Vingt-Sept

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Ein paar Jahre später

Malou

Einen Moment beobachtete ich die Unruhe in der Klasse. Die Schüler waren verängstigt und wussten nicht wohin mit sich. Ich lehnte am Pult und versuchte die Ruhe selbst zu sein. „Ruhe, ich weiß Sie sind verwirrt und verängstigt." ich versuchte meine Stimme ruhig aber bestimmt zu halten.

Vor etwa fünf Minuten hatte es einen lauten Knall gegeben und der Direktor hatte etwas von einen Anschlag auf London geredet. Es war kein Geheimnis, das die Länder sich gerade im Krieg befanden. Der dritte Weltkrieg war unausweichlich und dennoch versuchte ich, so gut es geht meinen Job zu machen.
„Miss Chevalier, ich habe Angst." ein brünettes Mädchen, das ich als Greta erkannte, sprach mich mit aufgerissenen Augen an.
Ich hob beschwichtigend die Hände. „Ich weiß Sie haben alle Angst, aber Ihnen wird hier nichts passieren. Wir sind viele Kilometer von London entfernt. Ich bitte Sie ruhig zu bleiben und sich zu beruhigen. Ihnen wird hier nichts passieren, das verspreche ich."

In der Klasse wurde gemurmelt.

„Ich lasse den Unterricht heute ausfallen, aber Sie müssen in der Klasse bleiben. Rufen Sie ihre Eltern an." sagte ich weiter und die Schüler begannen das zu machen was ich gesagt hatte.

Seufzend ging ich hinters Pult und holte ebenfalls mein Handy heraus. Ich hatte zwei Nachrichten von Sam.
Sie hatte natürlich das mit London mitbekommen. Ich seufzte und sah nachdenklich in die Klasse. Der Klassenraum in dem ich immer Englischunterricht gehabt hatte. Ganz hinten stand ein Stuhl frei. Ein Stuhl in der Ecke. Genau dort hatte Blake immer gesessen.

In mir zog es schmerzhaft. Ich schluckte und fragte mich warum es noch nach all den Jahren so weh tat. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Ich wollte nicht an sie erinnert werden. Hier erinnerte mich alles an sie. Dabei war der einzige Grund warum sie weg war, ich. Weil ich es verbockt hatte. Es war meine Schuld. Mein Herz begann heftig zu schmerzen und schnell wählte ich Sams Nummer.
„Sam." sagte ich als sie dran ging. „Kannst du kurz meine Klasse übernehmen?"

„Was ist geschehen?" fragte sie sofort.

Ich biss meine Zähne fest zusammen, ich würde nicht vor der Klasse heulen, nur weil ich etwas gesehen hatte, was meine Erinnerungen an sie wieder hervorgehoben hatten.

„Mir geht's grad nicht so gut." sagte ich also nur.

„Ich bin unterwegs." sagte sie und legte auf. Ich war froh das Sam so für mich da war. Auch wenn ich mich in den letzten Jahren immer mehr von ihr zurück gezogen hatte. Es tat mir selbst Leid, aber ich hatte alleine sein wollen. Ich hatte gedacht, das wenn ich alleine war, das dann alles in Ordnung sei. Doch dieser Schmerz verschwand nicht. Er wurde immer schlimmer und ich war kurz davor zusammen zu brechen. Ich wusste das sich jeder in meinen Umkreis sorgen um mich machte, doch ich konnte einfach nicht mehr.
Sam kam in den Klassenraum geeilt. Wie ich hatte sie eine Lehrerstelle hier auf den Gran-Prix-College angenommen. Als Kunst und Englischlehrerin.

Gerade richtete sie ihre Brille, die sie seit neusten trug und lächelte.

Ich stand auf. „Danke."

„Hey, kein Problem." sagte sie und umarmte mich kurz. „Du siehst gar nicht gut aus. Du bist ganz blass. Du solltest nach Hause." sie fühlte meine Stirn.

Ich schüttelte nur müde den Kopf. „Ich muss nur kurz an die frische Luft." und verließ den Unterricht. Ich wollte hier einfach nur raus. Raus aus den Gebäude, was mich an meine verlorene Liebe erinnerte.

Als ich aus den Gebäude stürzte war der Himmel grau. Und kaum war ich aus dem Gebäude, stiegen in meinen Augen tränen auf, doch ich kämpfte dagegen an. Ich verkrampfte mich, als vor meinen Augen diese dunkel blauen Augen wieder auftauchten.

„Verdammte Idiotin" brummte ich und nahm zitternd Luft.

Ich konnte einzelne Tränen nicht zurück halten. Ich verkrampfte, durch den starken Schmerz in meiner Brust. „Warum bin ich so eine Idiotin?"

In mir keimte zusätzliche Wut auf. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich versuchte, meine Atmung ruhig zu halten. Ich musste wieder herunter kommen. Und doch hatte ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Ich rang nach Luft und raufte mir frustriert durch die Haare. „Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"

Ich versuchte mich aufs atmen zu konzentrieren.

Die frische Luft half dabei. Langsam schaffte ich es mich wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben. Zumindest so weit, das ich meinen Job wieder aufnehmen konnte. Aber eins was sicher:

Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen.

Nichts ergab mehr Sinn.

Safe SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt