Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)

Verrückter als ich

Bevor ich nach unten gehe, mache ich mich erstmal frisch im Bad. Ich versichere mich, dass ich trotz ungeschminkter Fresse nicht wie eine Leiche aussehe und erst als ich mit Allem zufrieden bin, greife ich meine Sachen und gehe nach unten. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es 20 vor 7 ist. "Wasser oder O-Saft?", fragt Mama, als ich in die Küche komme. "Beides, bitte.", setze ich mich und sie füllt mir zwei Gläser ein, bevor sie Platz nimmt. "Und, schon nervös?", fragt Mama mich. "Ja, aber nicht wegen dem Spiel.", gebe ich zurück, ohne drüber nachgedacht zu haben. Schon zieht sie ihre Augen zusammen und die Brauen hoch. "Weshalb denn dann?", fragt sie. Schnell beiße ich in mein Brötchen und versuche so unverständlich wie möglich: "Draxler..", hervorzubringen. Aber natürlich versteht Mama mich auch so. "Was ist mit ihm?", fragt sie und beißt ebenfalls in ihr Brötchen. Ich schlucke und spüle mit Wasser nach. "Naja..", stammle ich. Mama grinst mich nur dumm an. "Als ob ich eure Posts nicht gesehen hätte..", verdreht sie die Augen. Obwohl ich Mama alles anvertrauen und sagen kann, bin ich bei dieser Sache irgendwie vorsichtig, da sie weiß, wie ich für Draxler schwärme. Und sich bestimmt denken kann, dass das zur Ausnahme meines Lebens mal nicht nur auf Freundschaft gebündelt werden soll. Ich schaue Mama an. "Du Stalkerin.", lache ich. Auch Mama lacht. "Stalkerin? Bei deinen 25 Tausend Followern? Ich bitte dich.", schüttelt sie den Kopf. "Schon 25..", nicke ich vor mich hin. "Und das in deinem Alter. Im Amateurbereich.", fügt Mama hinzu. "Krass..", blicke ich verträumt auf mein Brötchen, denn das ist wirklich krass. 25 Tausend Follower haben nicht viele, mit einer Ausnahme sogar keiner meiner Mannschaftskameraden. Ich kriege immer wieder Gänsehaut, wenn ich über meinen Einfluss nachdenke und mir klar wird, was ich überhaupt schon erreicht habe.

Nach dem Frühstück putze ich mir noch schnell die Zähne und checke dann, ob ich alles habe. "Können wir?", fragt Mama, die mich immer bei Auswärtsspielen zum Treffpunkt fährt. Ich blicke auf die Uhr, 7:04. Ich nicke und schlüpfe in meine Schuhe. Ein letzter Blick in den Spiegel verrät mir, wie Draxler mich ungefähr heute sehen wird und ich bin eigentlich relativ zufrieden, daher verlasse ich das Haus. Ich werfe meine Tasche auf Mamas Rückbank und nehme neben ihr Platz. "Was ist jetzt eigentlich mit Julian?", fängt sie plötzlich wieder an. Ich dachte eigentlich, ich wäre geschickt davon gekommen. "Naja.. Nichts..", stammle ich, aber sie guckt mich nur unglaublich an. "So oft, wie du dein Aussehen abgecheckt hast und von Nervosität gesprochen hast, würde ich glatt behaupten, dass du heute prominenten Besuch bekommst.", zwinkert sie. Ich verdrehe die Augen. "Drück mir lieber die Daumen dafür, dass ich spätestens heute beweisen kann, dass ich dahin gehöre, wo ich derzeit bin.", lenke ich erneut ab. Mama lächelt nur. "Schätzchen, denkst du, das würde ich jemals vergessen? Natürlich mache ich das. Zeig Draxler, wofür er angereist ist.", grinst sie. "Mama..", verdrehe ich die Augen, aber sie lacht nur.. Verrückter als ich..