Kapitel #48

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Ich drehte mich um und sah in Carlayhs überraschtes Gesicht.

„Was tust du denn hier?" Es war schwer auszumachen, ob er überrascht, wütend oder fröhlich war.

„Es tut mir so leid, ich weiß, ich habe einem Patienten den Termin weggenommen und das obwohl mir eigentlich gar nichts fehlt", plapperte ich tränenaufgelöst los. So schnell, das ich selbst kaum versehen konnte, was ich von mir gab, aber Carlayh schien mir problemlos folgen zu können. Er kam schnellen Schrittes auf mich zu und zog mich in eine Umarmung.

„Es ist alles in Ordnung Louis. Du brauchst dich deshalb nicht zu entschuldigen."

Ich konnte nicht anders, meine Tränen wurden immer mehr und liefen mir mittlerweile in Strömen über das Gesicht. Ich konnte das Salz an meinen Lippen schmecken.

„Doch, ich habe deinen Sohn verletzt" brabbelte ich, während ich mein Gesicht in Carlayhs Schulter verbag.

„Ach Louis.." begann er, doch ich unterbrach ihn.

„Bitte Carlayh, ich muss mit ihm sprechen, Bitte lass mich zu ihm", sagte ich, während ich ihm tief in die Augen sah.

„Es tut mir leid Louis, er ist nicht hier."

Ich zog die Luft scharf ein und setzte mich seufzend auf den Stuhl, auf dem ich saß während ich gewartet hatte, aus Angst, meine Kräfte könnten mich verlassen. Carlayhs besorgter Blick lag auf mir. Er seufzte, ehe er wieder das Wort ergriff. „Er wohnt immer noch in Scottsdale. Er sollte gerade dort sein. Fahr hin und versuch dein Glück."

Ruckartig erhob ich mich aus meinem Stuhl, ich geriet etwas ins Schwanken, aber Carlayh hielt mich an meinem Arm fest und stützte mich. „Möchtest du nicht noch etwas sitzen bleiben, du siehst sehr blass aus", kam es mit einer väterlichen Fürsorge.

„Es geht mir gut" versuchte ich ihn zu beruhigen, „Ich möchte nur endlich mit Harry reden."

Er schien nicht besonders begeistert zu sein, aber nickte schlussendlich verständnisvoll.

„Okay, dann wünsche ich dir viel Erfolg, und überlege dir nochmal gut, ob es wirkliche eine gute Idee ist...nach all der Zeit die vergangen ist."

War das eine Anspielung darauf, dass Harry mittlerweile Vater ist und eine Frau hat? Oder was wollte er mir sonst damit sagen?

Ich versuchte meine Gedanken beiseite zu schieben, und nickte ihm lediglich zu. Wir lächelten uns an und dann verschwand ich aus der Tür und somit auch aus dem Krankenhaus.

Mit quietschenden Bremsen, hielt das Taxi vor dem mir allzu bekannten Anwesen. Dem Fahrer steckte ich das bisschen Geld zu, das ich bei mir trug und verabschiedete mich.

Mit meinen Augen geschlossen, sog ich die Luft durch meine Nase ein. Behielt sie so lange wie möglich in meiner Lunge, ehe ich sie kraftvoll wieder durch meinen Mund frei gab. Es änderte jedoch nichts an meinem Zustand, der mittlerweile sehr grenzwertig war.

Langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen. Trotz der Dunkelheit, die sich auf das Anwesen niederlegte, blendete mich der weiße Kies.

Zitternd streckte ich meine Hand nach der Klingel aus.

Ich hörte, wie das schrille Geräusch durch die großen Räume des Hauses hallte. Näherkommende Schritte, auf der anderen Seite der Tür, ließen nicht lange auf sich warten.

Die Klinke wurde betätigt. Keine Sekunde später, blickte ich in die Augen, um die sich meine Gedanken der letzten Stunde drehten. All meine motorischen Fähigkeiten hatten mich verlassen. Wie ein Sack voll nassem Sand, stand ich auf der Türschwelle.

„Kann ich Ihnen helfen?" erklang die liebliche Stimme von der Frau, die auf dem Bild zu sehen war.

Ich schluckte, obwohl ich keinen Tropfen Speichel in meinem Mund hatte. Meine Zunge klebte an meinem trockenen Gaumen. Mein eigener Herzschlag dröhnte so laut in meinem Kopf, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Die Dunkelheit streckte ihre knochigen Finger nach mir aus. Sie bekam mich zu fassen. Sie umhüllte mich. Der kalte Windhauch, den sie mit sich brachte, flüsterte mir leise in mein Ohr. Meine Augenlider wurden schwer. Jegliche Kraft, verließ meinen Körper. Ich, verließ meinen Körper.

Ich sah mir selbst dabei zu, wie mein Körper schwer wie ein Stein, Richtung Boden sauste. Die panischen Hilferufe der Frau, drangen nur noch schwach an mein Ohr.

Nichts erreichte meine Sinne.
Ich sah nichts.
Ich hörte nichts.
Ich schmeckte nichts.
Ich roch nichts.
Ich fühlte nichts.

Alles war ein einziges Nichts.
Es gab nur Dunkelheit. Stille. Leere. Tod.

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Die Story neigt sich dem Ende zu, Leute xx
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A mysterious one || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt