Kapitel 62

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Madisons POV:

Eigentlich wollten sie mich begleiten, aber ab jetzt musste ich wieder alleine klar kommen und selber handeln. Obwohl die meisten meiner Sachen noch in meinem altem Zuhause waren, beschloss ich ein Treffen auf Ende des Tages zu verschieben, da müsste er spätestens Zuhause sein. Auch wenn ich mich sehr schäme und ihm unrecht zugemutet habe muss ich mich wenigstens angemessen bei ihm bedanken und auch entschuldigen.

Deswegen beschloss ich erst zu meinen Eltern zu fahren. IU und Jungkook fuhren mit dem Taxi weiter. Sicher würden beide erst einmal nach Hause fahren, auch wenn ich mir wünschen würde dass sie doch noch etwas mehr zu zweit verbringen würden. Jungkook würde erst morgen den Jungs bescheid geben, so dass mir dieser eine Tag noch an Zeit blieb.

Ich hievte also alleine meinen Koffer die Treppen also alleine nach oben, zu der Villa meiner Eltern in einem Vorort in Seoul. Die Gewächse meines Vaters hatten lange ihre Blätter verloren, standen kahl in der Erde um sich für den langersehnten Winterschlaf vorzubereiten. Einige davon würden diesen Winter nicht überleben, es soll kalt werden dieses Jahr. So kalt dass einige von ihnen im nächsten Frühling nicht mehr blühen werden.

Etwas außer Atem kam ich dann auch endlich an und drückte zügig die Klingel, bevor ich meine Hände zurück in die Taschen meiner Winterjacke steckte um sie warm zu halten. Auf der anderen Seite der Tür wurde es unruhiger. Durch die Scheibe konnte ich erkennen dass das Licht im Flur eingeschalten wurde. Kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen. Ein roter Haarschopf kam zum Vorschein.

Meine Mutter trug eine Schürze die sie wie immer zwei Mal um ihre Hüfte gebunden hatte. Trotz der Schürze hatte sie ihren Pullover mit Mehl bekleckert. Ein angenehmer Duft folgte ihr. Es war später Herbst, die Zeit in der meine Mutter schon anfängt die ersten Plätzchen für Weihachten zu backen. Dieses Jahr hatte sie besonders viel vor sich weil sie an einer Wohltätigkeitsorganisation teilnahm.

Als sie mich jedoch sah ließ sie das Nudelholz in ihrer Hand fallen. Es rollte auf mich zu und machte an meinen Schuhspitzen halt. ,,Hallo Eumma." sagte ich und bückte mich um das Nudelholz wieder aufzuheben. ,,Madison? Bist du es wirklich?" fragte sie und sah mich dabei so an als sei ich ein Geist. Ich lächelte sie an und beugte mich runter um sie in den Arm zu nehmen. Seit dem ich siebzehn war überragte ich meine Mutter schon um einen halben Kopf, auch ohne hohe Schuhe.

Auch sie schlingt ihre Arme fest um meinen Körper. ,,Du bist wieder zurück Zuhause." murmelte sie erleichtert. Die Umarmung dauerte gar nicht so lange, denn meine Mutter wollte mich nicht so lange draußen in der Kälte stehen lassen. Sie schob mich praktisch ins Haus. Ich legte meine Jacke und meine Schuhe in der Garderobe ab, schlüpfte in bequeme Hausschuhe und lief selbstständig in die Eingangshalle, da meiner Mutter eingefallen war dass sie noch etwas in der Röhre hatte.

Man merkte dass es Winter wurde, denn überall standen Pflanzen die mein Vater ins Haus gebracht hatte um sie vor Winterfrost zu schützen. Ich folgte den Pflanzen in Richtung des Wohnzimmers. Mein Vater saß in seinem Sessel vor dem Kamin und laß ein Buch. Dieses Bild kam mir so bekannt vor. Schon früher saß er schon immer so da.

Wäre ich ein paar Jahre jünger würde ich jetzt zu ihm gehen, meinen Kopf auf seinen Schoß legen und weinen. Er wäre still bis ich mich wieder beruhigt hatte, würde mir einfach nur über den Kopf streichen. Aber ich war kein Kind mehr. Ich war eine erwachsene Frau. Eine Frau die immer noch Fehler macht und nicht klüger wird. Deswegen lehnte ich mich still an die Tür und beobachtete ihn eine Weile.

Ich genoss den Anblick und die wärme in meinem Herzen dass ich lange nicht mehr gespürt hatte. Die letzten Jahre hatte ich mich vor meinen Eltern versteckt, hatte versucht meine Gefühle vor ihnen geheim zu halten und hatte sie belogen. Vor ihnen war es mir besonders schwer gefallen weil ich immer glaubte dass sie mich durchschauen konnten. Vor allem mein Vater.

Ihn hatte ich besonders verletzt. Er muss sehr enttäuscht von mir sein. Eine solche Tochter hatte er nicht verdient. Auch vor ihnen schämte ich mich und das auch zu recht. Trotzdem wusste ich aber dass ich hier immer willkommen sein würde, egal wie viele Fehler ich mache, selbst wenn die ganze Welt mich los haben möchte, meine Eltern würden immer auf meiner Seite stehen um mich zu unterstützen.

Jin hat einmal ein Lied geschrieben. Es war zwar für seine Mutter aber ich fühle so für beide meiner Elternteile. Meine Eltern gaben mir so viel in meinem Leben, viel mehr als ich jemals zurück geben konnte. Natürlich sagte ich danke aber was war das schon? Wenn ich an meine Eltern denke, wenn ich nur Eumma oder Appa sagte tat mir mein Herz so weg. Ich konnte nie beschreiben wieso. Es tut so verdammt weh.

Ich spürte wie meine Augen brannten. Ich wollte nicht weinen. Ich wollte meinen Vater nicht mit verheultem Gesicht unter die Augen treten. Ich hatte nach all dem nicht dass Recht zu weinen. Meine Mutter kam ohne Schürze zu mir. ,,Hmm wieso stehst du denn noch hier. Komm rein." sagte sie zu mir und stieß mich nach vorne. Mein Vater wurde mit ihrer Stimme aus den Gedanken gerissen, sah auf und schloss das Buch ehe er sich zu uns herum drehte.

Er sprang sofort auf. In seinen Augen lag eine Sehnsucht die ich schon die letzten Male auf dem Bildschirm erkennen konnte. Er sah nicht gut aus. Seit der Hochzeit hatte er abgenommen. Zu seinen Herzproblemen hatte ich ihm auch noch Sorgen bereitet. ,,Appa." flüsterte ich leise. Seine Augen weiteten sich, als würde er jetzt erst verstehen dass ich diesmal wirklich vor ihm stand. ,,Madison." stammelte er. ,,Du bist zurück?"

Ich nickte mit gepressten Lippen. Er legt das Buch auf den Beistelltisch und kam auf mich zu. Ich hatte erwartet dass er wütend wurde, mich anschrie und endlich nach der Wahrheit verlangte, aber dass tat er nicht. Auch er nahm mich erst mal in den Arm und fuhr mir mit den Händen sanft den Rücken auf und ab. ,,Du hast uns so gefehlt." murmelte er mir direkt ins Ohr. Wir waren ungefähr gleich groß.

,,Ihr mir auch." Ich versuchte ihn nicht zu fest zu drücken, weil ich Angst um seine Gesundheit hatte. ,,Du gehst nicht wieder oder?" Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, ich gehe nicht mehr weg." flüsterte ich um ihm diese Sorge zumindest abnehmen zu können. Meine Mutter legt ihm eine Hand auf die Schulter uns sah uns beide liebevoll an. Ich löste mich etwas von den Beiden uns wischte mir durch das Gesicht.

,,Ich schulde euch Antworten und eine Entschuldigung." Sie strich mir sanft durchs Haar. ,,Jetzt ist erst Mal wichtig dass du wieder hier bist." Nur dieser Satz gab mir die Sicherheit dass alles wieder gut werden konnte.

The Bright Love BTS FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt