Viel Spaß beim Lesen meine Lieben 💙
~ • ~
Von weitem erkennt Amir bereits ein helles Lichtstrahl und weiß, dass das vermutlich die Autoscheinwerfer des Wagens von Dimitrij sind. Er umklammert das Lenkrad fester und hält ein paar Meter weiter entfernt an. Er kann die Gestalt von Dimitrij sehen. Ruhig atmet er aus und steigt aus. Er ist einen langen Waldweg entlanggefahren, bis er am Loftus Tram Shed angekommen ist. Natürlich hat er nicht davor vergessen Rasul eine Meile von diesem Platz entfernt abzulassen. Er hofft inständig, dass Rasul sich nicht in Gefahr bringt. Als er einen vorsichtigen Blick um sich wirft, kann er keine lauernde Gefahr erkennen, lediglich alte Straßenbahnen und Trolleybusse, die sich hier in dieser verlassenen Gegend lagern. Er sieht überall Graffitis auf den Straßenbahnen, den Bussen und den Wänden der Ruine, in die er etwas hineingefahren ist. Es verwundert ihn nicht, dass Dimitrij diesen Platz ausgesucht hat. Hier in der Gegend ist keine Menschenseele vorhanden. Es ist total abgelegen, ruhig und vor allem dunkel. Er schließt seine Autotür und läuft ein paar Schritte vor das Auto und bleibt ungefähr drei Meter entfernt von Dimitrij stehen. Amir ist ganz ruhig, als er in das Gesicht von Dimitrij schaut, aber er spürt, wie die Wut sich in ihm aufbaut. Auch Dimitrijs giftgrüne Augen liegen auf ihm, ganz entspannt und ohne Regung. Wie leicht wäre es jetzt, seine Waffe aus seinem hinteren Hosenbund heraus zu ziehen und Dimitrij zu erschießen, dafür, dass wegen ihm, Deste schon zig Male weh getan wurde. Jedoch versucht Amir dies zu verdrängen. Destes verletztes Gesicht zu verdrängen, als er sie aus dem Auto herausgeholt hat, sowie ihren zerstören Anblick, als sie Cora im Garten entdeckt hat und den Moment zu vergessen, als sie in seinen Armen geschluchzt hat. Denn sonst würde ihn nichts davon abhalten, Dimitrij eine Kugel zwischen die Augen zu verpassen.
Amir bemerkt den Mann genau hinter Dimitrij und wie er schützend hinter seinem Boss da steht. Er verkneift sich einen bissigen Kommentar dazu und beißt die Zähne zusammen, während er abwartend zu Dimitrij schaut, der erst nach einer ganzen Weile seinen Mund aufkriegt, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. „Wie ich sehe, bist du meiner Aufforderung, alleine zu kommen, gefolgt. Das freut mich." Amir ballt die Hände zu Fäusten. „Komm zur Sache!", sagt er wütend an ihn. Jedoch lacht Dimitrij daraufhin nur heiter, was Amir noch mehr auf die Palme bringt. Er muss jetzt schon eine Menge Kraft aufbringen, um seine ungeheure Wut kontrollieren zu können. „Warum so ungeduldig? Wer bei Kleinigkeiten keine Geduld hat, dem misslingt der große Plan Amir Malek..", spricht er in einer eigenartigen Stimmlage, wobei er Amirs Namen besonders betont. Deshalb scheint Orlow wohl, dieses Katz und Maus spiel mit ihm zu spielen. Alles was bis jetzt geschehen ist, ist bei weitem nicht sein großer Plan gewesen. Er hat sich nur hingearbeitet und abgewartet. „Bevor wir zur Sache kommen..." sagt er, während er an seinem Bart kratzt und Amir fies in die Augen schaut, „Wie geht es eigentlich Deste? Der Unfall und dann diese Sache mit ihrem Hund... Das alles ist wirklich tragisch. Sie hätte sterben können. Mein Gott. Ich bin froh, dass sie heil und munter davon gekommen ist." Amir sieht rot. Er kann sich kaum noch zurückhalten. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht macht er einen Satz nach vorn und stürzt sich auf Dimitrij. Das hätte er nicht sagen dürfen. Er hätte Destes Namen nicht in den Mund nehmen dürfen. „DU VERFLUCHTER BASTARD!!", brüllt er und hört in der gleichen Sekunde ein Klicken und bevor er an Dimitrij rankommen kann, springt dessen Mann nach vorn und presst die Knarre an Amirs Stirn. Der Finger am Abzug, doch er hat nicht abgedrückt. Dimitrij schaut ihm entspannt entgegen. „Nc nc nc.. Amir.. Amir.. Dir kann man ja auch kaum was sagen", meint er kopfschüttelnd. „Das war doch nicht böse gemeint."
„Halt die Fresse." Er lacht. „Bei dir braucht es wirklich nicht viel, um dich wütend zu machen." Er kehrt ihm den Rücken zu, geht zurück zu seinem Auto und setzt sich auf die schwarze Motorhaube seines schicken Oldtimer Mercedes' und blickt mit verschränkten Armen wieder zu ihm. Diesmal ist die Belustigung aus seinen Augen verschwunden und ein ernster Ausdruck legt sich in seine Züge. Während sein Mund sich zu einer geraden Linie verzieht, funkeln seine Augen mit einem mal gefährlich. Man sieht Orlow sein Alter an. Dennoch ist er ein kräftiger Mann, das erkennt Amir an seiner Haltung und seinem Körperbau, die sich unter seinem schwarzen Anzug verbergen.
DU LIEST GERADE
Falsches Versprechen
Ação„Wirst du wieder zurück gehen?" Es ist das Erste, was sie seit einer Woche sagt. Dass sie überhaupt spricht. Amir's Mundwinkel zuckt. Aber er lächelt nicht. Tut er nie. Fast nie. Er lässt sich Zeit mit der Antwort, obwohl er sie bereits weiß. „Nein"...