Quarante-Sept

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„Hier ist die Akte." Joy lehnte sich über den Tresen und drückte mir eine Geheimakte entgegen. Ich hasste die Büroarbeit, auch hier auf dem Trainingsgelände. Deswegen war ich auch ziemlich froh, das ich an diesen Tag nur Vertretung machen musste. Ich war lieber draußen und in Aktion.
„Danke." sagte ich und nahm sie nachdenklich entgegen.

Ich wippte auf dem Stuhl herum und wartete auf einen anderen Kollegen, damit wir über die neuen Einsatzgebiete diskutieren konnten.

„Hey, magst du nachher was trinken gehen?" Joy sah mich mit koketten Blick an.
Ich lächelte. „Ich habe leider noch zu tun, ein andern mal." ich wedelte mit der Mappe.

Joy verschwand lächelnd und ich lehnte mich nachdenklich zurück. Den ganzen Morgen kreisten meine Gedanken schon um...Überraschung, Überraschung...um Malou. Ich hatte ihr noch mal angeboten bei mir auf dem Internat den Job als Lehrerin anzunehmen. Einfach aus den Grund, das ich sie dann bei mir hatte und das wir dort gut trainieren konnten. Sie hatte jetzt schon zwei Trainingseinheiten hinter sich. Aber man merkte das der Kampf nichts für sie war. Trotzdem musste sie das jetzt machen. Ansonsten konnte ich sie nicht guten Gewissens alleine auf die Straße lassen.

„Na du verliebte."

Ich zuckte äußerst zusammen und starrte in blaue Augen. Meine blaue Augen. „Warrior, wie bist du hier rein gekommen und woher weißt du überhaupt wo ich arbeite?"
„Ich hab Kingston gefragt." sagte sie nur und sah mich an. „Du hast mich doch nicht im ernst gerade Warrior genannt? Sind wir wieder einen Schritt zurück."
„Sorry, aber Mom hört sich sehr komisch an. Wir sehen gleich alt aus." erklärte ich ihr und runzelte die Stirn. „Was machst du hier schon wieder? Ich dachte du willst mich mein Leben leben lassen?"
„Will ich ja auch. Aber erstens wollte ich dich an meinen Geburtstag erinnern und zweitens..." sie kramte etwas hervor. „Hier, ich hatte keine Gelegenheit dir das beim essen zu geben. Alles gute nachträglich."

Überrascht nahm ich die Schachtel entgegen. Mit einen Geburtstagsgeschenk hatte ich nun nicht wirklich gerechnet. Ich öffnete die Schachtel. „Ein Ring?" ich nahm ihn aus der Schachtel. Ein kleiner Anker war darauf. „Warum bin ich nicht überrascht, das dort ein Anker drauf ist?" ich sah sie an.

Sie lächelte leicht. „Der Ring hat Frank einmal gehört, er hat in an mich weitergeerbt. Ich will das du ihn hast."

„Warum ich? Kingston ist doch..."

„...Blake, nimm ihn an. Hör auf dich immer runter zu machen. Du bist nicht schlechter als deine Geschwister. Ich habe dir den Ring geschenkt, dir und niemand anderen. Nimm wenigstens einmal ein Kompliment und ein Geschenk an." jetzt sah sie mich streng an.

Ich salutierte stutzend. „Zu Befehl, Warrior...äh Mom."

Ich zog den Ring an, der sich erstaunlicherweise, perfekt an meinen Finger schmiegte.

„Geht doch." sagte meine Mutter und musterte mich einen Moment. „Wie läufts mit Malou?"

„Gut." ich runzelte misstrauisch die Stirn. „Fragst du mich aus?"

Nun lachte sie. Es klang rau, aber auch vertraut. „Blake, sei doch nicht immer so Misstrauisch. Ich habe mich gerade einfach nur als deine Mutter erkundigt, ob es bei dir gut läuft."

„Ich bin eben ein wenig verkorkst." brummte ich.

In dem Moment ging die Tür noch mal auf und Joy kam herein. Sie stoppte ab, musterte meine Mutter aufmerksam und sah dann zwischen uns her. „Deine neue Flamme."

Ich prustet. „Gott, nein."

Joy zog die Augenbrauen hoch. „Na ja, jedenfalls hier!" sie reichte mir ein zweite Akte und sah dabei die ganze Zeit auf meine Mutter. Ich wusste ganz genau was sie dachte.
Ich sah in die Akte. „Joy, sie ist vergeben."

Der Warrior hob die Hand mit ihren Ehering. „Ja das stimmt."

„Schade." Joy biss sich auf die Lippe und warf mir einen kurzen Blick zu, dann verschwand sie wieder aus den Raum.

Meine Mutter sah ihr nach und mich an. „Hattest du mal etwas mit ihr?"

„Also wirklich für wen hältst du mich?" protestierte ich.
Sie zog die Augenbrauen hoch.

Ich verdrehte die Augen. „Kann sein, aber wehe du hältst mir jetzt einen Vortrag. Ich habe mich eben ausprobiert."

„Ich sag doch nichts." sie lehnte sich wieder an den Tresen. „Ich war früher genauso."

„Wirklich?" ich runzelte die Stirn.

Sie nickte. „Ja. Vor deiner Mutter, habe ich wirklich alles abgeschleppt an Frauen, was nicht bei drei auf den Bäumen saß. Zum Leidwesen von deiner Mutter, die die ersten Jahre darunter leiden musste, bis ich mal gecheckt habe, das ich sie liebe."

Die Seite kannte ich noch nicht von Warrior. „Wow."

„Ich sagte ja, du hast viel von mir. Den Dickkopf allerdings von Jordan."

„Ha ha." ich funkelte sie Augenblicklich düster an.

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Blake, jetzt rede einfach mit ihr. Sie ist völlig fertig mit den nerven. Du weißt doch noch, das sie sich alles sehr zu Herzen nimmt."

Ich stand auf. „Wenn du deswegen hergekommen bist, dann lass mich in Ruhe."

„Blake." sie griff meinen Arm. Ich zuckte zusammen, obwohl ihr Griff locker war. Fast schon sanft. „Ich weiß das du Angst hast."

„Ich habe keine Angst."

„Doch hast du und zwar vor ihr." sie sah mir fest in die Augen. „Deswegen lässt du dich auch nicht gerne anfassen, wegen damals, weil sie dich geschlagen hat. Blake, ich bin nicht doof. Ich habe die panische Angst in deinen Augen gesehen, als sie auf dich zu getreten ist und ich vor dem Restaurant umarmen wollte."

Ich senkte den Blick, ich hielt dem nicht mehr stand. „Du weißt einfach nicht was ich durchgemacht und was ich alles getan habe."

„Dann erzähl es mir." bat sie ruhig.

„Ich kann es nicht." sagte ich und versuchte wieder in ihre Augen zusehen.

Sie sah mich streng aber auch liebevoll an. „Fühl dich nicht unter druck gesetzt. Wenn du so weit bist wirst du es erzählen oder auch nicht. Aber egal was es ist, du bist immer noch unsere Tochter und es ändert auch nichts daran das wir dich lieben. Das Malou dich liebt. Weiß sie es denn?"

„Ja." sagte ich langsam. „Sie weiß alles und sie ist abgesehen von meinen Geschwistern die einzige, der ich es anvertrauen würde."

„Sie ist eine gute Frau." sie lächelte. „Sie tut dir gut. Verlier sie nicht."

„Darauf kannst du dich verlassen." murmelte ich und nahm die Akten. „Ich muss jetzt weiter arbeiten."

„Aber du kommst zu meinen Geburtstag?" hakte sie nach.

Ich wusste nicht warum es ihr so wichtig war, aber ich nickte langsam. „Ja, Mom."

„Kann ich dich umarmen?"

Langsam nickte ich und sie trat auf mich zu und schloss sanft die Arme um mich. Ich seufzte leise, die Panik sank und ich fühlte mich wohl in ihren Armen. Es war wirklich seltsam. „Ich liebe dich, kleines." sie gab mir einen Kuss aufs Haar, ehe sie sich von mir löste. „Behalt das in Erinnerung. Du weißt das ich nicht gerade Gefühlsduselig bin."

„Ich weiß." sagte ich. „Noch eine Gemeinsamkeit zwischen uns."

Sie lächelte. „Bis dann."

„Ja." ich sah ihr einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. Ich musste mich auf die Arbeit konzentrieren.

Safe SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt