Kapitel #50

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Mein Geruchssinn, war der erste der zurückkehrte. Ich vernahm den lieblichen Duft, der mir allzu bekannten Duftkerze. Langsam breitete er sich in der Luft aus und erfüllte bald den gesamten Raum.

Auf den Geruchssinn folgte mein Tastsinn. Seidiger Stoff streichelte meine Haut.

Meine Augenlider fühlten sich so schwer an. Ich nahm alle Kraft zusammen, um sie nur ein kleines Stück zu öffnen.

Mühselig schaffte ich es, sie ein Spalt anzuheben.

Ich erkannte eine Silhouette, die stumm auf der Kante des Bettes saß, auf dem ich lag. Das schwache Licht einer Nachttischlampe, tanze über die Haut der Gestalt. Sie streckte eine Hand nach mir aus. Ich erkannte Narben und Tattoos.

Meine zurückkehrende Kraft bündelte ich in meinem rechten Arm, welchen ich nach der Gestalt ausstreckte.

Ich fasste ins Leere, zerschlug die Silhouette.

Mein Arm plumpste schwer auf die Matratze.

War das wieder nur ein Traum?
Hatten meine Sinne mich erneut erfolgreich ausgetrickst? Entsprang der nervenaufreibende Flug nur meiner Vorstellung?

Meine Augenlider wurden wieder schwer. Die Dunkelheit griff nach mir und zog mich mit sich.

Das Zimmer war abgedunkelt. Ich erkannte nicht, ob es Tag oder Nacht war, als ich meine Augen wieder öffnete. Diesmal fiel es mir leichter. Die Müdigkeit war verschwunden und meine Kräfte zurückgekehrt.

Mein Zeitgefühl war mir jedoch vollständig abhandengekommen. Wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte.

Langsam erhob ich mich. Der Boden unter meinen nackten Füßen war kalt. Ich blickte an meinem Körper herunter. Ich trug weiße Shorts und ein dazu passendes weißes Shirt.

Diese Kleidung gehörte nicht mir.

Zögernd lief ich die Treppe hinunter.

Ich erschrak. Jemand saß in der Küche.

Erst bei genauerem hinsehen, erkannte ich, dass es Harry war. Durch seine kurzen Haare sah er anders aus. Nicht weniger schön, aber eben anderes.

Harry saß am Küchentisch und starrte auf die Tischplatte vor sich. Er sah aus wie der Schatten seiner selbst. Er regte sich nicht.

Ich dachte, er hatte mich noch gar nicht wahrgenommen als plötzlich seine raue Stimme durch den Raum bis zu mir hallte. „Wie fühlst du dich?" Harry wirkte ruhig, fast schon mechanisch. Als hätte er sich die Worte vorher genauestens zurechtgelegt.

„Gut." Ich tapste die letzten Stufen nach unten und ging auf ihn zu. Er regte sich immer noch nicht.

„Harry ich.." setzte ich an, doch er unterbrach mich.

„Ich habe Dir ein Flugticket besorgt." Er schob das bedruckte Papier mit einer schnellen Bewegung über den Tisch. Ich stoppte es nicht an der Tischkarte, weshalb es dumpf zu Boden fiel.

„Du schickst mich wieder weg?" war das erste das ich darauf erwidert konnte.

Harry gab mir keine Antwort, starrte weiter vor sich hin.

„Ich habe den Kuss nicht erwidert!" platze es aus mir heraus.

„Es geht mir nicht um den Kuss, Louis." Er spuckte mir den Satz entgegen. Bei meinem Namen rümpfte er die Nase, als würde es ihm Missfallen ihn in den Mund zu nehmen. „Du hast mich angelogen!" Er verlor seine Konzentration, die Ruhe brach ein.

„Du hast mich genauso angelogen!" schrie ich ihn an.

Zum ersten Mal, hob er seinen Kopf an. Seine Augen waren dunkel und funkelten vor Zorn.

„ICH habe DICH angelogen?" Harry erhob sich, seine Zähne knirschten als er sie aneinander rieb. Sein Kiefer war angespannt.

Ich schluckte. „Das Baby, die Frau. D-du hast mir immer gesagt, du willst keine Familie."

Seine Mine verdunkelte sich noch mehr. „Oh jetzt verstehe ich langsam. Nur deshalb bist du hier her gekommen." Er schnaubte verächtlich. „Wegen ihr."

Ich wollte so viel sagen, aber ich blieb stumm. Angst kroch durch meine Adern.

„Ist das dein Ernst?!" brüllte Harry mich an.

„Nein Harry.." setzte ich an, versuchte ihn zu beruhigen, aber meine Stimme klang so zart und zerbrechlich im Kontrast zu seiner, bis sie schlussendlich vollkommen versagte.

Man konnte sehen, wie all der Zorn, den er über die Monate angestaut hatte, auf einmal über ihn hereinbrach. Die Venen an seinem Hals traten deutlich hervor und schimmerten dunkelblau.

Ein lautes Knurren kam tief aus Harrys Brust. Wie ein Löwe, der in jeder Sekunden zum Sprung ansetzen würde, spannte er jeden Muskel seines Körper an. Seine Augen waren weit aufgerissen. In ihnen tobte ein Sturm.

Er machte einen Satz nach vorne. Der Löwe war dabei seine Beute zu erlegen. Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ich konnte weder vor, noch zurück.

Keiner konnte mir helfen. Ich war alleine. Alleine in der Höhle des Löwen.

Harry wirbelte einen kalten Windhauch auf, als er in einer schnellen flüssigen Bewegung auf mich zu kam. Bedrohlich baute er sich vor mir auf. Seine Hand nach mir ausgestreckt.

Ein Blick in seine hasserfüllten Augen und ich begriff es.

Sein Inneres kämpfte nicht zwischen Liebe und Hass. Der Hass, hatte vor langer Zeit gewonnen. Ich hatte ihm Schmerzen zugefügt und nun war er dran, mir Schmerzen zuzufügen.

Ein erneuter Windhauch entstand, als seine Hand auf mich zu sauste. Die Luft streichelte meine Haut. Kündigte seinen Schlag an.

Ich schloss meine Augen, spannte jeden Muskeln an, um meinen Körper so gut wie möglich, auf Schmerzen vorzubereiten und vor Verletzungen zu schützen.
Mein Herz hämmerte in meiner Brust.

Dann passierte es.

Ich fühlte seine Ringe kalt an meiner zarten Haut, als seine Hand, auf meine Wange traf.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt