„Wirst du wieder zurück gehen?" Es ist das Erste, was sie seit einer Woche sagt. Dass sie überhaupt spricht. Amir's Mundwinkel zuckt. Aber er lächelt nicht. Tut er nie. Fast nie. Er lässt sich Zeit mit der Antwort, obwohl er sie bereits weiß. „Nein"...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
~ • ~
Jamilati... Was soll das bedeuten? Deste spürt, wie gut es tut, all diese Worte aus Amirs Mund zu hören. Sie lindern den Schmerz in ihrem Herzen und klingen wie Musik in ihren Ohren. Einen Moment vergisst sie einfach, was alles in den letzten Monaten geschehen ist und gibt sich den gewaltigen Gefühlen hin, die Amirs Worte in ihr ausgelöst haben. Wenigstens nur für einen kurzen Moment möchte sie so tun, als sei nichts passiert und in vollen Zügen genießen, geliebt zu werden. Das braucht sie jetzt so sehr.
Und das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wenn die Liebe erwidert wird, die man jemanden gegenüber empfindet... Deste kann das einfach nicht beschreiben. Für sie war das innerlich so unmöglich. Eigentlich hat sie sich darauf gefasst gemacht, nie von Amir so geliebt zu werden, wie sie ihn liebt. Mit der Zeit, die langsam verstrichen war, hat sie sich wirklich vorgenommen, diese Liebe alleine zu tragen in ihrem Herzen. Hoffnung hatte sie immer, aber sie hat sich auch auf eine Enttäuschung eingestellt. Irgendwann hätte sie Amir ihre Liebe gebeichtet. Sie wusste nicht wann, nur dass sie es irgendwann tun würde.
Und genau dann, als sie sich bereit gemacht hat, diese Gefühle aus ihrem inneren zu entreißen, gesteht Amir ihr plötzlich seine Liebe. War das Schicksal? Warum jetzt? Zu diesem Zeitpunkt? Amir hat Deste von sich gestoßen, sie aus seinem Leben verbannt. Es war ihm egal was mit ihr passierte. Aber jetzt? Jetzt sagt er ihr auf einmal, dass er sie liebt und Deste kann sich nur schwer zurückhalten, um nicht ihre Arme um Amir zu schlingen und ihren Kopf in seiner Halskuhle zu verbergen, während er ihr seit Minuten Entschuldigungen ins Ohr flüstert. Ist das die Wahrheit?
Er hat nicht eine Sekunde aufgehört damit, Deste zu halten, ihre Haare zu streicheln oder sie auf den Kopf zu küssen. Und Deste kann nicht leugnen, dass das wie Balsam für ihre Seele ist. Ist sie dumm, dass sie immer noch so fühlt? Vermutlich. Wenn sie nur wüsste wie, dann würde sie genau jetzt ihre Gefühle stoppen, ihrem Herz entgegen schreien, damit es aufhört für Amir zu schlagen und ihren Körper vereisen, damit es nicht bei der kleinsten Berührung von Amir wie verrückt zittert. Aber wie? Das geht alles einfach nicht. Und genau jetzt merkt sie, dass es eigentlich zwecklos ist, gegen ihre Gefühle anzukämpfen.
Doch ihr verletzter Stolz und das bisschen Würde, was in ihr gerade schmerzlich aufschreit, zwingen sie dazu, aus Amirs Armen zu entgleiten. Denn obwohl Destes Herz gerne vergisst, lässt ihr Verstand das nicht zu. Vor ihrem inneren Auge erscheinen permanent die Szenen, worin Amir Deste weh tut, mit seinen Worten, seinen Blicken und seinem Verhalten. Und kann sie das ausschalten? Natürlich nicht. Und kann sie seinen Worten wirklich glauben? Darf sie seinen Worten glauben? Natürlich nicht.
Genau deshalb zieht sie sich mit Mühe aus Amirs Armen zurück und blickt stur an ihm vorbei, zur Wand hinter ihm. Ihr Gesicht ist völlig nass von den vielen Tränen und Deste spürt, dass sie sich nun schämt deswegen. Sie hätte sich nicht so gehen lassen dürfen.