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Den Rest des Abendessens sagte ich kein Wort mehr. Ich fühlte mich hintergangen; von meiner Familie, meiner besten Freundin und Cole.

Daher waren ich und mein gekränktes Vertrauen auch direkt nach oben verschwunden, da ich einen Moment lang Abstand von der gesamten Situation benötigte. Dieser Abstand blieb mir jedoch verwehrt, da mir sowohl Lia als auch Cole in mein vorübergehendes Schlafgemach folgten und ich mich somit mit den Personen konfrontiert sah, die ich am wenigsten sehen wollte.  

Lia ging lediglich an mir vorbei und nahm sich ihre Schlafsachen von der Couch, um sogleich wieder aus dem Raum zu verschwinden. Sie wusste, dass ich sauer war; und sie wusste auch, warum ich sauer war.

Aber ihr war auch klar, dass eine Konversation mit mir auch Zeit bis morgen hatte und es wohl besser war, wenn ich diese Angelegenheit zuerst mit demjenigen klärte, der aus dem Nichts aufgetaucht und mit seiner Anwesenheit förmlich überrumpelt hatte.

Nachdem die Tür mit einem Knacken ins Schloss gefallen war, verließ ich meinen Platz in der Mitte des Raumes und lief zum Fenster hinüber, um mich mit verschränkten Armen dagegen zu lehnen und Cole anzusehen.

»Du beschließt also, ohne mir Bescheid zu sagen, durch das gesamte Land zu reisen und als Überraschung vor der Tür meiner Großeltern aufzuschlagen?« Cole stellte sich aufrecht hin und sah mich einen Moment lang mit seinem undurchdringlichen Blick an, für den ich gerade jedoch keine Nerven hatte.

»Findest du das so schlimm?«, fragte er und kam langsam auf mich zu.

»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Eigentlich wollte ich, dass du meine Familie später kennenlernst«, gab ich ehrlich zu und wich seinem Blick aus.

»Warum?«, hakte er nach und stand nun direkt vor mir. Ich wusste, dass seine blauen Augen direkt auf meinen gesenkten Kopf gerichtet waren.

»Ich wollte alles langsam angehen lassen. Es überfordert mich, wenn alles zu schnell geht«, erwiderte ich und fuhr mir mit meiner linken Hand über den rechten Arm. »Ich wollte, dass es etwas Besonderes wird und ich davon auch etwas wissen würde.« Ich hob doch meinen Blick und sah zu ihm auf.

Das Mondlicht, das durch das Fenster schien, ließ seine helle Haut beinahe wie Porzellan wirken und seine Augen schimmerten wie zwei breite Ozeane.

»Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Bedrängnis bringen«, erwiderte er, griff nach meiner Hand und umfasst sie. Ich folgte seiner Tat mit meinen Augen und betrachtete unsere verschränkten Hände. »Ich dachte nur, dass du dich eventuell darüber freuen würdest«, hörte ich Unsicherheit in seiner Stimme mitschwingen.

»Ich freue mich auch, aber es ist halt einfach-«, suchte ich nach den richtigen Worten. »Ziemlich viel auf einmal«, gestand ich und wandte meinen Blick von ihm ab.

»Hey.« Er umfasste mein Kinn und ließ mich zurück in sein Gesicht blicken. Ich hatte noch nie so einen Ausdruck in Cole Banks' Gesicht gesehen und konnte ihn beim besten Willen nicht einordnen. Dennoch jagte er mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper.

»Wenn du willst, dann fliege ich noch morgen zurück nach Los Angeles«, sagte er und ich konnte die Aufrichtigkeit in seinen Augen erkennen. »Ich bin nur deinetwegen hier, wegen niemandem sonst«. Mein Herz machte bei seinen Worten einen kleinen Sprung.

»Das will ich doch gar nicht. Ich brauche nur eine Nacht Zeit, um damit umgehen zu können«, entgegnete ich und sah ihm dabei fest in die Augen. Für manche mag meine Reaktion vielleicht nicht nachvollziehbar sein, aber für mich, die normalerweise kein Beziehungsmensch war, gerne über alles Bescheid wusste und es hasste, nicht in Pläne involviert zu sein, war Coles Eintreffen heute etwas, dass mich ein wenig aus der Bahn geworfen hatte.

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt