Nicht gut genug?

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Zum Glück sind es nicht ganz so viele, aber dennoch werde ich vom Wachmann nach draußen begleitet. "Frau Aljareau, bei welchem Verein sehen Sie sich in der nächsten Saison?" - "Freuen Sie sich, bald für die Juniorinnen auflaufen zu können?" - "Aleyna, ein kurzes Statement zu Ihrer Zukunft?" - Gefühlt hundert Fragen, die gleichzeitig auf mich einprasseln und das sind lediglich einige Journalisten, die man an 2 Händen abzählen kann. Ich hasse dieses Gefühl und, wenn es nach mir ginge, könnte ich darauf gerne in der Zukunft verzichten. Ich frage mich, wie die Profis und Stars sich fühlen, wenn Tausende von Fans und Reportern auf Sie einreden und kreischen. "Ich weiß nicht, woher Sie solche Informationen haben. Stand jetzt sind alle Parteien so zufrieden, wie es ist.", gebe ich zurück. "Können Sie es sich noch nicht eingestehen, dass der DFB Sie nicht mehr für so gut hält, dass sie bei den Jungs mithalten können?", kommt plötzlich von einer männlichen Stimme. Die Worte hallen in meinem Kopf und ruckartig blicke ich ihn an. Seine blauen Augen schauen mich zusammengezogen an, anschließend zieht er die Augenbraue hoch. Am Liebsten würde ich für diese Bemerkung gerade an die Decke gehen, aber ich bringe nur ein trotziges Lachen raus. "Selbst, wenn es so wäre, stehe ich auf der Seite, dessen Aufmerksamkeit Sie ja unbedingt haben wollen. Dann sieht man mal, wer von uns Beiden hier mehr erreicht hat.", gebe ich eiskalt zurück, als der Wachmann den Weg zu meinem Auto freimacht und mir die Tür öffnet. Ich schmeiße meine Tasche auf den Rücksitz, bedanke mich bei ihm und knalle dann laut meine Autotür zu. Ohne mich anzuschnallen starte ich den Wagen und flitze vom Parkplatz. Diese Bemerkung hat mich gerade stinksauer gemacht. Genervt rase ich durch die Straßen und vergesse dabei natürlich, mich noch anzuschnallen. Erst an der nächsten roten Ampel, als plötzlich ein Mannschaftswagen neben mir steht und ich gerade noch mit meinem Handy beschäftigt war, fällt es mir auf. "Fuck.", fluche ich vor mich hin, als die Herrschaften schon Ihr Fenster runterlassen und mich bitten, dasselbe zu tun. "Frau Aljareau, was für eine Ehre, Sie zu treffen.", zwinkert er. Ich lächle nur. "Ich hoffe, dass Sie wissen, dass auch für Sie die Verkehrsregeln gelten. Dazu gehört das Anschnallen und auch das Handyverbot am Steuer.", schaut er mich an. Ich schlucke. "Natürlich. Weiß ich ja, tut mir leid.", bin ich einsichtig und schnalle mich an. "Schlechten Moment erwischt? Keine Sorge, wir drücken heute Mal 2 Augen zu.", zwinkert er. Ich lächle ihn an und bedanke mich. "Übrigens: Ich hoffe, dass der Artikel in der BILD-Zeitung nicht stimmt. Sie sind das Vorbild meiner Tochter.", grinst er, als die Ampel grün wird. Erneut lächle ich. "Das schätze ich sehr, das ehrt mich, so etwas zu hören.", gebe ich zurück. Er nickt und wünscht mir noch einen schönen Abend, was ich erwidere, bevor ich in die nächste Straße einbiege, um weiter nachhause zu fahren.

Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt