Wir verschlingen unsere Pizza, bevor ich den Weg zurück nach Dortmund antrete. In der Einfahrt bleibe ich noch einige Minuten im Wagen sitzen. Eigentlich hab ich kein Bock da rein zu gehen, ich bin immer noch der Meinung, Mama müsste sich bei mir melden. Aber naja. Ich greife meine Sachen und gehe rüber zur Tür, um sie aufzuschließen. Als Mama mich erblickt, schaut sie mich nur an. "Was?", frage ich also und verstaue meine Schuhe im Regal. "Hast du dich endlich beruhigt?", fragt sie vorwurfsvoll. "Wow. Das ist das Erste, das dir einfällt? Nicht mal ein "Wo warst du?" oder etwas dergleichen?", schüttle ich erneut enttäuscht den Kopf. "Eigentlich wollte ich mit dir reden und MICH entschuldigen, weil ich dich so angegangen bin. Aber scheinbar hat es dich nicht einmal interessiert, was ich da sage oder was ich mache, wo ich bin. Dass ich sauer das Haus verlasse, mit Vollgas durch die Straßen düse, weil ich so angepisst bin und nicht klar denken kann. Bis vor ein paar Wochen hättest du mich noch mit Anrufen und Nachrichten bombardiert, gefragt, wo ich bin, weil du dir Sorgen machst. Aber jetzt.. Jetzt interessiert es dich scheinbar nicht mal mehr, was ich fühle. Es ist okay. Jetzt brauche ich wenigstens kein schlechtes Gewissen mehr zu haben und das Gespräch mit dir suchen.", blicke ich sie ungläubig an. Sie schluckt nur, antwortet aber nicht darauf, als ich nach oben gehe. Ich schließe meine Zimmertür ab und schmeiße meine Tasche sauer in die Ecke, als mein Handy vibriert. Es ist Julian, den ich total vergessen habe. "Hey.. Sorry, dass ich dich nach dem Training nicht angerufen habe, hatte 'nen stressigen Tag..", gehe ich ran und stelle den Lautsprecher an. "Hey, halb so wild. Ist alles gut bei dir?", hakt er nach. "Passt schon..", gehe ich dem Thema aus dem Weg. Er schweigt einige Sekunden. "Sicher?", fragt er dann. "Ja.. Wie geht's dir? Was gibt's Neues?", frage ich ihn. "Mir geht's soweit ganz gut. Wollte gleich schlafen, aber vorher nochmal deine Stimme hören.", kommt von ihm zurück. Ich lächle vor mich hin. "Und wie gehts dir?", hängt er dran. Ich atme genervt aus. "Passt schon, war'n komischer Tag. Aber morgen geht's mir wieder gut.", entgegne ich ihm. "Sicher, dass du nicht drüber reden möchtest?", fragt er. "Vielleicht, wenn du hier bist. Über's Telefon ist es unpersönlich..", stelle ich fest. Julian schweigt einige Sekunden. "Ja.. Aber vielleicht müssen wir uns dran gewöhnen..", kommt zurück. Da hat er wohl Recht. Bald müssen wir öfter telefonieren, als wir uns wohl sehen werden - wenn er wieder fit ist, um für Paris aufzulaufen. Ich schlucke. "Ja.. Vielleicht.", entgeht mir ein genervtes Stöhnen. "Gibt's bei dir etwas Neues? Weißt du schon, wann du zurück kommst?", frage ich ihn. "Nein.. Weiß ich leider noch nicht.", bekomme ich als Antwort. "Ich hoffe vor Samstag..", fügt Julian hinzu. "Hm.. Okay. Naja, ich gehe dann mal schlafen. Solltest du vielleicht auch tun, du hattest auch einen anstrengenden und langen Tag.", versuche ich, ihn abzuhängen. "Ja.. Werde ich dann wohl auch tun.", seufzt Julian. "Gute Nacht, Aleyna. Schlaf gut, Süße.", wünscht er mir noch, bevor ich das Gespräch mit einem "Gute Nacht.", beende und mich zurück in mein Bett lehne. Was ein nerviger Tag..
Am nächsten Morgen wache ich sehr früh auf. Es ist erst kurz nach 8, als ich aufs Display schaue. Ich überlege einige Minuten, weiterzuschlafen, aber erhebe mich dann doch aus dem Bett. Ich gehe nach unten und lasse die Rolladen hochfahren, bevor ich die Fenster öffne, damit das Haus gut durchgelüftet wird. Ein Blick nach draußen geworfen, entscheide ich mich dazu, eine Runde zu joggen. Ich plane mir die Route, schalte die Musik ein und laufe los. Ich liebe es einfach, so früh am morgen Sport zu machen. All die Gedanken, die einen in der Nacht gequält haben, zu vergessen und durch die Straßen zu laufen, als könnte einen nichts einholen. Nicht einmal die Realität, die ich eigentlich am Liebsten verdrängen würde..
Als ich zuhause ankomme, bin ich echt erleichtert. So früh und die Sonne knallt schon fast 30 Grad, kaum auszuhalten, vor Allem nicht, wenn man freiwillig Sport macht. Erstmal die Wasserflasche exen und dann wird völlig durchgeschwitzt ein Spiegelselfie geschossen. "Es gibt nichts besseres als Joggen am frühen Morgen. Nach 17 Kilometern sieht man dann schon mal so aus. 🤪", lautet der Story-Text und dann ist das Bild auch schon gepostet. Nun erstmal ein langes und erholsames Bad.Nachdem ich mich fresh gemacht habe und das Frühstück verschlungen habe, hole ich Leyla ab, um mit ihr in die Innenstadt zu fahren. Nachdem wir ein Wenig spazieren waren und mal wieder unnötige Sachen für den Urlaub gekauft haben, setzen wir uns in das nächste Eiscafé. Ich bestelle mir eine große Waffel mit Vanilleeis, viel Sahne, frischen Erdbeeren und Schokosoße. Schon beim Anschauen dieser Kalorienbombe verfällt meine depressive Stimmung. Ich grinse Leyla an. "Ob die Kilos in Miami zu sehen sind..", überlege ich. Aber dann stopfe ich mir schon einen Haufen Eis mit Sahne in den Mund. "Wen juckt das schon?", lache ich, als mein Handy klingelt. Es ist Julian. Verwirrt nehme ich den Anruf entgegen. "Hey..", begrüße ich ihn. "Hey.", kommt in einem ruhigen Ton zurück. "Was ist los?", frage ich, während ich mir den nächsten Haufen in den Mund schiebe. "Ich schätze, ich habe schlechte Nachrichten.", gibt er zurück. Ich lasse den Löffel los und lehne mich zurück in meinen Stuhl. "Wie? Und die wären?", hake ich nach. Julian atmet einige Sekunden durch, bevor er zur Antwort ansetzt. Aber eigentlich weiß ich eh schon, was nun kommt..
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Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)
Hayran KurguAleyna ist ein 19-jähriges Mädchen, das in der U20-Jungsmannschaft beim DFB sowie beim Bvb spielt. Bald fängt die neue Saison an und es steht noch nicht fest, ob Aleyna eine Sondergenehmigung für die U21-Junioren bekommt. Ihr Leben besteht größtente...