Kapitel #55

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Harrys Tränen liefen ihm unaufhörlich übers Gesicht, bis sie schlussendlich von seinem Kinn tropften un sein Hemd nass machten.

Er wusste nicht, wie lange er nun schon hier gesessen hatte. Es könnten Sekunden, aber genauso auch Tage gewesen sein. Es war ihm egal. Alles erschien so Nichtig und Sinnlos.

Harry dachte, er würde sich besser fühlen, wenn er sich von Louis befreit. Doch satt sich zu befreien, hat er sich das Leben genommen. Er war wieder nur die leere Hülle, die er war, bevor er Louis kennen lernte.

„Verdammte scheiße, was habe ich getan?!" schrie er tränen aufgelöst. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schlug auf die Wand ein. Die Haut an seinen Knöcheln platze auf. Blut lief aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Aber Harry hörte nicht auf. Er schlug immer weiter auf die Wand ein, bis auch sie blutverschmiert war.

Bebend sank er zu Boden, als ihn seine Kraft verließ. Seine Hand zitterte.

Er blickte auf den Ring.

Er wusste, was zu tun war.

Er musste ihn los werden.

Der Schmerz machte es ihm nahezu unmöglich seine Finger auszustrecken.

Harry stieß einen schmerzverzerrten Schreis aus, als er mit seiner linken Hand, seine verkrampften Finger aufbog. Sie knackten und knirschten. Seine Knöchel hatten sich mittlerweile Blau verfärbt und Blut sickerte weiterhin aus der verletzten Haut.

Er zog den Ehering von seinem Finger. Harry wog ihn in seiner unverletzten Hand hin und her. Sein Blick war starr auf ihn gerichtet. So viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Immer wieder tauchte Louis' Gesicht vor seinem Inneren Auge auf. Er versuchte es nicht beiseite zu schieben. Stattdessen prägte er sich jedes noch so kleine Detail ein. Wie ein Halbblinder, der die Fähigkeit zu Sehen, bald vollständig verlieren würde.

Er verwarf alle bisherigen Gedanken, als ein neuer in den Vordergrund rückte.

Harry schloss seine Finger um den Ring.

Er sprang auf seine Beine und stürzte, mit verschwommenen Blick auf die Tür zu. Er öffnete sie so schwungvoll, dass er sie beinahe aus den Angeln riss.

Harry wollte schon los sprinten, doch er blieb ruckartig stehen.

Etwas versperrte ihm den Weg.

Eine zierliche Gestalt saß im Schneidersitz auf dem weißen Kies.

„Carlayh hat gesagt, er kann mich nicht mitnehmen" sagte Louis unschuldig. Er ließ die Kieselsteine mit denen er sich spielte, aus seiner Hand rieseln. Sein Gesicht war noch immer von einem Tränenschleier durchnässt.

„Oh Gott sei dank!" Harry hastete auf ihn zu und zog ihn auf die Beine. Der Blauäugige wusste gar nicht was um ihn geschah, als er plötzlich die weichen Lippen seines Lockenkopfs auf seinen fühlte. Harrys Körper zitterte und hin und wieder verließ ein Schluchzen seine Kehle.

Er erwiderte den sanften Kuss, voller Sehnsucht. Er wollte nicht das er jemals wieder endet und dennoch war er derjenige, der sich von Harry löste.

"Harry, was hast du getan?" fragte Louis entsetzt, als sein Blick auf Harrys zerstörte Hand fiel.

„Ich war dabei, den größten Fehler meines Lebens zu begehen. Ich dachte echt, ich könnte ohne dich leben, aber ich kann es nicht und ich will es nicht!" Sofort presste Harry seine Lippen wieder auf Louis'. Zu lange war er schon von ihm getrennt.

Dieser Kuss fühlte sich so unendlich richtig an. Er war die süße Erlösung, von einem langen und schweren Kampf, den keiner mehr zu gewinnen glaubte.

Louis klammerte sich an Harry. Er fühlte seine Narben unter seinen Fingern. Die Narben, die Harry hasste und Louis so sehr liebte.

Sie drückten sich so fest aneinander, dass es beinahe weh tat. Aber es war egal. Dieser Schmerz war ein süßer Schmerz. Nicht so, wie der, den sie die letzten Monate durchlebt hatten.

Ihre Tränen verbanden sich zu einer Einheit. Sie schmeckten das Salz auf den Lippen des jeweils anderen. Auch das war ihnen egal.

„Ich liebe dich so sehr, Louis. Bitte sag mir, dass du mir verzeihen kannst."

Louis Tränen machten es ihm unmöglich gleich zu antworten. Also nickte er hastig. "Nie wieder werde ich von deiner Seite weichen, Harry. Ich liebe dich."

Harrys schmerzverzerrte Miene wich einem Lächeln. Er nahm Louis' Gesicht in seine Hände und küsste ihn. Er legte seine Stirn, auf die des Kleineren. Seine Augen hielt er geschlossen. Mit einem Mal erkannte er, dass sein Vater ihm erneut das Leben geschenkt hatte.

Als Harry sie wieder öffnete, sah er direkt in Louis' Augen.

Und so traf Grün wieder auf Blau.

A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt