LEONIE // BERLIN
"...meinen Sohn", die Worte hallen noch ein paar Sekunden nach und ich nicke, bevor ich sage: "Gerne, ich verspreche ich werde nicht urteilen" und sie ebenfalls nickt.
"Das ganze hat vor etwa drei Jahren angefangen, Sommer 2016. Die Jungs haben natürlich schon Musik gemacht und total angesagt. Damals hab ich noch in so einer Table-Dance Bar auf der Reeperbahn gearbeitet. Eigentlich war ich nur für die Getränke zuständig und die anderen Mädels für Tänze und die Extrawünsche. Aber irgendwann kamen die Jungs in die Bar und Jonas hat Getränke bestellt. Es hat sofort gefunkt zwischen uns, er hat mich mit seinem mysteriösen und irgendwie aggressiven Blick sofort in seinen Bann gezogen. Jedenfalls hat der mich an diesen Abend gefragt ob ich mich noch zu ihnen setzte will und der Clubbesitzer/ Zuhälter war der Meinung ich soll das auf jeden Fall machen, vorallem da er mich fair bezahlen würde. Mir blieb dann nichts anderes übrig als den "Deal" anzunehmen. Am nächsten Morgen bin ich in Jonas Bett aufgewacht", sie macht eine Pause und unsere Blicke treffen sich. Ich lächele sie an und signalisiere, dass sie weiterreden kann wenn sie möchte.
"Jonas wollte mich natürlich bezahlen, jedoch hab ich das Geld eher widerwillig angekommen, da ich eigentlich nicht in dieses Milieu rein wollte. Aber seit den Tag hat Big D, Der Besitzer, mich ebenfalls für Extrawünsche angeboten und auch die Jungs kamen immer öfter. Jonas und ich haben und immer besser verstanden und ich habe jeden Abend noch Stunden nach meiner Schicht bei ihnen gesessen. Irgendwann wollte er mich dann für sich haben und hat mich "freigekauft", das war etwa im Feburar 2017. Seit diesem Tag war ich seine "persönliche Bitch" und es war okay. Ich habe angefangen gefallen daran zu finden und es hat mir sogar Spaß gemacht. Die Jungs, oder eher Jonas, haben mir eine Wohnung gestellt und alles was ich wollte, prinzipiell so wie es war als wir uns kennengelernt haben. Das mit Jonas und mir war aber schon lange auf einer ganz anderen Ebene und wir haben uns wirklich geliebt. Zumindest dachte ich das", ihre Augen füllen sich mir Tränen und ich reiche ihr ein Taschentuch, bevor ich schützend eine Hand auf ihre Schultern lege.
"Wir hatten den besten Sex der Welt, er hat mich überall mit hin genommen, mir die teuersten Kleider gekauft und alles gegeben was man sich als Frau wünschen kann. Irgendwann habe ich dann herausgefunden dass ich schwanger bin, er war Feuer und Flamme. Er meinte, dass es das beste ist was ihm passiert ist und er nach dem ganzen Scheiß in seiner Vergangenheit endlich Mal was positives erleben darf. Ich hab ihm geglaubt. Als ich im vierten Monat war sind die Jungs auf Tour gegangen, im Sommer 2017 und ich sollte eigentlich mit, kurz davor habe ich aber dann von Lisa erfahren. Er hatte schon seit einigen Monaten etwas mit ihr am laufen und die anderen Jungs, abgesehen von Bonez, wussten nichts von meiner Schwangerschaft, wie auch immer es möglich war dass die nicht gemerkt haben. Nach der Geburt von Noah kam er ins Krankenhaus und hat sich entschuldigt, er meinte er hätte sich von Lisa getrennt und gemerkt dass sie nur mit ihm gespielt habe. Er hat mich gebeten ihm zu verzeihen und für ihn und die Jungs zu arbeiten, so wie ich es vorher schon getan habe. So blind und verletzt wie ich war habe ich natürlich zugesagt.
Anfangs haben wir unseren Sohn zusammen groß gezogen, hin Jonas irgendeine Scheiße gebaut hat und die Bullen zu uns kamen, zusammen mit dem Jugendamt. Die haben ihn mir einfach weggenommen, mit der Begründung wir wären nicht in der Lage ein Kind groß zu ziehen", ihre Stimme zittert und sie beginnt zu weinen. Große Tränen kullern ihre Wangen hinunter und sie schluchzt in meine Schulter.Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, erzählt sie weiter: "Sie haben ihn zu meiner Schwester Samira gesteckt. Sie lebt ein Leben welches komplett anders zu meinem ist. Sie lebt streng muslimisch gläubig mit ihrem Mann in einer Wohnung hier in Berlin und erzieht keinen Sohn perfekt. Aber wir verstehen uns gar nicht, besonders aufgrund unserer verschiedenen Leben. Er war gerade Mal 5 Monate als sie ihn mir weggenommen haben. Jedenfalls habe ich seit diesem Tag wieder "Vollzeit" für die Jungs gearbeitet um den ganzen Scheiß zu vergessen. Die Beziehung zwischen Jonas und mir ging jedoch wenig später zu Brüche und er kam wieder mit Lisa zusammen. Seitdem führen die beiden eine On-Off Beziehung und sind scheinbar eine glückliche Familie. Das alles ist jedoch nichtmal das Problem, das schlimmste an der ganzen Sache ist, wie ich finde, dass er es den anderen Jungs verheimlicht hat. Er hat ihnen nie gesagt was wir hatten und dass wir einen gemeinsamen Sohn haben und jetzt soll ich ihm auch noch helfen...", beendet sie ihre Geschichte und auch ich muss mir die ein oder andere Träne verkneifen.
"Und hat deine Schwester Noah adoptiert?", Frage ich etwas später und Tea schüttelt den Kopf. "Jonas und ich konnten die Richter davon überzeugen, dass wir in der Lage sein werden ihn irgendwann zu uns zu nehmen und sie ihn nur in Pflege behalten sollten", antwortet sie und lächelt leicht.
"Hast du ein Foto von ihm?", frage ich und sie nickt, bevor sie aufsteht und ihr Handy holt."Das war Ende März 2018, es hat an diesem Tag geschneit, obwohl es schon Ende März war", verkündet sie mit einem breiten Lächeln, welches jedoch wenig später von Tränen überflutet wird, "Das ist das letzte Bild was ich von ihm habe. Zwar habe ich ihn nochmal gesehen, aber es ist eben das letzte Bild auf dem er noch mein Sohn war"...
Gegen Mittag kann ich Tea dazu motivieren mit mir etwas durch Berlin zu spazieren, es tut uns beiden gut mal etwas raus zu kommen. Wir spazieren entlang der East Side Gallery und holen uns einen frischen Eis Tee an einem Street-Food Stand. Ich versuche nach Möglichkeit alle Themen die sie irgendwie verletzten könnten zu umgehen, bis neben einem Schiffssteg an der Spree sitzen und eine vertraute Stimme hören: "Tea?", ruft eine Stimme die teils überrascht, aber teils verletzt klingt. Synchron drehen Tea und ich uns um und schauen in seine tiefbraunen Augen...
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GLAUB MIR ~Abgeschlossen
Fanfiction"Langsam zwängt auch er sich durch die Menschenmassen, dies ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Ich bewege mich weiterhin in Takt der Musik und schließe meine Augen, bis ich zwei starke Hände an meiner Hüfte spüre. Raphael war jetzt bei mir, langs...