Kapitel #13

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Harry stand in der Mitte des Eingangsbereichs und sah mich fragend an.

„Oh, Hallo Harry" sagte ich so beiläufig klingend wie möglich und wollte an ihm vorbei, um zur Treppe zu gelangen, die mich nach oben in mein Zimmer bringen sollte. Doch der Lockenkopf hielt mich an meinem Handgelenk zurück. Er erwischte genau dieselbe Stelle wie Brittanys Ex-Freund, weshalb ich schmerzerfüllt zischte. Sofort ließ er mich los. „Tut mir leid, das wollte ich nicht" seine tiefe Stimme drang an mein Ohr. „Komm mit, ich seh mir das mal an". Ich konnte nicht antworten, weswegen ich lediglich meinen Kopf schüttelte. „Bitte Louis, lass mich meinen Job machen" flehend sah Harry mich an. Seine grünen Augen wirkten so klar und strahlten förmlich. Ich gab meinen Widerstand auf und folgte ihm nach oben. Er öffnete mir die Tür zu seinem Arbeitszimmer und ließ mich vor sich eintreten. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seiner Aufforderung, die anderen Zimmer einfach selber an zusehen, nie nachgekommen war. So stand ich nun das erste Mal in diesem Raum. Ein großer Schreibtisch stand an der Wand vor dem Fenster. An einer anderen Wand war ein riesiges Bücherregal, welches bis obenhin mit medizinischen Fachlektüren gefüllt war. Ob er diese unzähligen Bücher wohl alle selbst gelesen hat?

Seine melodische Stimme holte mich aus meinen Gedanken „Setz dich". Ich kam seiner Aufforderung nach. Er selbst setzte sich auf den Drehstuhl, welcher meinem gegenüberstand. „Okay, lass mich mal sehen" sagte er, als er die nun behandschuhte Hand auf meine legte, um diese samt blutgetränktem Taschentuch von der Wunde zu entfernen. Konzentriert sah er sich meinen blutenden Kopf an. Und ich? Ich starrte ihn dabei an. Sein Gesicht war noch nie so nah an dem meinen gewesen. Ich atmete seinen Duft ein.

„Ich werde jetzt die Wunde reinigen und die Blutung stillen."

„Ich weiß auch nicht warum ich so stark blute, wie eine angestochene Wildsau" laberte ich ohne nachzudenken. Naja ich hab ja auch eine gegen den Kopf bekommen.

„Ach das ist vollkommen normal. An der Schläfe liegt die Haut sehr dich am Knochen auf, was dazu führt, dass man bei Verletzungen ziemlich schnell und stark blutet" gab Harry vollkommen entspannt zurück. Er nahm einen Wattebausch und tränke ihn in einer durchsichtigen Flüssigkeit. „Das zieht jetzt vermutlich ein bisschen" warnte er mich vor, bevor er den Wattebausch nun an meine Wunde legte, um diese zu reinigen. Ich zuckte leicht. „Keine Sorge, ist gleich vorbei" der Klang seiner Stimme schaffte es mich zu beruhigen und von dem Schmerz abzulenken. „Magst du mir vielleicht mal verraten wie das passiert ist?"

„Ähm i-ich bin hingefallen, ich bin verdammt tollpatschig"

„Da musst du aber echt tollpatschig gewesen sein, hinfallen und dann auch noch gegen die Faust von jemanden fallen." Geschockt starrte ich ihn an. Woher wusste er das nur?

„Weißt du, du musst es mir nicht sagen, ich bin Arzt und kein Psychologe. Ich möchte nur wissen ob das etwas Einmaliges war oder ob ich lieber darauf vorbereitet sein sollte, dass du vermutlich öfter so ramponiert nachhause kommst." Seine Fürsorge berührte mich auf eine eigenartige Weise. Zuerst lässt er mich links liegen und nun kümmert er sich so liebevoll um mich. Ach Louis, bilde dir nichts ein, er ist Arzt, das ist nunmal sein Job, meldete sich meine innere Stimme zu Wort.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht anlügen" gab ich beschämt zu.

„Schon okay, täglich lügen mich Patienten wegen allen möglichen Dingen an."

Ich fühlte mich schlecht, er sollte nicht auch noch in seinen eigenen vier Wänden angelogen werden.

Ich atmete tief ein. „So ein Typ aus der Uni" ich machte eine Pause. „Er dachte ich hab was mit seiner Freundin.- Naja eigentlich Ex Freundin", sagte ich schulterzuckend.

„Und hast du?" er sah mir nun direkt in die Augen.

„N-nein ich-sie ist nicht mein Typ" aufgrund seines intensiven Blicks begann ich zu stottern.

„So, nicht dein Typ also?" Wiederholte er meine Worte mit Frageintonation. Der Lockenkopf wand sich wieder meiner Verletzung zu.

„Ja, Ich spiel nicht im Team Vagina", wenn ich schon ehrlich sein wollte, dann gleich ganz.

Kurze Stille trat ein bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ich verstehe". Ich bildete mir ein, ein kleines Lächeln über seine roten Lippen huschen zu sehen.

„So, fast fertig. Wurdest du sonst noch wo verletzt?" ich dachte an meine schmerzenden Rippen. „Ähm Nein, denke nicht."

„Okay, ich werde sicherheitshalber noch deinen Thorax untersuchen. Bei solchen Verletzungen verliert man schnell das Bewusstsein und könnte überkippen" erkläre er mir.

„Meinen was?" ich hatte absolut keine Ahnung was er meinte. Doch plötzlich rutsche er noch näher an mich ran und nahm den Saum meines T-Shirts in die Hand.

„Darf ich?" fragte Harry mich und sah mir erneut mit einem intensiven Blick direkt in meine blauen Augen. Schüchtern nickte ich. Langsam hob er mein T-Shirt an und beäugte meinen mittlerweile blau gewordenen Brustkorb. Es war mir peinlich ihm so ausgeliefert zu sein. Sanft tastete er meine Prellungen ab. Seine zärtlichen Berührungen verpassten mir eine Gänsehaut. Bitte lieber Gott lass ihn das nicht mitbekommen. Wieder huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen. Oh Nein er hat es gesehen. Geistig schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Ich glaube wir haben Glück und es ist keine schlimme Thoraxprellung, weshalb die Hämatome in ein paar Tagen wieder verschwunden sein sollten. Dennoch solltest du dich erstmal schonen."

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt