Kapitel 21

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Madisons POV:

Es war schon spät als ich Jins Haus verließ. Die Sonne war schon längst unter gegangen. Ich war ohne Auto gekommen. Jins Haus lag in der Nähe, es wäre aufwendiger gewesen das Auto aus Tiefgarage zu holen als einfach die paar Straßen zu laufen. Wie immer war Jin nicht begeistert dass ich Nachts alleine durch die Stadt lief, aber er konnte nicht anders. Er musste noch zu einem wichtigem Geschäftsessen.

Ich zog den Mantel enger um mich. Auch wenn die ersten Sommertage angenehm warm waren, wurde es Nachts oft noch ziemlich kalt. Trotzdem erschien mir der heutige Abend kälter als die letzten. Mein Trenchcoat schützte mich nicht wirklich vor dem kühlen Wind. Die Laternen zogen meinen Schatten unnatürlich in die Länge. Ich beobachtete den Schatten der immer vor mir lag.

Die Straße war ziemlich leer. Das war nicht ungewöhnlich um die Uhrzeit. Es gab also keinen Grund sich Sorgen zu machen. Das einzige Geräusch war das klappern meiner Heels und die Autos die weit entfernt irgendwo fuhren. Trotzdem fühlte ich in meinem Bauch irgendwie ein unangenehmes Gefühl.

Ich überlegte kurz. Meine Tage konnten es nicht sein. Die wären erst vor ein paar Tagen vorbei gewesen. Ich sah nach vorne. Da war absolut gar nichts. Meine Blicke gingen wieder über den Boden. Augenblicklich erstarrte ich. Wie von selbst blieb ich stehen und starrte auf den Boden. Neben mir, ein bisschen weiter hinten. War ein Schatten aufgetaucht.

Das Blut in meinen Adern erfror. Nicht schon wieder. Das konnte nicht sein. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. ,,Das ist nicht real, das bildest du dir nur ein." ging ich immer wieder in meinem Kopf durch. Vorsichtig öffnete ich die Augen, in der Hoffnung dass der Schatten weg war.

Tatsächlich, er war weg. Doch beruhigen konnte ich mich immer noch nicht. Hecktisch sah ich mich um, doch wieder, nirgendwo war etwas zu sehen. Ein lauter Knall ließ mich aufspringen. Es war direkt neben mir. Einer der Mülltonnen. Mich überkam das verlangen zu rennen fast sofort. Vorher allerdings zog ich meine Schuhe aus und griff nach ihnen.

Natürlich hatte ich dazu gelernt. Zu oft war ich wegen so etwas schon umgeknickt. Ich lief so schnell ich konnte. Meine Kondition war durch das Fitnesstraining besser geworden, trotzdem musste ich immer wieder anhalten um zu sehen wo ich war. An einer Kreuzung blieb ich dann stehen um kurz durch zu schnaufen.

Ich hatte gedacht dass es mir nicht mehr folgte. Eines der Schilder verriet mir dass ich nur noch ein Block von Zuhause entfernt war. Doch da sah ich ihn. Direkt vor mir. Der schwarze Schatten, nur dass es diesmal kein Schatten war, sondern eine Person ganz in Schwarz. Ich erkannte das Gesicht nicht. Es war zu dunkel.

Er kam immer schneller auf mich zu. Meine Angst wurde bei jedem seiner Schritte größer. Ich schrie, so laut ich konnte. Mir war klar dass ich langsamer als der Schatten sein würde, wenn ich weiterhin barfuß rumlaufen würde. Die Angst wurde immer mehr und mehr. Ich fühlte wie sie die Oberhand gewann.

Mein Körper handelte in solchen Momenten wie von selbst. Es war wie ein Ritual, ein Ritual meiner Angstzuständen. Ich machte mich ganz klein. Auf dem Boden gekniet, die Stirn auf dem Asphalt, die Arme schützend um den Kopf gelegt. ,,Bitte nicht." schluchzte ich unter Tränen. Mein Herz pochte ungesund schnell.

Ich hatte solche Angst. Die Schritte kamen näher, der Dreck unter seinen Sohlen knirschte. Mit jedem Schritt spannte mein Körper immer mehr an, bis es letztens stehen blieb. Zumindest glaubte ich dass es ein er war. Denn wie immer sah ich schwarze Lackschuhe durch den schmalen Spalt meiner Arme.

Er sprach nicht, niemals, machte keine Geräusche. Das jagte mir fast am meisten Angst ein. Unter seiner Berührung zuckte ich wieder zusammen. Seine Hände strichen mir sanft über den Kopf, ganz langsam und vorsichtig als sei ich eine Porzellanpuppe.  Ich wusste nicht genau wie lange er dass tat, aber es fühlte sich an wie Stunden, bis er dann endlich von mir abließ und endlich verschwand.

Kraftlos ließ ich mich auf die Seite fallen und zog mich zusammen. Die Knie fest gegen meine Brust gepresst, das Gesicht versteckt in meinen Händen. Schluchzend, zitternd und kalt. Ich wollte dass das weg geht. Es soll vorbei gehen. Wieder hatte ich kein Zeitgefühl. Ich sah auch nicht auf als ich das nächste mal Schritte auf der Straße hörte.

,,Aish." hörte ich jemanden fluchen. Unverkennbar war es Eun-Woo. Ich konnte immer noch weinen und schluchzen, also war wohl nicht so viel Zeit vergangen. Weniger als beim letzten mal. Ganz langsam kniete er sich zu mir runter, um mir keine Angst zu haben. ,,Alles ist gut, es ist vorbei, komm her." in Zeitlupe griff er nach meinen Schultern und zog mich vorsichtig an sich.

Schnell versteckte ich mein Gesicht in seiner Brust und weinte einfach weiter. ,,Schhhht. Alles wird gut. Ich bin da." Er wiegte meinen Körper langsam hin und her und strich mir dabei über meine Haare und den Rücken. Es war natürlich nicht der erste Anfall den Eun-Woo erlebte. In den letzten Jahren kam das ziemlich häufig vor, doch besonders schlimm war es vor fast drei Jahren.

Er wusste mittlerweile genau wie er handeln musste um mich möglichst zu beruhigen. Jedes Mal wenn er mich so fand litt er darunter. Oft verzweifelt er daran mich so zu sehen und zu wissen dass er nichts machen konnte. Er war derjenige der mit mir zum Psychologen gegangen ist. Seit dem achtet er deswegen besonders darauf dass ich meine Medikamente auch einnahm. Nicht weil es ihm zu mühsam war sich jedes mal um seine verrückte Freundin kümmern zu müsse, sondern einfach weil er sich Sorgen machte und es hasste mich so zu sehen.

Anfangs glaubte er mir die Sache sogar. Er dachte dass ich von einem verrücktem Stalker verfolgt wurde und meldete es der Polizei. Doch irgendwann zweifelte er an der Theorie. Was genau er dachte wusste ich nicht aber eines war klar. Er glaubte genau so wie die Psychologin dass dies alles nur in meinem Kopf passierte.

Nach einer ganzen Weile löste ich mich von ihm und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte mich beruhigt. Mein Herz schlug mir zwar immer noch bis zum Hals, aber ich wusste dass der Schatten nicht zurück kommen würde, nicht heute Nacht. ,,Woher weißt du..." ,,Jin hat mir geschrieben." ich nickte verständlich. Ja das war typisch. ,,Manchmal wünsche ich mir wirklich dass du mich einfach anrufst. Ich hätte dich abholen können."

Er klang etwas verärgert. Wegen mir hatte er sich wieder einmal Sorgen machen müssen. Ich musterte sein nachdenkliches Gesicht. Vermutlich überlegte er ob er dies jetzt ausdiskutieren wollte oder es einfach sein ließ um mich nach Hause zu bringen.

 Vermutlich überlegte er ob er dies jetzt ausdiskutieren wollte oder es einfach sein ließ um mich nach Hause zu bringen

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Er entschied sich für letzteres und griff nach meinen Händen. ,,Kannst du aufstehen?" fragte er mich leise. Ich nickte und richtete mich auf. Er seufzte, ich folgte seinem Blick, runter auf meine Füße. Ich musste mich beim rennen ein paar mal verletzt haben, denn einige Stellen waren offen und bluteten. Er zog seinen Mantel aus, legte ihn mir über die Schulter, band ihn zu und hob mich hoch.

Ich widersprach nicht. Es war nicht der richtige Zeitpunkt zum Diskutieren. Zustimmend legte ich meine Arme einfach um seinen Nacken und kuschelte mich mit dem Kopf an seine Schulter, dabei rutschte der Mantel etwas. Damit war er nicht wirklich einverstanden. ,,Also wirklich, du erkältest dich doch." schimpfte er. Aber auf seinem Gesicht war wieder ein Lächeln zu sehen.

The Bright Love BTS FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt