, weil ich dachte das du mich nie so lange aushalten wirst. Ich wusste ja nicht, das es zwischen uns so ernst wird."
„Verdammt Blake, ich konnte mir eine Zukunft mit dir Vorstellen. Aber jetzt?"

Ich senkte den Blick. Ich wusste, es war unfair das ich es nicht erzählt hatte. Sie hatte es verdient gehabt. Ich liebte dieses Mädchen so unfassbar stark, dass es schon fast wehtat. Ich hatte selbst nicht gewusst das meine Gefühle so stark für sie sein würden. Einer Sterblichen.

Ich hob ihr Kinn schließlich an. „Ich liebe dich, Lou. Ich möchte mit dir zusammen sein, so lange wie du lebst. Ich will die Zeit mir dir verbringen. Ich liebe dich so stark. Mir ist es egal, wenn du älter wirst und nachher graue Haare und Falten hast. Ich liebe dich und das wird sich nicht ändern."

Sie wisch meinen Blick aus. „Das ist doch bescheuert."

„Es ist nicht bescheuert, es nennt sich liebe. Und ich bin mir sicher, das du selbst alt mit Falten super aussiehst." ich sah sie ernst an. Sie sollte wissen, das ich aus meinen Herzen sprach. Ich wollte sie nicht mehr gehen lassen. Auch wenn ihre Zeit kürzer auf dieser Erde gesegnet war, als meine. „Ich liebe dich."

In ihren Augen sammelten sich Tränen. „Ich muss darüber erst einmal nachdenken." mit den Worten trat sie weg. „Ich wünschte du hättest es mir von Anfang an erzählt. Dann hätte ich was gegen diese starken Gefühle unternehmen können und wir wären nicht in dieser Lage." mit den Worten ließ sie mich stehen.

Ein Schmerz brach in meiner Brust aus, so stark das ich meine Hand verkrampft drauflegte. Nur zu gut kannte ich das Gefühl, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Das letzte mal war das mit 9 Jahren geschehen. Und ich wollte es nicht noch mal erleben. Aber ich verstand, das Lou erst einmal darüber nachdenken musste.

Als ich aus der Abstellkammer trat, wartete dort bereits Kingston auf mich.

„Hast du uns belauscht?"

„Nein, ich habe schön darauf geachtet euch die Privatsphäre zu lassen." sagte sie ernst und sah mich dann an. „Mom war hier."
„Was?" abrupt blieb ich stehen.

„Sie haben uns gefunden. Bis jetzt nur die Schule hier, aber es wird nicht lange dauern, ehe sie herausgefunden haben wo wir wohnen und dann..."

„...ich weiß was dann ist. Hast du es Dayton und Leo gesagt?" fragte ich.

Sie nickte langsam. „Ich habe sie eben angetroffen." sagte sie, hielt inne. „und dabei haben sie mir den Brief gegeben. Er ist an dich gerichtet."

Ich sah den Brief an. „Von Derek." sagte ich nicht wenig überrascht. Unser Chef hatte seine eigene spezielle Handschrift, die jeder erkannte. Langsam öffnete ich den Brief, ich ahnte jedoch schon, was dort drin stand. Und meine Laune sank auf noch einen tieferen Tiefpunkt. „Er hat einen neuen vermutlichen Schützling ausfindig gemacht. Wir sollen unsere Sachen zusammen packen und die Stadt verlassen."

Kingston seufzte traurig. „Wieso hab ich das schon vermutet?"

„So ist unser Leben, King." sagte ich versuchte meine Trauer nicht zu zeigen. Ich musste jetzt stark bleiben.
„Nur wird diesmal der Abschied schlimmer ausfallen." sie sah mich bedeutend an.

Ich fuhr mir durchs Haar. Wie sollte ich das Lou erklären? Ich musste mit ihr reden. Wir mussten eine Lösung finden. Es blieb keine Zeit ihr Zeit zum Nachdenken zu lassen. Derek erwartete das wir schon am nächsten Tag hier verschwanden.

Einerseits kam es mir recht. So konnten wir vor unseren Eltern untertauchen. Andererseits war hier meine Freundin. Die ich liebte und mit der ich eigentlich meine Zeit verbringen wollte. Wie töricht ich nur gewesen war. Zu denken, das ich einmal im Leben Glück hatte. „Ich rede heute Abend mit Lou." niedergeschlagen drückte ich ihr den Brief in die Hand und ging. Mein Herz verkrampfte sich förmlich. Dieser Tag würde noch eine düstere Wendung nehmen.

Safe SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt