Kapitel 66

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Madisons POV:

Ich hatte fast drei Tage meine Ruhe. Eine überraschend lange Zeit meiner Meinung nach. In diesen Tagen hatte ich bereits in meinem neuen Apartment verbracht.  Es war nicht so pompös und riesig wie mein altes Zuhause, aber genau richtig für mich. Am ersten Tag wirkte es noch sehr kahl. An dem Tag wurde gestrichen und tapeziert. In der zweiten Nacht konnte ich schon dort schlafen. Mein Bett war das erste Möbelstück dass hier stand.

Nun am dritten Tag sah es schon viel mehr bewohnbar aus. Einige Sachen waren noch nicht aufgebaut, wie die gesamte Küche, meine Bücherregale und einige Weitere Möbelstücke, trotzdem begann ich schon mit der Dekoration. Naja mein Vater war bereit mir einige seiner Lieblinge in meine Obhut zu geben so dass mein Apartment schon mal etwas ,,Grün" hatte. Die restlichen Sachen würde ich Handwerker aufbauen lassen.

Zu meiner Überraschung bekam ich Hilfe. Ji-Eun alias IU half mir beim einräumen meiner Sachen in meinem Ankleidezimmer. Als ich den ersten Tag im Twice-Loft verbrachte empfand ich einen Kleiderschrank als ausreichend. Eigenes Ankleidezimmer war so etwas wie Luxus für mich. Heute war es unabdingbar, alleine weil ich gerade Mal ein viertel von meinen Klamotten von Eun-Woo holen konnte.

Ji-Eun war ohne Ankündigung gekommen. Wie so oft lud sie sich selbst ein, doch ich hatte kein Problem damit. Mit einem Korb Obst und Federkissen für das Wohnzimmer kam sie und leistete mir seit dem Gesellschaft. Wir nutzen das Einräumen der Klamotten gleich auch um auszumisten, so oft hatte man ja schließlich keine Gelegenheit dazu. ,,Das kann weg!" rief ich ihr zu als ich sah dass sie die hässliche gelbe Bluse in der Hand hielt die mir Eun-Woos Mutter einmal geschenkt hatte.

Der Gelbton war so hässlich dass ich es eigentlich schon lange entsorgen wollte, es aber aus Respekt mindestens einmal im Jahr beim Essen mit seinen Eltern trug. Doch nun musste ich nicht mehr respektvoll zu Eun-Woos Mutter sein, da ich sie vermutlich (hoffentlich) nie wieder in meine Leben sehen werde. ,,Soll der auch weg?" fragte mich IU und hielt einen alten Pullover in der Hand. An einigen Stellen hatte sich bereits die Naht aufgetrennt.

,,Nein!" schrie ich schon fast und riss ihr den Pullover aus der Hand. Es war das einzig  rote dass ich in den letzten Jahren nicht weggeworfen habe. Obwohl der Pullover mit Kaffeeflecken bekleckert war  und sicher die letzten sechs Jahre nicht gewaschen hatte warf ich ihn nicht weg. Er gehörte nämlich gar nicht mir. Dieses alte schäbige Ding war dass einzige was ich von Namjoon behalten hatte und war der kostbarste Besitz in meinem Schrank.

Zwischen den Markenklamotten hing er die letzten Jahre. Anfangs hatte ich ihn oft getragen. Er war viel zu groß, dass es mir möglich war darin zu verstecken. Ich vergrub die Nase in den Ärmeln und atmete seinen Geruch ein. Irgendwann aber hörte der Pullover auf zu riechen. Er roch nicht mehr nach Namjoon. Vielleicht war das seltsam, vermutlich sogar verrückt aber es war alles was ich noch hatte.

,,Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht wie es jobtechnisch bei dir weiter gehen soll?" unterbrach Ji-eun meine Gedanken. Ich hing den Fetzen in meiner Hand auf, in der Zeit überlegte ich kurz was ich antworten würde. ,,Ich werde erst mal mit meinem Manager reden müssen. Meine Kariere werde ich wohl an den Nagel hängen können." sagte ich fast mehr zu mir selbst als zu ihr.

Mit all den Gerüchten hatte ich mir meine gesamte Zukunft verbaut. Nicht nur als K-Pop Sängerin sondern auch als Schauspielerin. Ji-eun schüttelte nur den Kopf. Sie schien das ganz anders zu sehen. ,,Es gibt immer Gerüchte. Weißt du noch mein Magersuchtskandal?" ,,Die Menschen denken ich habe Eun-Woo betrogen und bin schwanger von meinem Liebhaber." erwiderte ich gleich.  

,,Aber das lässt sich doch ganz schnell aufklären wenn bekannt ist dass du wieder in Korea bist. Wenn dann erst mal die gesamte Wahrheit rauskommt klärt sich alles auf." ,,Ich habe nicht vor Big Hit zu zerstören." unterbrach ich sie schon wieder. ,,Du bist wirklich zu gut für diese Welt. Ich würde diesem CEO am liebsten in den Arsch treten." leise kicherte ich auf. So kannte ich meine Freundin.

,,Nein jetzt mal ehrlich Madison. Du weiß dass wir das Drama nach deinem Weggang nicht fertig drehen konnten. Für den Direktor wäre es ein Segen wenn du wieder zum Set kommen könntest."  erklärte sie mir. Ihre Stimme klang ernst. Vor meinem Weggang hätte ich vermutlich sofort abgelehnt aber nun war ich dabei mein Leben wieder aufzubauen und ein Job gehörte nun Mal dazu.

,,Meinst du das wäre möglich?" fragte ich vorsichtig, obwohl dies bei Ji-eun nicht nötig war. ,,Ich rede später gleich mit dem Direktor." Schon jetzt wusste ich dass ich den Job sicher hatte. Bei ihrer Selbstsicherheit kannte sie kein nein und würde erst mit dem diskutieren aufhören, wenn sie das erreicht hatte was sie wollte. Das konnte für den einen oder anderen unangenehm sein, für mich war das in dem Moment aber ein Ass im Ärmel.

Nach zwei Stunden harter Arbeit bat ich ihr an einen Tee zu trinken. Bis jetzt besaß ich zwei Tassen, der Wasserkocher stand derzeit auf einem Beistelltisch neben dem Sofa. Mir kam das Gespräch ganz gelegen denn ich war neugierig. ,,Wart ihr aus?" fragte ich gespielt beiläufig. ,,Wer?" fragte sie, aber ihr schien klar zu sein wen ich meinte. ,,Naja wir waren nicht direkt aus. Wir waren Kaffee trinken." erklärte sie.

Meine Augenbrauen hüften schon verspielt auf und ab. Der Maknae in mir war ganz aufgeregt. ,,Jetzt erzähl schon." drängte ich. ,,Mehr war da wirklich noch nicht, dafür fehlt Momentan noch die Zeit." Viel mehr gemeinsame Zeit würden die beiden nicht mehr haben. In weniger als zwei Wochen begann im K-Pop die neue Saison. In der Anfangszeit würden die Jungs nichts anderes machen können als zu proben.

,,Ich fände es schön wenn es mit euch klappen würde." murmelte ich leise, auch etwas verträumt, weil mich die Vorstellung angenehm wärmte. ,,Wieso? Willst du ihm meine Launen wirklich gerne antun?" Ich lachte aus verschiedenen Gründen nach dieser Aussage. Zum einen weil sie wohl noch nicht wusste dass Jungkook ein genau so kleiner Teufel wie sie sein konnte und zum anderen dass sie selbst so über sich sprach.

,,Ihr seid mir beide wirklich sehr wichtig. Ihr seid einzigartige Menschen in meinem Leben, ich wünsche euch wirklich nur das beste." Der Satz hörte sich emotionaler an als ich es beabsichtigt hatte. ,,Die beiden sind gestern auch nach Hause gekommen." murmelte sie darauf hin. Eine Frage war sinnlos, denn ich wusste wen sie meinte. Jin und Namjoon waren die letzten die Seoul erreichen würden und nach drei Tagen war dies nun geschehen.

,,Findest du nicht es wird langsam Zeit mit ihnen zu reden?" Das Lächeln dass ich gerade noch trug verschwand. Mir gefiel der plötzliche Themenwechsel nicht. Es machte mich panisch darüber nachzudenken wie mein nächstes Aufeinandertreffen mit den Jungs wird. Mein Blick schweifte durch den Raum. Meine Augen hielten sich an der kleinen Funkuhr fest die auf den Beistelltisch stand. ,,Sag mal hast du nicht ein Meeting?" fragte ich.

Mit einer ruckartigen Bewegung sah sie auf die Uhr ihres Handys. ,,Aisch!" fluchte sie laut. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie ihren Mantel an und ihre Tasche um die Schulter gelegt. ,,Ich muss los. Wir telefonieren später nach dem Gespräch mit dem Direktor ja?" ich nickte brav und sah ihr hinterher. Mit den Heels konnte sie erstaunlich schnell rennen.

Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte richtete ich mich auf und reinigte die Tassen im Badezimmer Waschbecken. Ich war gerade mit der letzten Tasse fertig als es an meiner Tür klingelte. Ich beeilte mich auf dem Weg zur Tür. IU hatte sicher etwas vergessen, da sie schnell los musste wollte ich mir keine Zeit lassen. Doch als ich die Tür öffnete war es nicht IU die davor stand.


The Bright Love BTS FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt