Kapitel #38

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Mit schweißnassen Händen stand ich vor dem kleinen Café. Meine Gedanken kämpften miteinander. Wie der Teufel und der Engel auf meiner Schulter. Soll ich? Soll ich nicht? Ich befand mich zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht.

Ich atmete tief durch und versuchte damit, meinen rasenden Herzschlag etwas zu beruhigen. Zittrig legte ich meine Hand an die Tür und drückte dagegen. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Ich wollte mich gerade umdrehen und es als Schicksal ansehen, dass abgesperrt war, als ich das kleine Schild sah, auf dem „ziehen" stand.

Ich seufzte. Zum Teil wegen meiner eigenen Dummheit und zum anderen, weil ich hoffte, dass vielleicht wirklich abgesperrt war und ich somit wieder gehen konnte.

Der metallische Türgriff lag kalt in meiner Hand. Zögernd setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich ließ meinen Blick durch die Räumlichkeiten schweifen, auf der Suche nach einer bestimmten Person. Doch ich wurde nicht fündig. War ich zu früh? Hat er es sich doch anders überlegt?

„Louis!" ertönte es direkt neben mir. Ich drehe mich um und sah direkt in seine braunen Augen.

„Dylan" meine Stimme, klang wie die eines anderen Menschen. In diesem Moment, war ich mir selbst so fremd. Was tat ich hier?

Vor meinem geistigen Auge spielten sich alle Szenarien von damals ab.
Ich arbeitete neben meinem Studium in einem kleinen Restaurant, am Ende der Straße, in der auch unsere gemeinsame Wohnung war. Das Restaurant lief nicht mehr so gut wie es einst tat. Weshalb Eva, meine Chefin, mich entlassen musste. An diesem Tag kam ich früher in die Wohnung zurück.

„Dylan?" wie ein Echo hallte meine Stimme durch die Wohnung. „Dylan? Wo bist du? Eva hat mich entlassen." Ich bekam keine Antwort. Meine Beine trugen mich zu unserem Schlafzimmer, schwungvoll stieß ich die Tür auf.

„Fuck Louis, was tust du hier?" Dylan zog gerade seinen Schwanz aus dem Arsch meines damals besten Freundes.

„Du fragst mich was ich hier tue? Verdammt, was zur Hölle tust du hier?" schrie ich.

„Ja was bist du auch so früh hier?" fauchte er zurück.

„Louis, ich kann das erklä..." meldete sich mein ‚bester Freund' zu Wort.

„Du hälst die Schnauze" fuhr ich ihn an. „Willst du jetzt etwa sagen, dass das meine Schuld ist?", wand ich mich wieder an Dylan. Meine Stimme war von Empörung und Schmerz durchträngt.

„Natürlich ist es deine Schuld, Louis. Du hast mich dazu gezwungen. Du hattest nur noch Zeit für deine Arbeit und dein Studium. Da musste ich mich eben anderweitig umsehen." Er sagte dies, als wäre es das Normalste der Welt. Als wäre es eine Nichtigkeit, dass er mich betrog, während ich versuchte Geld zu verdienen, damit wir irgendwie über die Runden kamen.

„Da hast du dich aber nicht weit umgesehen, wenn du meinen besten Freund fickst!" rief ich, bevor ich aus dem Zimmer stürmte.

Und nur stand ich hier. So nah vor ihm, dass sein warmer Atem meine Haut streifte.

Er zog mich in eine Umarmung. "Es ist so schön dich nach all der Zeit wieder zu sehen." Stocksteif blieb ich stehen, meine Arme hingen schlaff neben meinem Körper, ich hatte nicht vor, sie um ihn zu legen. Dylan merkte wie unangenehm mir die Situation war. Er ließ seine Arme sinken. "Setzten wir uns doch."

"Was willst du Dylan?" fragte ich ihn ungeduldig, sobald wir uns an einen kleinen Tisch setzten, der in der Ecke am Fenster stand.

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen" es klang aufrichtig, in seiner Stimme erkannte ich so etwas wie Reue, dennoch fiel es mir schwer, ihm Glauben zu schenken.

"Etwas zu spät, findest du nicht?" sagte ich schnippisch.

"Ich weiß, nichts kann das wieder gut machen, was ich dir angetan habe, Louis." Er griff nach meiner Hand. Ich zog sie zurück. "Ich war ein Arsch" fuhr er unbeirrt fort, „das habe ich jetzt erkannt. Ich wusste einfach nicht, wie man mit solch einem tollen Menschen, wie du es bist, um geht. Ich habe versagt, ich habe dich enttäuscht und dich verloren. Glaube mir, es vergeht kein einziger Tag, an dem ich nicht an dich denke und mich dafür verfluche, was ich getan habe."

Dylans Monolog dauerte mehrere Minuten. Mehrer Minuten in denen seine Worte auf mich einprasseln. Mehrere Minuten, in denen ich meine Teetasse, welche vor mir stand, anstarrte. Ich sagte kein Wort und blickte auch kein einziges mal zu ihm auf.

Als wir ausgetrunken hatten, verließen wir gemeinsam das Café. Gentlemanlike hielt er mir die Tür auf. Ich rang mir ein Lächeln ab.

"Weiß du noch was das hier ist?" durchbrach Dylan die unangenehme Stille zwischen uns. Ich hob meinen Blick, welcher beim Gehen die gesamte Zeit über, auf meine Füße fixiert war. Ich sah mich um. Wir standen in einem Park, direkt vor einer Brücke, die über einen kleinen Teich führte.

"Hier hatten wir unseren ersten Kuss" sagte ich leise in Gedanken versunken.

"Ja genau" er trat einen Schritt näher an mich heran. "Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Manchmal komme ich hier her und denke an die alten Zeiten zurück."

Meine Aufmerksamkeit driftete zusammen mit meinen Gedanken ab. Ich starrte auf den kleinen Teich. Das Licht tanze über die dünne Eissicht, die sich auf der Oberfläche gebildet hatte. Erst als seine Hand meine Wange streifte, merkte ich, wie nah er nun vor mir stand. Meine Wimpern berührten die Haut knapp unter meinen Augenbrauen, als ich zu ihm aufsah. Ich spiegelte mich im Dunkelbraun seiner Augen.

Alles ging so schnell. Viel zu schnell, als das ich hätte reagieren können. Ich schmeckte den Tabak, als er mit seiner Zunge über meine leckte. Seine Bartstoppeln kratzten wie Schleifpapier an meiner Haut. Ich war wie in Trance. Mein Gehirn schickte keine Impulse durch meine Nervenbahnen.

Harrys stechend grüne Augen tauchten in meinem Kopf auf und befreiten mich aus meiner Starre. Ich stieß Dylan von mir. Er taumelte erschrocken zurück. "Keine Ahnung was du hier vor hast, aber ich bin glücklich vergeben, an einen tollen Mann, der um so vieles besser ist als du." Meine Stimme war brüchig, ich wirkte nicht sonderlich überzeugend.

Tränen stiegen in mir auf, als ich durch den Park zum Haus meiner Mutter eilte. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich schielte über meine Schulter. Doch Dylan schien mir nicht nachzulaufen. Ich verlangsamte meine Schritte und atmete tief durch. Mit zittrigen Händen, zog ich mein Smartphone aus meiner Hosentasche und klickte auf Harrys Chat.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt