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Cole hatte mit seiner Entscheidung, zu meiner Hilfe zu eilen und mir den Alkoholhahn abzudrehen, zwar etwas überaus Fürsorgliches getan und war dafür sicherlich einige Sprossen auf Lias Sympathieleiter nach oben geklettert, jedoch schien er diesen Akt der Freundlichkeit in genau diesem Moment mehr zu bereuen als alles andere in seinem Leben zuvor.

Denn eine Kasey McMillen unter Alkoholeinfluss war eine anstrengende Kasey McMillen, eine sehr anstrengende und langsame Kasey McMillen.  

»Gott Kasey, du machst dich aber auch besonders schwer, oder?«, schnaufte Cole hinter mir, der mich praktisch die Treppen nach oben drückte.

Ich für meinen Teil versuchte mit allen Kräften, ihn bei diesem Unternehmen zu unterstützen, aber in Coles Augen machte es eher den Anschein, als wären meine Versuche mehr eine Behinderung als eine große Hilfe.

»Ich bin gar nicht so schwer«, murrte ich und stieg nun ein Stück energischer die Stufen nach oben. »Warum wohnst du auch so weit oben?«, beschwerte ich mich direkt und erntete dafür ein genervtes Seufzen.

»Willst du jetzt etwa mir die Schuld in die Schuhe schieben, dass du dich so stark betrunken hast, dass du kaum die Treppe hochkommst?« Natürlich hatte Cole recht, jedoch würde ich das niemals in meinem Leben zugeben. So viel Stolz hatte selbst mein betrunkenes Ich noch. 

»Jetzt sei nicht so eine männliche Diva. Du tust ja fast so, als hätte ich mich krankenhausreif getrunken«, erwiderte ich und verdrehte die Augen.

»Wer weiß, was noch passiert wäre, wenn Lia mich nicht angerufen hätte«, warf er mir an den Kopf und ich gab lediglich ein eingeschnapptes Geräusch von mir.

Da mir kein guter Kontor für seine durchaus wahre Aussage einfiel, war ziemlich glücklich darüber, dass wir endlich vor Coles Wohnungstür angekommen waren.

Zusätzlich verlor ich allmählich das Gefühl in meinen Beinen und war froh, nicht mehr Treppen steigen zu müssen und dadurch Gefahr zu laufen, wie ein Klappmesser nach vorn überzukippen, womit ich Cole einen Anblick zu bescheren würde, den er sein ganzes Leben lang nicht vergessen und dafür sorgen würde, dass ich es ebenfalls nicht tat.

Es war gar nicht so lange her gewesen, dass ich das letzte Mal Coles Apartment betreten hatte. Inzwischen glaubte ich wirklich, dass er ein Ordnungsfanatiker war, denn nichts, aber auch wirklich gar nichts, schien auch nur in kleinster Weise herumzuliegen oder eingestaubt zu sein.

Letzteres war zwar in der Dunkelheit schlecht zu bewerten, jedoch wäre man in meinem Apartment sicherlich bereits über irgendein herumliegendes Kleidungsstück gefallen, weshalb ich mich selbst im Falle einer Staubschicht auf einem Regal nicht beschweren konnte.

Schnell streifte ich mir meine Stiefel von den Füßen und drehte diese genüsslich. Der Weg bis hierher hatte mir der niedrige Absatz doch mehr Schwierigkeiten bereitet als angenommen.

Cole verschwand direkt in seinem Schlafzimmer und ich warf mich auf seine Couch, wobei mein Kopf präzise die Fernbedienung traf und sofort ein Schmerz durch meinen Kopf zuckte.

Weniger gefühlvoll strich ich mir über den Kopf, bevor ich mich wieder fallen ließ und die Augen schloss. Der Weg hierher hatte ich ein wenig ausnüchtern lassen, weshalb sich die Welt vor meinen geschlossenen Augen nicht mehr drehte wie auf einer wilden Achterbahnfahrt.

»Kasey, komm. Du schläfst in meinem Bett«, rief Cole aus dem Schlafzimmer.

»Nein nein, ich bleibe einfach hier liegen. Schlaf gut«, entgegnete ich müde. Ich wollte einfach schlafen und so fertig wie ich von dem vielen Alkohol war, würde ich in den nächsten fünf Minuten einschlafen und wie ein Stein bis zum nächsten Morgen, an dem mich ein heftiger Kater erwarten würde, durchschlafen. 

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt