Kapitel 19

55 3 0
                                    

Madisons POV:

„Schauspielzeugs also." Witzelte Namjoon. Wir saßen nebeneinander im Büro des zuständigen SBS Mitarbeiters. „Schlechter Zeitpunkt für Witze." Zischte ich. Ich war komplett außer mir. Wie konnte nur so etwas passieren. Es gab so viele Idole und wen bekam ich? „Wer kam überhaupt auf diese Beschissene Idee?" fluchte ich laut.

„Naja es sorgt sicher für ordentlich Publicity." Erklärte Namjoon. Skeptisch sah ich ihn an. „Also hast du so etwas vorausgesehen?" „Wenn ich so etwas vorausgesehen hätte dann würde ich jetzt sicher nicht sitzen. Ich finde die Situation nämlich genau so unangenehm wie du." Er klang genervt. Seine Stimme gab mir die Schuld. Mal wieder.

Die Tür öffnete sich und der Typ vom letzten Mal kam rein. Diesmal sah er nicht ganz so sicher aus. Könnte daran liegen, dass ihm diesmal nicht nur ein sondern glich zwei Idole an die Gurgel wollten. Tatsächlich hätte ich ihm am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt. „Kommen sie auf den Punkt, sie wissen genau was uns stört." Fauchte Namjoon ihn giftig an. „Sie müssen wissen ich war nicht der der die Entscheidung getroffen hat." Versuchte er sich auf lächerlicher Art und Weise zu rechtfertigen.

„Es ist egal ob sie das haben oder nicht aber finden sie eine Lösung!" zischte ich ihn an. Vor mir schien er weniger Angst zu haben als vor Namjoon. Er räusperte sich und setzte sich erst mal auf seinen Stuhl. „Lassen sie uns doch erst mal das Konzept durch gehen." Er klang sicherer als er nach seinen Papieren greifen konnte.

„Sind wir mal ehrlich sie wissen beide genau so wie das dies das Highlight des Abends wäre. Schließlich nach der Trennung von ihnen Beiden noch so viele Fragen offen." Plötzlich wirkte der Typ ganz motiviert. „Was sie nicht sagen." Murmelte Namjoon leise, doch ich konnte es hören. „Schließlich wart ihr nach diesem legendären Konzert das Idol Pärchen überhaupt, ihr werdet zum Teil immer noch geschippt. Ihr seid die koreanisch Selina Gomez und der koreanische Justin Bieber."

„Kam Justin Bieber nicht aus Kanada?" fragte ich verwirrt, weil ich das Konzept nicht so ganz verstanden hatte. Vielleicht wollte  ich das auch einfach nicht.  „Passt doch, genauso wie das Justin Bieber eine andere geheiratet hat. Jetzt fehlt nur noch das Drogenproblem." Wegen der Anspielung verdrehte ich die Augen. Sein Groll war also immer noch derselbe wie früher. „Wir sind uns sicher und auch unsere Berechnungen stimmen, dass ihr eine Menge Geld für die Aktion sammeln könnt. Mehr als wenn ihr mit jemandem anderem Auftreten würdet."

Seine überzeugte Fassade bröckelte etwas als er in unsere Gesichter sah. Was hatte er erwartet? Das wir vor Freude aufsprangen. „Denkt doch mal an all die Kinder denen ihr helfen konntet." Das war vermutlich der ausschlaggebende Grund weswegen wir beide tatsächlich irgendwie zustimmten. Obwohl es schon fast ein Wunder war. Ich war selbst überrascht als ich ein ,,Na gut." aus meinem eigenen Mund hörte.

Wieder im Studio wurde uns als erstes der Ablauf des Abends vorgestellt. Tatsächlich waren wir das Herzstück des Abends und irgendwie fand ich es immer dreister, dass so etwas hinter unseren Rücken beschlossen wurde, wo doch ganz Korea und die internationalen Fans wussten wie wir zueinander standen. Wie ich es mir dachte kannte ich die meisten anderen Personen die daran Teilnahmen und mit jedem wäre es mir lieber gewesen aufzutreten.

Wir bekamen den Song Umbrella zugeteilt. Es war eines meiner Lieblingsstücke von Yunah, trotzdem machten wir unser ganz eigenes Ding daraus. Es wird etwas moderner mit sanftem Rap. Der Mist war, dieses verschissene Lied war auch noch so verdammt romantisch. Doch zum Glück musste ich mich noch nicht damit befassen, ich hatte ein ganz anderes Problem.

„Würdest sie kurz etwas singen Miss. Oh? Damit ich weiß wie weit wir daran noch arbeiten müssen." Ich schluckte laut. Ich hatte wirklich mehr als drei Jahre nicht mehr gesungen. „Ich...ich ämm." Nickend lächelte sie mir zu. Sie verstand mein Problem scheinbar. „Ich dachte mir so etwas schon und hab mir deswegen erlaubt ihnen eine kleine Hilfestellung zu geben. Folgen sie mir bitte." Ich folgte Yunah hinter das Glas im Studio. Sie zeigte auf das Klavier was in der Ecke stand. Ich sollte singen und spielen? War das nicht etwas viel verlangt für den ersten Tag?

„Vertrauen sie mir, ich bin mir ziemlich sicher, dass es funktioniert." Unsicher sah ich durch das Glas zu Namjoon der mich eindringlich beobachtete. „Keine Sorge, hier drin kann er uns nicht hören. Zumindest nicht bis ich die Geräte einschalte." Sie war wirklich nett, vermutlich netter als ich es verdient hatte.

„Spielen sie erst mal alleine, wir werden erst mithören, wenn ich das Gefühl habe dass sie sicher sind. Denken sie an etwas Schönes. Etwas, dass sie ermutigt wieder zu singen." Ich sah immer noch unsicher zu ihr auf, Namjoon war doch hier und-. Sie beugte sich nach vorne. „Ihre Gedanken kann niemand hören oder sehen. Sie dürfen in ihren Gedanken erleben was sie wollen, selbst wenn es Dinge sind die sie normal nicht aussprechen."

Sie verließ den Raum und ich dachte über ihre Worte nach. Wusste sie vielleicht was in meinem Kopf vorging? Konnte es sein dass eine Person die ich heute erst kennen gelernt hatte nur nach einem Blick sehen konnte wie ich tickte? Vorsichtig ließ ich mich auf den Klavierhocker nieder. Ich öffnete die schwere Klappe in der ich mir als Kind früher oft die Finger eingeklemmt hatte. Natürlich in einem anderem Klavier. Meine Finger glitten über die weißen Tasten ohne sie auszulösen. Dann tippte ich auf den ein paar Tasten herum und spürte sofort eine gewisse Sicherheit.

Yoongi hatte mich damals auch mit dem Klavier beruhigt. Ich lächelte bei dem Gedanken an den Tag an dem ich glaube am meisten Angst vor ihm gehabt zu haben. Wir haben die Songs für das Konzert aufgenommen und er war ziemlich streng mit mir. Doch das Klavierspielen hatte mich beruhigt, ich wurde lockerer und den restlichen Abend konnte ich durchsingen. Trotzdem hatte ich danach keine Stimme mehr gehabt. Jin hatte mir dann mit einem halben Heilmittel meine Stimme gerettet.

Plötzlich fiel mir das Spielen so leicht. Meine Finger handelten wie von selbst. Es war diesmal keine willkürliche Melodie. Es war eines der Lieder die ich einmal selbst geschrieben hatte. Das erste Mal spielte ich es an dem Flügel meines besten Freundes, das letzte Mal am Klavier in der gemeinsamen Wohnung von Namjoon und mir. Ich wollte es als Solostück einem Filmproduzenten zeigen der es vielleicht in seinem nächsten K-Drama hätte verwenden können.

Sein Blick von damals würde ich nie vergessen. Sein Blick voller Stolz und Liebe, einen Blick den ich nie wiedersehen würde. Einen Blick den ich bedauerte nie wieder sehn zu dürfen. Trotzdem spürte ich diesen Blick förmlich als ich anfing nach und nach zu singen. Erst ganz vorsichtig und leise, dann mit all meinen Gefühlen und Sinnen. Ich wurde immer sicherer, ich spürte die Musik wieder. Ganz klar in meinem Herzen konnte ich sie spüren.

Doch jedes Lied musste zu einem Ende kommen. So spielte ich die letzten Tasten des Liedes bevor ich meine Hände auf den Schoß legte. Ich betrachtete sie einen Moment. War das wirklich ich gerade? Konnte wirklich ich das gewesen sein? Irgendwie hatte es sich schön angefühlt. Warm und geborgen. Als ob sich nichts seit dem letzten Mal verändert hatte.

Ich drehte mich etwas auf dem Klavierhocker und sah auf. Yunha klatschte begeistert von der anderen Seite des Glases aus. Sie hatte wohl irgendwann die Geräte doch eingeschalten. Dabei hatte ich das Mikrofon am Klavier gar nicht richtig wahrgenommen. Meine Augen wichen an ihr vorbei. Zu der Person hinter ihr. Namjoon hatte sich aufgerichtet.

Sein Anblick erschrak mich. Ich hatte nicht damit gerechnet. Sein Blick erinnerte mich etwas an früher, nur das Trauer anstatt Stolz darin lag. Doch die Liebe in seinem Blick war nicht vergangen. Nein, es würde nie wieder so wie früher werden. Ich dachte mir eigentlich, dass es mir mittlerweile klar war. Doch ein Teil von mir wollte es immer noch. Wollte ihn immer noch.

,,But I still want you"


The Bright Love BTS FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt