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Ich versuchte, sie nicht anzustarren, jedoch schlug dieser Versuch miserable fehl und ich schaffte es nicht, meinen Blick von ihr abzuwenden.

Wieso, wieso tauchte genau heute dieses Supermodel auf? Warum hier und jetzt, wenn ich mit Cole zusammen war und mir schmerzlich über die Schönheit seiner vergangenen Eroberung bewusst werden musste? Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht, wie ein plötzlicher Regenschauer in einer eiskalten Nacht.

»Was machst du hier?«, sprach Cole das aus, was ich mich im Moment auch fragte.

»Darf ich nicht auf die Benefizgala meiner eigenen Eltern gehen?«, stellte sie als Gegenfrage und legte dabei den Kopf schief. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Aus einer romantischen Komödie war binnen weniger Sekunden eine Tragödie geworden, zumindest wenn man einen Blick auf mein Selbstbewusstsein warf, welches zusammengekauert in der Ecke hockte und leise Schluchzer von sich gab.

»Und wer ist sie hier?«, wollte sie wissen und sah nun mich fragend an.

»Äh«, suchte ich nach den richtigen Worten. »Ich bin Coles Begleitung«, sagte ich schließlich und wünschte inständig, dass das hier einfach nur ein schlechter Traum war. Dass ich jeden Moment aus dem Bett fallen, mir den Kopf an der Bettkante stoßen und wie eine Irre fluchen würde. Mehr wollte ich in diesem Augenblick nicht.

»Oh, das freut mich«, gab sie von sich und ich konnte nicht erkennen, ob ihr Lächeln ehrlich oder gefälscht war. »Ich bin Loreen Edison, freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«

»Gleichfalls«, erwiderte ich und wusste ebenfalls nicht, ob ich die Wahrheit sagte. Cole schien zu einem Eisblock erstarrt zu sein. Seine Miene glich einer undurchdringlichen Wand und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

»Loreen«, rief jemand den Namen der brünetten Schönheit und Mrs. Edison kam durch die Menge auf uns zu. Wenn ich mir die beiden so ansah, schaute Loreens Gesicht haargenau so aus wie die jüngere Version ihrer Mutter.

»Mum«, sagte Loreen und umarmten ihre Mutter überschwänglich. »Wie geht es dir?« Beide strahlten sich mit einer Intensität an, dass ich beinahe eine Sonnenbrille aufsetzen musste, um nicht geblendet zu werden. So viel britische Herrlichkeit war zu viel für mich.

Als Mrs. Edison im Inbegriff war, mit Loreen zu verschwinden – wofür ich ihr bei Coles Anblick recht dankbar war – wurde sie von ihrer Tochter zurückgehalten.

»Warte kurz«, wandte sich Loreen wieder mir und Cole zu. »Wollte ihr beide mitkommen? Ich schätze, wir haben uns viel zu erzählen«, gingen diese Worte ganz klar an meine Begleitung. Da diese jedoch noch immer keinen Ton von sich gegeben hatte, übernahm ich einfach mal das Sprechen für uns beide:

»Wir kommen gleich nach«, brachte ich hervor und lächelte sie schwach an, bevor sie von ihrer Mutter davongezogen wurde.

In die Menge um uns herum, die wie paralysiert, die ihnen da gebotene Szene beobachtet hatte, kehrte wieder Leben ein und auch die Musik erfüllte erneut den Raum. Dennoch wurde Cole und mir weiterhin neugierige Blicke zugeworfen, die sich wie Nadelstiche auf meiner Haut anfühlten.

Ohne zu Zögern nahm ich Coles Hand, öffnete seine Faust und zerrte ihn etwas abseits der tanzenden Paare, weg von den Blicken der Menschen und dem unangenehmen Gefühl, welches sich in meinem Körper breitgemacht hatte.

»Was war das denn gerade?«, fragte ich und ließ seine Hand wieder los. »Wer ist sie?« Cole biss die Zähne zusammen, sodass sein Kieferknochen stärker hervortrat. »Kennst du sie aus England?«, setzte ich meiner Befragung fort, erhielt aber lange keine Antwort von ihm. Ich wollte nicht sagen, dass ich enttäuscht war, denn dem war nicht so. Jedoch hätte ich gern ein paar Antworten auf die Fragen, die gerade wirr in meinem Kopf herumflogen und mir allmählich Kopfschmerzen bereiteten.

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt