Kapitel #42

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Tag 121 ohne Harry.

Mit jeder Minute die verstrich, jedem Tag der verging, verblassten meine Erinnerungen an den grünäugigen Lockenkopf, immer mehr. Ich vergaß, den Klang seiner Stimme, das Funkeln seiner Augen. Ich vergaß, wie sich seine Finger auf meiner Haut anfühlten oder seine Lippen auf den meinen.

Aber war es nicht genau das, wonach sich jeder, nach einer schmerzhaften Trennung, so sehr sehnte? - Zu vergessen? Nach vorne zu blicken und weiter zu machen, als hätte es die andere Person nie gegeben?

Ich wollte das nicht und ich konnte das auch nicht. Im Gegensatz zu Harry, dem es offensichtlich ziemlich leicht gefallen war. Er hatte noch immer keine meiner Nachrichten oder Anrufe beantwortet. Und mit jedem weiteren Tag der ins Land zog, schwand meine Hoffnung mehr und mehr. Er hatte mich aus seinem Leben gestrichen.

Nur ein einziges Mal, schaffte ich es, jemanden aus der Familie Styles ans Telefon zu bekommen.

Es tutete.

Ewig lang passierte nichts, bis ich plötzlich Delilas Stimme auf der anderen Seite der Leitung hören konnte. Ich war mir nicht sicher, ob sie es wirklich war, oder ob mir meine Sinne wieder nur etwas vorspielten, wie sie es in letzter Zeit so oft getan hatten.

„Delila?" fragte ich nach wenigen Sekunden der Stille.

„L-Louis?" Verwunderung lag in ihrer Stimme.

Ich musste mich kurz sammeln, ehe ich weiter sprechen konnte. „Wie geht es euch?"

Normalerweise antwortete man auf diese Frage mit einem einfachen „gut" ohne lange darüber nachzudenken. Egal ob es die Wahrheit war oder nicht. Aber Delila, schien wirklich zu überlegen. Entweder, weil sie nicht sicher war, ob sie ehrlich zu mir sein sollte, oder weil sie selber gar keine Antwort auf diese Frage wusste.

Einen kurzen Moment war es Still, ich dachte schon, sie hätte aufgelegt, doch dann ertönte das nichtssagende „gut", mit dem ich bereits gerechnet hatte.

„Delila ich..."

„Hör zu Louis.." unterbrach sie mich. „..ich sehe dich als einen Teil meiner Familie. Du bist für mich genauso ein Sohn wie Jaydon und Harry auch.." Bei dem Klang seines Namens, musste ich schlucken. So lange, hatte ich ihn schon nicht mehr gehört.

„Aber Louis.." sprach sie weiter. Ich konnte deutlich hören, dass sie weinte. Ihre Stimme war brüchig. „... er hatte sich so verändert. I-ich ich war dabei mein Kind zu verlieren." Immer mehr Tränen schienen sich auf den Weg zu machen. Sie schluchzte. „Ich glaube, er hat sicher wieder gefangen und es geht langsam bergauf."

Ich war der Meinung, ich freute mich über diese Worte. Doch mein Körper teilte diese Meinung offenbar nicht, da sich meine Kehle zuschnürte und mein Herz mir unangenehm bis zum Hals schlug. „Louis, auch du solltest wieder nach vorne blicken. Lass Harry gehen."

Ihre letzten Worte, waren so leise, dass ich sie fast nicht hören konnte und dennoch lösten sie ein riesiges Beben in mir aus. Meine Augen füllten sich mit Tränen, bis es so viele waren, dass sie mir stumm über die Wange kullerten.
„Delila.." setzte ich nochmals an, doch ich wurde von dem Tuten unterbrochen. Die Leitung war tot.

Der Anruf, war bereits mehrere Wochen her und ich wollte ihren Ratschlag wirklich befolgen. Doch wie konnte man etwas gehen lassen, dass man schon vor langer Zeit verloren hatte?

Ich versuchte dem Verfall meiner Erinnerung entgegenzuwirken, indem ich nahezu täglich, das Internet durchforstete, in der Hoffnung, neue Fotos von ihm zu entdecken. Meine Chancen standen gut. Vor einigen Tagen war ein Event, bei dem Gesundheit und der medizinische Fortschritt im Fokus standen. Harry war sicher geladen. Nun lag es an mir, herauszufinden, ob er auch wirklich dort erschienen war.

In Gedanken verloren, klickte ich mich durch einen Haufen an Bildern und Berichten, ohne nur einen einzigen davon zu lesen, als plötzlich ein smaragdgrünes Augenpaar meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog.

Da stand er.

Er war vollständig in Schwarz gekleidet

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Er war vollständig in Schwarz gekleidet. Er blieb sich selbst treu, indem die oberen Knöpfe des seidigen Hemdes offen standen. Seine Haare trug er mittlerweile etwas kürzer, sie reichten ihm nur mehr bis zur Schulter, aber dennoch waren seine bezaubernden Locken perfekt zu erkennen. Harrys rosige Lippen formten ein Lächeln. - Ein echtes Lächeln.

Er sah nicht aus wie ein 27 jähriger Arzt, der eine schreckliche Vergangenheit vorzuweisen hatte. Er war weder der Jäger, noch der Gejagte. Er war einfach nur Harry. Irgendetwas schien den Kampf, in seinem Inneren, ein für alle mal, bekämpft zu haben.

Diesmal haderte ich nicht mit mir selbst darüber, ob ich es gut fand oder nicht. Ob es mich glücklich machte oder doch traurig.

Er lächelte und ich weinte.

Er strahlte und ich verblasste.

Er blühte und ich verwelkte.

Er lebte und ich starb.

...und das war gut so.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt