Was denkst du?

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Ich stopfe das letzte Stück meines Brötchens in den Mund und spüle es mit dem noch warmen Kakao runter. „Bist du satt?", fragt Julian. Ich nicke und verdrehe die Augen. „Voller als voll.", lehne ich mich zurück und werfe einen Blick auf das Handy. Bereits Viertel nach 7. Ich gähne, als Julian mich anblickt. „Gehen wir spazieren?", fragt er. Ich nicke und erhebe mich. „Gehe mir noch kurz die Hände waschen.", gebe ich ihm zu wissen, als er bezahlt. Anschließend verlassen wir das Café. Die frische Morgenluft knallt uns ins Gesicht, aber dennoch ist es relativ angenehm. Wir lassen den Wagen stehen und gehen die Fußgängerzone entlang. Noch sind wir beide am schweigen, da wir wohl beide nicht wissen, wie wir das Thema öffnen sollen. Ich blicke ihn aus dem Augenwinkel an. „Was denkst du?", frage ich ihn, als wir die Fußgängerzone Richtung Park verlassen. Er überlegt einige Sekunden. „Ich versuche mich auf das vorzubereiten, was du mir gleich an den Kopf werfen wirst.", blickt er mich an. „Was werde ich dir denn an den Kopf werfen?", frage ich ihn. Er atmet aus. „Wahrscheinlich, dass ich das größte Arschloch bin, das du je kennengelernt hast. Oder dass ich dich verletzt habe und das wäre irgendwie noch schlimmer. Oder aber sogar..", stockt er und schluckt. Ich blicke ihn an, als wir uns auf eine freie Parkbank setzen. „Oder?", hake ich nach. Er blickt mir tief in die Augen und schüttelt den Kopf. „Das will ich mir gar nicht vorstellen.", gibt er zurück. Einige Sekunden beobachte ich ihn, dann nicke ich vor mich hin. „Dein Brief hat mir viel zum Denken gegeben. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Du hast zwar alles erklärt, aber ich verstehe vieles einfach nicht. Julian, ich bin die Letzte, die immer alles richtig macht. Das funktioniert auch nicht und das ist auch nicht das, was ich von dir erwarte. Ich erwarte einfach nur klares Denken von dir. Du hast mich mehr als verletzt mit dem, was auf der Party passiert ist. Ich weiß, dass es dein bester Freund ist und ich würde nie im Leben, komme was wolle, wollen, dass eure Freundschaft zerbricht. Aber, wenn du mit einer Zeile behauptest, ich wäre das Beste, was dir je passiert ist und es wäre das Schlimmste, wenn ich weg wäre, wieso lässt du sowas einfach an dir vorbeiziehen? Mir ging es nicht darum, dass du Max nun die Fresse polierst. Mir ging es darum, dass du ihm ne klare Ansage machst, dass ich nicht irgendeine Schlampe oder irgendein Fangirl bin, mit der man es machen kann, sondern..", ich stocke kurz und blicke ihn an. „Sondern deine Freundin, mit der du es ernst meinst. Dass du hinter mir stehst und mir auch das Gefühl davon gibst, dass du mich überhaupt ernst nimmst. Aber an dem Abend hab ich mich einfach so dreckig gefühlt, weil du es einfach so stehengelassen hast und mich am Ende auch noch stehengelassen hast. Plötzlich kriegst du einen Anruf und dann haust du ab, meldest dich am Tag danach nicht einmal wirklich und machst mich dann noch dumm an, weil ich mich verarscht gefühlt hab von dir. Du hast mir in den letzten Tagen einfach das Gefühl davon gegeben, dass ich wirklich einfach nur Eine von Vielen bin, die du haben kannst. Sprüche, wie: „Muss ich mich bei dir an- und abmelden oder was?" - Was soll die Scheiße? Natürlich musst du es nicht, nur, wenn du irgendwas ernstes mit mir haben möchtest, dann solltest du auch darüber nachdenken, dass es jemanden gibt, der interessiert daran ist, was du machst und nicht angelogen oder hingehalten werden möchte. Und schon gar nicht will ich ins Lächerliche gezogen werden, wenn ich dich darauf anspreche. Wir sind erwachsen, wir können über alles reden. Und, wenn du oder ich mal überfordert sind, kann man das doch auch einfach ansprechen statt blöd zu handeln. Ich mach bei weitem auch nicht alles richtig, aber ich versuche trotzdem immer, niemanden vor den Kopf zu stoßen und für mich war dein Verhalten einfach wirklich so ein Schlag ins Gesicht.", erkläre ich meinen Stand der Dinge. Julian hat währenddessen aufmerksam zugehört und nickt vor sich hin. „Ich weiß, dass du Recht mit alledem hast. Und umso beschissener ist es, dass ich es weiß und trotzdem so handle. Ich kann mich nur für mein Verhalten entschuldigen und es besser machen. Ich will es um jeden Preis dieser Welt besser machen und nie wieder in so eine Situation kommen, wie jetzt. Ich hatte wirklich Angst, dass du nun sagst: Ok, das war's. Und das Schlimmste daran ist, dass ich es nicht mal in Frage stellen hätte können, weil du jeden Grund dafür hättest.", erwidert er. „Ich will ehrlich zu dir sein, ich habe an der Sache zwischen uns gezweifelt. Aus mehreren Gründen. Und die Sache jetzt hätte wahrscheinlich das Fass zum Überlaufen gebracht, wenn ich nicht so sehr wollen würde, dass es zwischen uns klappt. Aber dafür müssen wir beide einfach 100% geben. Du hast am Ende selbst geschrieben: „Ich möchte, dass du mich über Dinge aufklärst sowie ich dich über Dinge aufkläre. Dinge, die wir nicht gut finden oder die wir nicht akzeptieren können. Damit wir zu zweit, miteinander wachsen können. Alles, was ich möchte, ist, dass du mich nicht aufgibst. Dass du mich nicht aufgibst, weil ich versuche, dir gerecht zu werden, um dir das geben zu können, was du verdienst." - und das soll der richtige Weg sein. Wir müssen miteinander wachsen und uns gegenseitig helfen, wenn wir einander verdienen wollen. Auch ich muss dafür kämpfen, für dich kämpfen, um dich zu verdienen. Wir müssen das einfach gemeinsam hinkriegen und dafür müssen wir ehrlich und aufrecht zueinander sein und auch Grenzen für Andere aufziehen können, wenn sie Schaden verursachen könnten. Es ist einfach so.", setze ich noch drauf. Julian nickt. „Du hast zu 100% Recht, Aleyna. Ich kann dir nicht widersprechen und ich will es auch gar nicht, weil ich komplett deiner Meinung bin. Es tut mir einfach wirklich leid. Und... am Abend hat nicht Mama mich angerufen, sondern Max. Ich war die letzten zwei Tage einfach nicht ich selbst, ich weiß selber nicht, warum ich so dumm war. Ich werde das mit Max definitiv ausdiskutieren und nötige Grenzen ziehen. Versprochen, wirklich. Vertrau mir, bitte.", blickt er mir tief in die Augen. Wenn ich seinen todernsten Blick nicht sehen würde, hätte ich wahrscheinlich gedacht, dass es eventuell nur Gelaber ist, aber Julian scheint es ernst zu meinen, daher nicke ich. „Ich vertraue dir. Aber bitte lass es mich einfach nicht bereuen.", flehe ich ihn schon fast an. Er nickt vor sich hin. „Niemals.", zieht er mich zu sich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich..", bringt er noch fast lautlos hervor..
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Ok, Leute. Um Teil 1 nicht noch länger zu machen, beschließe ich, den Teil an dieser Stelle zu beenden. Ich werde ganz normal weiterschreiben, allerdings (eventuell mit einem Zeitsprung über den Urlaub oder so) in einem neuen Teil (findet ihr dann auf meiner Seite)! ☺️

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 21, 2020 ⏰

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Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt