Kapitel #29

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„Harry?" fragte ich in die Ruhe des Morgens. Ich lag immer noch eingekuschelt an Harrys Brust.

„Hm?" kam es noch leicht verschlafen von dem Lockenkopf.

„W-was sind wir eigentlich?" gab ich schüchtern hervor.

„Naja grundsätzlich stammen wir vom Homo erectus ab, welcher sich durch die Revolution weiterentwickelt hatte und so entstand der Homo sapiens. Und Homo sapiens bedeutet..."

„Das meinte ich nicht, Harry" unterbrach ich ihn in seinem
Vortrag.

„Gut, was meintest du denn dann?" Er setzt sich etwas auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfende des Bettes.

„Ich meine, das hier" ich wedelte mit meinen Händen zwischen uns her.

Er beugte sich zu mir nach unten und gab mir einen Kuss auf den Bauch. „Das ist der schönste Homo sapiens denn ich kenne." Gierig leckte er sich über die Lippen und war schon drauf und dran seine Hand unter die Decke wandern zu lassen. Der Jäger.

„Harry!" stoppte ich ihn. „Ich meins ernst. Ich versuche dir gerade zu sagen, dass ich dich lie.."

„Nein das tust du nicht!" unterbrach er mich harsch und erhob sich ruckartig aus dem Bett. Schnell streifte er sich Boxershort und Hose über.

„Doch Harry, das tue ich. Ich liebe dich und möchte nichts mehr, als mit dir zusammen zu sein."

Er drehte sich zu mir um, seine Augen funkelten mich wütend an. „Nein Louis. Du gehörst nicht hier her. Du gehörst nicht nach Amerika und am aller wenigsten gehörst du an meine Seite." Harry erhob seine Stimme, mit jedem Wort wurde er lauter. Der Gejagte.

Ein riesiger Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich schluckte mehrmals, in der Hoffnung ihn los zu werden. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Ich versuchte sie wegzublinzeln.

„Ich bin nicht gut für dich" fuhr er fort. „Versteh das doch endlich. Du bist gut und ich bin schlecht."

„Warum solltest du schlecht sein?" Beim Sprechen konnte ich meine salzigen Tränen auf meinen Lippen schmecken.

„Ich bin ein Arzt, der täglich Menschen rettet und dabei, kann ich mich nicht mal selbst retten. Ich bin verloren Louis. Aber du, du bist es nicht." Seine Mine wirkte verzweifelt. Er fuhr sich hastig durch die Haare, ehe er weiter sprach. „Du bist der, der mich vor dem Ertrinken rettet, aber ich, ich bin das Wasser, in dem du ertrinken wirst." Beschämt blickte er zu Boden.

„Erkennst du nicht, was du hier tust?" Ich erhob mich aus dem Bett und machte einen Schritt auf ihn zu. Wie als wäre er mein Spiegelbild, wich er zeitgleich einen Schritt zurück.

„Doch, ich erkenne was ich tue. Ich bewahre dich vor einem großen Fehler."

„Und welcher Fehler soll das bitte sein?" schniefte ich.

„Ich. Ich bin dieser Fehler!"

„Das ist doch Schwachsinn" gab ich laut zurück.

„Ist es nicht Louis. Gott wusste, ich war ein Fehler. Meine Eltern wussten Ich war ein Fehler.  Bereits nach 6 Tagen wusste sie, dass sie mich nicht wollen. Ich hätte sterben sollen." Er lachte sarkastisch auf. „Aber Carlayh hat mir das Leben gerettet und somit ihren Plan durchkreuzt. Und dann? Keine 18 Jahre später, hatte ich einen schweren Verkehrsunfall, bei dem ich beinahe ums Leben gekommen wäre. Soll das alles etwa Zufall sein? Ich bitte dich Louis, so naiv kannst nicht mal du sein." Wieder dieses sarkastische Lachen. Ich würde lügen, wenn ich sage, er machte mir damit keine Angst.

„Weil deine Eltern dich verlassen haben, denkst du, du wärst es nicht Wert geliebt zu werden. Du hast einfach nur Angst, Angst davor verlassen zu werden. Aber ich werde dich nicht verlassen Harry." Ich wollte eine Hand nach ihm ausstrecken, aber er wich erneut zurück.

„Oh doch das wirst du. Irgendwann wird der Tag kommen und du wirst erkennen, dass jemand anderes besser zu dir passt. Jemand der nicht wie ich ein Gefangener ist. Ein Gefangener seiner eigenen Vergangenheit. Wenn du diese Person triffst, oder wer weiß, vielleicht kennst du diese Person auch schon, dann wirst du mich verlassen. Du wirst keine Sekunde zögern und mich einfach verlassen. Du verlässt mich wie alle andern auch." Harry spuckte mir die Worte entgegen. Verachtung lag in seinem Blick.

„Harry, hör auf damit." Ich flehte ihn an. Tränen liefen in Strömen über mein Gesicht. „Blende das alles aus. Vergiss deine Vergangenheit. Vergiss den Autounfall. Vergiss, dass du Arzt bist. Vergiss, dass das Krankenhaus deiner Verantwortung unterliegt. Vergiss das alles. Wenigstens für eine Sekunde." Ich stand auf. Legte meine Hände an seine Wangen. Seine Locken kitzelten an meinem Handrücken. Ich drehte seinen Kopf in meine Richtung, zwang ihn mich anzusehen. Zu meiner Überraschung, schreckte Harry diesmal nicht zurück.

„Sie mich an und sag mir, ob es irgendetwas in dir gibt, irgendeine Kleinigkeit, die so etwas wie Liebe für mich empfinden könnte?" Er schien sich zu entspannen. Er gab seine Kampfhaltung auf, seine Gesichtszüge wurden weicher. Harry legte seine Stirn an meine.

„Da muss ich gar nicht lange überlegen." Er atmete tief ein. „Bereits in den ersten Sekunden in denen du vor mir standest, mit dem Schuh in der Hand..." ein Lächeln zierte seine Lippen. „Ich war dir sofort verfallen." Mit seinem Daumen trocknete er meine Tränen. „Manchmal glaube ich ja, das Carlayh und Delila ihr Haus absichtlich ramponiert haben. Sie wussten vermutlich, du würdest mich aus meinem Loch ziehen." Er gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn.

„Vertraust du mir? Gibts du uns eine Chance?" fragte ich ihn, es war kaum mehr als ein flüstern.

Zögerlich begann der Lockenkopf zu nicken. Er sah mich verträumt an. „Außerdem kann ich dich sowieso nicht mehr leugnen." Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Paparazzis haben uns abgelichtet, als wir gemeinsam in der Stadt waren. Ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich Angst davor hatte, wie du wohl reagieren würdest." Harry kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Ich riss schockiert die Augen auf. „Keine Sorge" fuhr er fort, „du siehst verdammt gut auf den Bildern aus."

„Hast du jetzt eh keine Probleme, weil sie nun wissen dass du.." Ich wusste nicht wie ich den Satz beenden sollte.

„..das ich Bi bin? Nein keine Sorge, dass wussten sie vorher sicher auch schon." Er lächelte mir zu und strich flüchtig über meine Wange. Seine Berührung hinterließ ein angenehmes Feuer auf meiner Haut.

„Also kann ich meinen Eltern, wenn ich sie an meinem Geburtstag anrufe, sagen, dass wir nun zusammen sind?" Erwartungsvoll blickte ich zu Harry hoch.

„Ich denke, da spricht nichts dagegen." Ich grinste glücklich, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Aber Louis?" Seine Stimme klang ernst und holte mich unsanft zurück auf den Boden. „Bitte mach, dass ich es nicht bereuen werde."

„Du wirst es nicht bereuen, Harry." Ich sagte es mit vollster Überzeugung. Denn zu diesem Zeitpunkt, wusste ich noch nicht, was passieren wird.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt