Herr Nachbar

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Irgendwann mitten im Gespräch muss ich wohl eingeschlafen sein. Als ich am nächsten Morgen gegen kurz vor 8 Uhr durch ein lautes Klopfen wach werde, bemerke ich, dass Julian wohl dran geblieben sein muss, denn das Gespräch läuft immer noch. Ich weiß nicht, ob ich das süß oder peinlich finden soll, aber ohne zu überlegen, drücke ich den Knopf, um aufzulegen. Vielleicht war er ja auch einfach nur eingeschlafen. Ich verlasse mein Bett und anschließend mein Zimmer, um runter zur Tür zu gehen. Gähnend laufe ich die Treppen runter durch unseren Eingangsbereich bis hin zur Tür, als mir ein junger Mann vortritt. Er schluckt leicht überfordert, als er mich erblickt. "Oh.. Äh, hallo.", stammelt er vor sich hin. "Hallo..", gebe ich verwirrt zurück. "Kann ich Ihnen helfen?", füge ich hinzu. "Ja.. Äh, Nein. Also.. Aleyna, richtig?", fragt er dann und scheint verdammt nervös. Ich nicke nur leicht verstört. "Ok, also.. Äh, Amir, schön dich kennenzulernen, Aleyna.", hält er mir die Hand hin. Ich blicke ihn an und frage mich einfach nur, was das soll. Da ich aber ein komisches Gefühl habe bei diesem Mann, nehme ich die Hand nicht entgegen und trete sogar einen Schritt zurück. Er versteht schnell und zieht die Hand weg, tritt ebenfalls einen Schritt zurück. "Sorry, ich wollte keinen bizarren Eindruck machen. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass du mir die Tür öffnest.", blickt er mich an. Ich ziehe die Augenbraue hoch. "Wen haben Sie denn sonst erwartet?", sieze ich ihn weiterhin. Kaum habe ich die Frage gestellt, wirkt er etwas blass im Gesicht. "Ähm.. Also..", stammelt er erneut. "Niemanden. Beziehungsweise niemanden Bekanntes, wie du es bist.", lächelt er. "Okay.. Und zu wem wollten Sie, dass Sie hier überhaupt vor der Tür stehen?", frage ich. "Ach.. Zu Niemandem. Ich..", überlegt er einige Sekunden. "Ich bin hier in der Nähe neu eingezogen und wollte einfach nur mal meine neuen Nachbarn kennenlernen..", erklärt er fast so unglaubwürdig, wie sein Lächeln ist. Denn hier in der Gegend wohnen schon seit Jahren dieselben Menschen, von deren Auszug wir sicherlich was mitbekommen hätten. "Gut, dann haben wir uns ja nun kennengelernt. Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Montag, 'Herr Nachbar'.", belustige ich mich etwas über diese Aussage und schließe fast respektlos die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten. Zur Sicherheit schließe ich die Tür nochmal ab und schalte die Alarmanlage an, denn ganz so seriös kam mir das Ganze hier nicht rüber. Sonst hätte ich auch wirklich netter reagiert!

Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt