Möglichkeiten

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Ich öffne die Tür und schaue Julian fassungslos an. „Ist das dein scheiß Ernst, dass du um die Uhrzeit hier klingelst? Wie respektlos ist das bitte meiner Mutter gegenüber? Was ist falsch mit dir, Julian?", schubse ich ihn in aller Wut weg. Er schaut mich an und hält mich an den Armen fest. „Es tut mir leid, Aleyna. Ich hatte keine andere Möglichkeit, du wolltest ja nicht raus kommen.", erklärt er kleinlaut. „Keine andere Möglichkeit? Dich den ganzen Tag kein Bisschen dafür interessieren, was passiert ist, aber nachts ist das hier deine einzige Möglichkeit? Willst du mich eigentlich komplett verarschen? Du kotzt mich an, Julian. Ich bereue langsam jede verdammte Sekunde mit dir.", lasse ich alle Emotionen raus. Er zieht die Augenbrauen hoch und schluckt, während er mich anschaut. Damit hat er jetzt wohl nicht gerechnet, aber das ist nicht mein Problem. „Du benimmst dich wie das letzte Arschloch seit der Party. Als wäre ich irgendeine Schlampe, die deine Freunde anfassen dürfen. Eine, die dir egal ist und bei der du dich nur melden musst, wenn du gerade Bock auf sie hast. Die ganze Zeit schiebst du mir die größten Liebes- und Eifersuchtsfilme und dann, wenn es drauf ankommt, juckt es dich nicht einmal. Brauchst du eine Therapie für deine ständigen Stimmungsschwankungen oder willst du mich einfach nur verarschen?", lege ich noch einen drauf. „Aleyna..", will er mich beruhigen, aber wieder schubse ich ihn weg von mir. „Fass' mich ja nicht an.", bestehe ich sauer. Er blickt mir tief in die Augen. Ich schlucke und schaue schnell weg. „Du kannst mir nicht einmal in die Augen schauen, ohne schwach zu werden..", hält er mich provokant fest, als ich mich von ihm entfernen will. „Ich kann dir nicht in die Augen schauen, weil ich es nicht verstehen kann, wie diese Augen, in denen ich mich vor ein paar Wochen noch verloren habe, plötzlich alles daran setzen, mich zu verlieren.", blicke ich ihm nun doch tief in die Augen, damit er merkt, wie ernst ich es meine. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, vielleicht ist es nur die Hoffnung - aber nun wirken seine Augen traurig, ängstlich. Er schluckt und erwidert dann meinen Blick. „Ich liebe dich, Aleyna.", kommt plötzlich ruhig aus seinem Mund. „Ich liebe dich wirklich.", fährt er sich durch die Haare. „Es tut mir leid. Das alles hier und dass ich um die Uhrzeit bei dir klingle.", schaut er mir tief in die Augen. „Aber ich bin vorher einfach nicht fertig geworden.", fügt er hinzu. „Womit denn bitte fertig? Was hast du derzeit zutun, dass du stattdessen nachts hier klingeln müsstest, als würde jemand sterben.", bin ich weiterhin auf 180. „Beruhig' dich doch erstmal. Lass uns in Ruhe darüber reden.", will er mich zu sich ziehen. „Ich hab dir verdammt nochmal gesagt, dass du mich nicht anfassen sollst. Nimmst du mich eigentlich irgendwie ernst? Ich will nichts mit dir bereden. Du willst es ja selbst nicht, du willst mich einfach nur wieder klein kriegen. Ich hab kein Bock mehr auf die Scheiße. Lass mich in Ruhe.", schubse ich ihn weg und trete ein paar Schritte zurück. Er nickt. „Das hab' ich mir gedacht. Wenn du nicht mit mir reden willst, dann hier. Lies zumindest, was ich dir hätte sagen wollen.", drückt er mir einen Umschlag in die Hand. Ich schlucke und bin etwas sprachlos, während ich zwischen ihm und dem Umschlag umher schaue. „Ich liebe dich. Und das wird nichts ändern.", blickt er mich noch an, bevor er zurück in den Wagen steigt. Noch immer stehe ich wortlos da, als er die Einfahrt verlässt. Ich blicke runter auf den Brief und drehe mich um, um zurück ins Haus zu gehen. Ich steige die Treppen hoch, als Marvins Zimmertür aufgeht. „Alles gut?", fragt er und blickt mich an. Ich nicke. „Denke schon.", gebe ich zurück, als er den Umschlag sieht. „Unpassend zu hoffen, dass er seine Tickets da rein gelegt hat, weil er nicht mitkommen will?", grinst er unsicher, sodass ich lachen muss. „Ich weiß noch nicht, was sich darunter versteckt. Schätze aber nicht, dass es die Tickets sind.", gebe ich zurück. Er grinst nur. „Dann geh' mal lesen. Ich bin hier, wenn was ist." zwinkert Marvin und verschwindet wieder im Zimmer und auch ich gehe weiter in meins. Ich werfe mich zurück aufs Bett und schaue den Umschlag einige Minuten lang an, bevor ich ihn öffne..
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Mal wieder Jahre nicht geupdatet. Solly.
Der Part hat nur 730 Wörter, dafür kommt heute aber noch die Fortsetzung! :)

Sondergenehmigung (mit Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt