Je detaillierter Rackwell uns den Plan, den das SWAT-Team ausgearbeitet hatte, erklärte, desto klarer wurde mein Entschluss, niemals Teil eines solchen Teams zu werden. Auch wenn ich von Natur aus ein Mensch war, der häufiger die Grenzen zwischen Courage und Leichtsinn verschwimmen ließ, klang diese Mission für mich wie ein pures Selbstmordkommando und ließ die Alarmglocken in meinem Kopf in ohrenbetäubender Lautstärke ringen.
Selbst Kun, der bereits auf einigen kritischen – aber auch nicht so kritischen – Einsätzen dabei gewesen war, zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen und schien von der Idee, ein Gebäude mit bewaffneten Insassen, die gewollt waren, auf uns zu schießen, zu stürmen, nicht gerade angetan zu sein.
Genauso verhielt es sich mit Colden, der vermutlich bereits zehn Lücken in diesem Plan entdeckt hatte, Steff, dessen Erfahrungsschatz Kuns um Längen übertraf und Robin Granson, der den Anschein machte, dass er sich gleich einnässte und jetzt wohl lieber im Bett liegen als eine Waffe in der Hand halten würde.
Ich für meinen Teil versteckte meine durchaus präsente Angst hinter einem Pokerface und legte mir ebenfalls eine kugelsichere Weste an, die sich für mich jedoch alles andere schusssicher anfühlte. Über die enge Weste zog ich die Jacke meiner Uniform und hängte das Funkgerät an meine Brusttasche, sodass ich es schnell bei der Hand hatte.
Außerdem waren diese Westen definitiv nicht für Menschen gemacht, die mehr als ein A-Körbchen besaßen, da sich die Brüste wie ein Polster zwischen dem statischen Stoff der Weste und dem Brustkorb befanden und dabei schmerzhaft zusammengequetscht wurden. Dennoch war es mir lieber, dass aus einem Schuss nur ein Bluterguss und ein paar gerissene Bänder wurden und meine Eltern nicht viel Geld für meine Beerdigung ausgeben mussten.
»Waffe?«, sagte Rackwell und sah mich mit einem Blick an, der irgendwo zwischen fragend und eliminierend lag und es mir eiskalt den Rücken herunterlaufen ließ.
»Ich behalte meine. Damit komme ich am besten zurecht«, meinte ich und klopfte mit der flachen Hand einmal auf die Tasche an meinem Gürtel, in der sich meine Waffe befand. Ich war bis heute nicht davon überzeugt, dass Waffengewalt rechtens war und in diesem Land viel zu flapsig mit diesem Thema umgegangen wurde, aber als Polizistin hatte ich keine andere Wahl, als zu meinem Schutz – und auch dem Schutz der Bürger – eine Waffe bei mir zu tragen.
Rackwell bewertete meine Entscheidung mit einem knappen Nicken und wandte sich Colden zu, der einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Seine blonden Locken fielen ihm dabei in die Stirn, was mich ein wenig an Cole erinnerte; mit der Ausnahme, dass Cole dunkelhaarig war und keine Lockenmähne besaß.
Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und sah in den Himmel: Es würde wohl ein angenehmer Januartag werden; heiter, sonnig und nicht zu kalt für den Beginn des Jahres.
»Noch jemand Fragen bezüglich des Plans?« Rackwell schaute jeden von uns mit einem stechenden Blick an, den ich mittlerweile zwar noch immer recht furchterregend fand, mich aber langsam an ihn gewöhnt hatte. Aus dem Augenwinkel sah ich Coldens Hand kurz zucken, jedoch erhob er keinerlei Einsprüche oder stellte Fragen bezüglich des Plans. »Gut, dann los.«
Auf dem Weg zur Lagerhalle schlugen wir uns durch das Unterholz des Waldes und ich hätte beinahe auf einen Vogel geschossen, der sich die Frechheit nahm, urplötzlich aus dem Busch neben mir zu fliegen und mich damit zu Tode zu erschrecken.
Ich war am heutigen Tag definitiv nicht in meiner Höchstform, was auch auf den Rest meiner Truppe zutraf. Mit Ausnahme von Rackwell und seinen fünf Kollegen, deren Begleitung wir spielten, konnte ich deutlich die Müdigkeit in den Augen meiner Leute erkennen.
Wem von ihnen konnte man es verübeln? Kun und Steff hatten die ganze Nacht gearbeitet und nicht einmal eine Stunde geschlafen; Colden wäre heute Mittag eigentlich in den Urlaub nach New Jersey geflogen und war einer dieser Menschen, die erst kurz vor der Angst mit Packen anfingen.
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Kasey McMillen
HumorSein Blick streifte mein Gesicht für einen Moment, bevor er sich weiter umsah. Doch dann drehte sich sein Kopf ruckartig zurück und er musterte mich von oben bis unten. Und da erkannte auch ich, wer da vor mir stand. »Cole Banks?«, kam es aus meine...