Einstweilen in Amerika:
Harry saß die ganze Nacht und den gesamten Tag auf dem Boden in seinem Wohnzimmer. Alles war abgedunkelt. Kein Lichtstrahl schaffte es in das Innere des Hauses. Seine Tränen waren nach Stunden des Weinens endlich verstummt. Das Gefühlschaos wurde durch Leere ersetzt. Seine Geschwister saßen ratlos auf dem Sofa und versuchten ihn zu beruhigen.
Harrys Kopf schnellte ruckartig nach oben, als Alice' Telefon erneut einen Laut von sich gab. Er sprang auf seine langen Beine, hastete durch das Wohnzimmer und riss das Handy an sich. Gewaltvoll warf er es quer durch den Raum. Es wurde von einer Wand abgebremst, an der es in tausend Einzelteile zerschellte.
„Harry was.." setzt seine Schwester an. Doch sie wurde von einem tiefen Knurren unterbrochen, welches aus Harrys Brust zu kommen schien.
„Keiner hat Kontakt zu ihm." Er sprach mit dieser Ruhe, die ihn so auszeichnete. Aber Jaydon und Alice wussten, sie befanden sich alle 3 auf einer dünnen Eisschicht, die jede Sekunde einzubrechen drohte. Jeder noch so kleine Schritt, könnte falsch sein und würde sie in die eiskalte Tiefe reißen.
„Willst du es ihn nicht mal erklären lassen?" meldete sich nun auch Jaydon zu Wort.
Das Eis begann zu knirschen. Risse bildeten sich.
„KEINER.HAT.KONTAKT.ZU.IHM." Harry erhob seine Stimme. Schrie so laut, dass seine Halsvenen deutlich hervortraten. Seine Augen funkelten vor Zorn. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Mit bebendem Körper verließ er das Wohnzimmer.
„Er ist eine tickende Zeitbombe" sagte Jaydon, der von seinem jüngeren Bruder, deutlich eingeschüchtert war.
„Dann müssen wir die Bombe eben entschärfen" erwiderte Alice schulterzuckend. Sie war am Ende ihrer Nerven.
„Oh tolle Idee, welches Kabel möchtest du durchtrennen? Das Rote oder das Blaue?" Die Frage des Blonden triefte nur so vor Sarkasmus.
Alice erhob sich augenverdrehend und machte Anstalt zu gehen.
„Wo willst du hin?"
„Na was wohl, ich hol mir ein neues Handy. Das da..." sie zeigte auf die unzähligen zerbrochen Teile und Displaysplitter, die mal ihr Telefon waren „...kann alles Klebeband der Welt nicht mehr retten."
„Du kannst mich doch nicht mit ihm alleine lassen" protestierte Jaydon.
„Du schaffst das schon, entferne einfach alle spitzen Gegenstände und schau, dass er sich nicht im Pool ersäuft." Sie versuchte zu Lächeln, doch es gelang ihr nicht. „Ich beeile mich."
Alice - die immer ein Lächeln auf den Lippen trug. Alice - die bei einem riesigen Wohnhausbrand die einzige Überlebende war. Sie verlor in den Flammen ihre gesamte Familie und dennoch tanzte sie fröhlich durchs Leben und war immer optimistisch, als könnte ihr niemand etwas anhaben. Von dieser Alice war nichts mehr übrig. Ihr sonst so fröhliches Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske erstarrt.
Sie drehte sich nochmal zu ihrem Bruder um. Tränen glitzerten in ihren Augen. „Warum hat Louis das getan?" fragte sie mit erstickter Stimme. Jaydon zog sie in seine Arme. „Ich weiß es nicht" hauchte er in die einsame Leere des Hauses. Sanft strich er über ihren Hinterkopf.
Sie löste sich aus seiner Umarmung. Ihre Schritte erzeugten ein hallendes Echo, als sie davon ging. Mit einem lauten Knall, fiel die Tür ins Schloss.
Zurück in England:
Täglich versuchte ich Harry zu erreichen, aber meine Nachrichten blieben unbeantwortet. Im Minutentakt rief ich ihn an. Aber genau wie bei seinen Adoptivgeschwistern ertönte lediglich die nervige Stimme der Ansage. Mit ätzender Stimmlage äffte ich sie simultan nach. „Der gewünschte Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar."
Ich war an meine Grenzen gekommen. Tränen liefen mir unaufhörlich über die Wangen. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wann ich das letzte mal gelächelt hatte. Meine Tränen wurden zu meinem ständigen Begleiter. Meine Familie hatte ihre unzähligen Versuche, mich aufzuheitern, aufgegeben. Keiner von ihnen traute sich mich anzusprechen. Die Angst, ich könnte einen erneuten Nervenzusammenbruch erleiden, war zu groß. Aber das war Schwachsinn, denn mein erster Zusammenbruch war noch nicht mal abgeklungen, ich steckte noch immer mitten drin.
Tag 23 ohne Harry.
Die Tage zogen ins Land. Meine Nachrichten und Anrufe blieben weiterhin unbeantwortet.Tag 36 ohne Harry.
Das Wetter zeigte typisch englisch all seine Facetten.Tag 55 ohne Harry.
Rund um die Uhr hielt ich mein Handy in der Hand, in der Hoffnung, doch noch einmal von ihm zu hören. Ich hatte kein Geld für ein Ticket, ich konnte nicht zu ihm.Tag 96 ohne Harry.
Ich schlief kaum noch. Und wenn ich es mal tat, dann hatte ich Albträume.
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A mysterious one || Larry Stylinson
FanficEin lautes Knurren kam tief aus Harrys Brust. Wie ein Löwe, der in jeder Sekunden zum Sprung ansetzen würde, spannte er jeden Muskel seines Körper an. Seine Augen waren weit aufgerissen. In ihnen tobte ein Sturm. Er machte einen Satz nach vorne. De...