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Inzwischen dürfte den meisten Menschen klargeworden sein, dass ich nicht die Allerbeste, wenn es um das Thema Dating und Verabredungen ging. Bisher belief sich die Anzahl der Jungs, mit denen ich ausgegangen war, auf lediglich zwei und beide Beziehungen hatten sich am Ende in eine Misere verwandelt.

Mein erster Freund, Daniel – Dan – Stevens hatte sich tatsächlich getraut, mit einem anderen Mädchen ins Bett zu steigen und gleichzeitig nicht die Eier in der Hose gehabt, um mir seinen kleinen Fauxpas zu gestehen.

Als ich dann jedoch von seinem Ausrutscher erfahren hatte, war ich geradewegs zu ihm nach Hause gefahren, hatte ihm seinen Pullover ins Gesicht geworfen und meine Faust folgen lassen.

Jetzt durfte er seine Sozialstunden abarbeiten und eine saftige Geldstrafe für Diebstahl, Erpressung und sexuelle Belästigung zahlen, da er Dank Chloes und meinem Trick mit der versteckten Kamera überführt worden war. Ein wenig hatte mich diese Aktion an meine alten Zeiten als Rachegöttin in der High School erinnert und mir ein freudiges Kribbeln in der Magengegend bereitet.

Mein zweiter Freund, Jonah Martin, war mein Partner während des letzten Schuljahres und eine durchaus bessere Partie gewesen als sein Vorgänger. Er war intelligent, humorvoll und liebevoll gewesen, auch wenn seine romantische Ader bei mir manchmal eher Panik als Freude ausgelöst hatte.

Nach meiner Entführung und den darauffolgenden, psychischen Schäden, die ich davongetragen hatte, hatte ich praktisch vor der gesamten Schülerschaft mit ihm Schluss gemacht. Rückblickend musste ich zugeben, dass meine Aktion nicht das Gelbe vom Ei gewesen war, jedoch hatte er sich nach einiger Zeit mit unserem Beziehungsaus abgefunden und wir konnten normal miteinander reden – so normal wie es als Exfreunde eben ging.

Jedenfalls betrachtete ich seitdem das männliche Geschlecht eher aus der Ferne und empfand mein Leben als Single als sehr angenehm und stressfrei. Zugegeben, dass ich zum Abschlussball mit Banks geschlafen hatte, konnte ich nicht leugnen, aber seitdem hielt sich die Anzahl meiner männlichen Eroberungen in Grenzen; tendierte sogar beinahe gegen null.

Genau aus diesem Grund fiel es mir im Moment recht schwer, mit meinen Gefühlen umzugehen. Ohne, dass es nun arrogant klingen sollte, wusste ich, dass meine Gefühle nicht einseitig waren. Natürlich konnte ich nicht sagen, was genau Cole für mich empfand, jedoch konnte ich nach langer und tiefgründiger Besprechung und Analyse mit Lia definitiv behaupten, dass er Interesse an mir hegte.

Die Anspielungen, sein fürsorgliches Verhalten und seine auffälligen Blicke waren laut meiner besten Freundin klare Indizien dafür.

Nachdem mir Kun mindestens fünfzigmal jeden einzelnen Arbeitstag auf die Nerven gegangen war, mich doch noch vor Ende des Jahres mit ihm zu verabreden, hatte ich seinem Verlangen nachgegeben und Cole gefragt, ob wir uns im Café seiner Tante treffen könnten.

Nichts Außergewöhnliches oder was möglicherweise verdächtig wirken könnte. Da wir uns während unserer Ermittlungen recht häufig dort gesehen hatten, konnte ich mich, falls ich letztendlich doch einen Rückzieher machen sollte, schneller aus der Affäre ziehen als in einem schicken Restaurant.

Um den Schein zu wahren zog ich mich auch nicht sonderlich spektakulär an, sondern schlüpfte in Jeans, meinen roten Gryffindor-Pullover, den mir meine Grandma zum Geburtstag gestrickt hatte und lief die wenigen Minuten zum Chocolate Pie. In genau zehn Tagen würde ich nach Mississippi fliegen und dort bis Anfang Januar bleiben. Wenn der heutige Tag schieflief, war ich immerhin einige tausend Meilen von ihm entfernt und konnte im Fall meiner Niederlage in Selbstmitleid versinken und von Lia ausgelacht werden.

Das Glöckchen an der Tür klingelte hell, als ich eintrat und mich sogleich der herrliche Duft von Kaffee und gebackenem Kuchen empfing. Zur Weihnachtszeit gab es hier laut Cole die besten Zimtschnecken der Stadt, die ich unbedingt probieren musste.

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt