Unordnung

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"Du hast nichts dagegen, wenn wir erstmal kurz zu mir fahren, oder?", fragt Julian und zeigt auf sich runter. "Ich musste mir wegen der Heldin ja eine Bierdusche gefallen lassen.", fügt er grinsend hinzu. Ich lache. "Quatsch, alles gut. Tut mir leid für deine Klamotten.", erwidere ich. "Halb so wild. Einmal waschen und gut ist. Hast du schon Hunger?", fragt er mich, während er auf der Autobahn Richtung Gladbeck, wo er eigentlich wohnt, beschleunigt. Ich schüttle den Kopf. "Gerade noch nicht, alles gut.", lächle ich. Er nickt nur und blickt mich einige Sekunden an. Da er aber nichts sagt, lasse ich mir nicht anmerken, dass ich seinen Blick spüre und schaue aus dem Fenster.
Nach gut 40 Minuten kommen wir bei Julian an. Er steigt aus und bevor ich mir selbst die Beifahrertür öffnen kann, hält er sie mir schon auf und blickt mich lächelnd an. "Danke dir.", erwidere ich seinen Blick und steige aus. Er sperrt kurz sein Fahrzeug und führt mich dann rüber zu seiner Haustür. Er schließt die Wohnung auf und bevor er mich reinlässt, kratzt er sich am Hinterkopf: "Bitte nicht erschrecken, normalerweise ist aufgeräumt. Hatte nur die letzten 2 Tage zu viel um die Ohren.", schluckt er. Diesmal finde ich seine Verunsicherung süß und winke nur ab. "Mach' dir darüber keinen Kopf, war ja nicht geplant, dass ich herkomme bzw. dass du dich nochmal umziehen musst.", lächle ich nur, als wir seinen Loft auch schon betreten. "Wow..", blicke ich mich um. Zu meiner Überraschung ist es wirklich wunderschön eingerichtet. Die Wände sind dunkelrot und haben einen minimalen glitzernden Touch. "Nicht schlecht.", grinse ich. Ich werfe einen Blick weiter, als er mich ins Wohnzimmer führt. "So unsauber ist es doch gar nicht. Für einen Mann zumindest.", grinse ich. "Sonst sieht es aber nicht so aus. Wirklich!", schwört er. "Schon okay. Gehst du duschen?", frage ich ihn und fahre ihm durch die kurzen Haare, die auch etwas Bier abbekommen haben. "Wenn du nichts dagegen hast, gerne. Ich beeile mich auch!", versichert er mir. "Klar, mach ruhig. Wir haben genug Zeit.", lächle ich und dann verschwindet er auch schon nach oben. Nachdem ich mich ein Wenig umgesehen habe, beschließe ich, die herumliegenden Sachen etwas weg zu räumen und für Ordnung zu sorgen. Ich entsorge den Müll und räume das dreckige Geschirr und Besteck in die Spülmaschine. Ich wische über die Arbeitsplatten und über einige Schränke, bis alles wieder sauber aussieht, als Julian wieder in die Küche kommt. "Ernsthaft?", fragt er mich leicht peinlich berührt. "Was denn?", gebe ich verwirrt zurück. "Wir treffen uns das erste Mal und du putzt bei mir? Wie soll ich mich denn jetzt fühlen?", fragt er und ich merke auch, dass er etwas rot ansteigt. Ich lache nur. "Gar nichts sollst du fühlen. Ich habe es gerne gemacht. Ob ich tatenlos rumsitze und warte oder die Zeit nutze. Ist doch alles in Ordnung.", gebe ich nur zurück. "Tut mir leid, wirklich. Die Unordnung wirst du hier nie wieder sehen!", schämt er sich weiter. "Halt die Klappe.", verdrehe ich aber nur die Augen und beende das Thema, denn für mich war es wirklich kein Aufwand und schon gar nicht etwas, wofür er sich schämen sollte.

Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt