Kapitel #18

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Ich hatte so gut wie nichts geschlafen. Die ganze Nacht hatte ich überlegt wie ich das wieder gut machen kann. Das ist nichts, das mit einem einfachen „Es tut mir leid" wieder in Ordnung ist. Ich habe ihn praktisch dazu gezwungen, zuzugeben dass er adoptiert ist. An Harrys stelle würde ich nie wieder mit mir reden. Die Tatsache, dass er abgehauen ist und ich nicht weiß wann und ob er überhaupt wieder kommt, macht das ganze nochmal schwerer.

Ich beschloss mich ins Wohnzimmer zu setzten und zu warten. Egal wie lange es dauern würde. Den Fernseher ließ ich ausgeschaltet, um nicht versehentlich das Klicken des Türschlosses zu überhören.

Ich saß den ganzen Tag meinen Arsch flach. Mal starrte ich aus dem Fenster. Mal starrte ich mich selber in der Spiegelung des ausgeschalteten Fernsehers an. Draußen wurde es langsam dunkel und ich merkte wie meine Augenlider schwer wurden. Langsam aber sicher legte sich der Schlaf über mich. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. Doch diesen Kampf konnte ich nur verlieren.

Ich schreckte hoch, als ich mein Handy vibrieren spürte. Ich ignorierte die Nachricht, die eingegangen war, sondern blickte auf die Uhr. Es war mittlerweile 1 Uhr nachts. Verdammt! Ich hatte ganze zwei Stunden geschlafen. Schnell sprang ich auf und lief durch den Eingangsbereich, dort angekommen riss ich die Tür auf. Der Range Rover parkte auf dem weißen Kies. Harry musste hier sein. Sofort drehte ich mich um und suchte sowohl das Haus, als auch den Garten nach ihm ab. Nein, Nein, hier ist er nicht, hier auch nicht... Warum hat dieses Haus so viele Räume? Ich fluchte. Ich ging gerade die Treppe hoch, also ich ein Geräusch aus dem Zimmer am Ende des Flures vernahm.

Langsam ging ich auf das Zimmer zu, ich atmete noch einmal tief durch und versuchte mir meine Worte zurechtzulegen. Zögernd klopfte ich.

Eine ganze Weile passierte nichts. Grade als ich mich enttäuscht davon machen wollte, hörte ich Schritte auf der anderen Seite der Tür.

Die Türe wurde geöffnet und ich sah in das ausdruckslose Gesicht des Amerikaners. Seine Mimik war noch genauso maskenhaft und verhärtet wie gestern. Ich konnte noch gar kein Wort sagen, da spürte ich schon die Tränen in mir aufsteigen. Was nicht unbemerkt blieb. So schnell konnte ich gar nicht schauen, drückte mich der Lockenkopf sofort an seine Brust. Erst jetzt wurde mir bewusst wie groß er eigentlich war, denn er konnte sein Kinn problemlos auf meinem Kopf ablegen. Er sagte nichts, sondern hielt mich einfach nur im Arm. Seine linke Hand lag auf meinem Hinterkopf und drückte mich sanft in seine Halsbeuge, während mir seine rechte Hand streichelnd über den Rücken für.

Wie kommt es, dass er derjenige war, der mich beruhigte, obwohl es doch ich war, der Mist gebaut hatte.

Minuten vergingen in denen ich einfach nur regungslos an ihn gedrückt stand, mein Gesicht an seiner Brust verborgen hielt und seinen angenehmen Duft einatmete.

Weitere Minuten vergingen bist der klang seiner schönen Stimme die Stille durchbrach.

„Hör auf zu weinen, bitte", es lag so viel Sorge in seiner Stimme, weshalb ich nicht anders konnte als noch mehr zu weinen. Ich war so ein unglaublicher Arsch zu ihm, ich hatte ihn beschimpft, ihn genötigt, mir etwas aus seiner Vergangenheit zu erzählen, wofür er offensichtlich noch nicht bereit war.

„E-es t-tut mir so l-leid...." begann ich vor mich hinzustottern.

„Du konntest es nicht wissen" versuchte er mich weiter zu beruhigen.

„Ich hab mich benommen wie der größte Arsch"

„Ach das tun wir doch alle mal", er lockerte seinen Griff, legte mir eine Hand unter mein Kinn und hob so meinen Kopf an. Er zwang mich, ihm direkt in die wunderschönen smaragdgrünen Augen zusehen.

Seine Gesichtszüge waren plötzlich nicht mehr maskenhaft und starr, sondern wieder genauso lieblich und kindlich wie zuvor. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Na komm", sagt er zu mir und ging in das Innere des Zimmers.

„Was hast du vor?"

„Du meintest doch, du weißt nicht wer oder was ich bin. Vielleicht hast du recht und es ist Zeit."

Ich antwortete nicht darauf, sondern folgte ihm. Er setzt sich auf das große Bett und signalisierte mir, sich neben ihn zu setzten. Ich kam seiner unausgesprochenen Aufforderung nach und saß wenige Sekunden später neben ihm.

Er sah aus dem Fenster als er langsam zu sprechen begann.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt