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Weniger als eine Viertelstunde später erreichte mich Coles Rückruf. Im Schnelldurchlauf erzählte ich ihm von meinem Ausflug zum West Los Angeles Police Department und fragte, ob er eventuell ein Treffen mit Johnson vereinbaren könnte, da ich mir seine Nummer dummerweise nicht aufgeschrieben hatte.

»Wofür brachst du David schon wieder?«, fragte er, während ich den Knopf einer Ampel drückte und dabei meinen Kaffeebecher mit drei Fingern fest umklammerte.

»Das ist ganz einfach. Jetzt, da wir einen Namen und möglichen Tatverdächtigen haben, kann ich in der Datenbank bei mir auf Arbeit weitere Details über ihn herausbekommen.
Genauso wie ein aktuelles Bild. Johnson kann sich dann als jemand, der den Täter live und in Farbe gesehen hat, vielleicht an ein paar mehr Details erinnern oder sogar bestätigen, dass es sich um denjenigen handelt, mit dem er in jener Nacht zusammengestoßen ist«, erklärte ich und setzte mich auf eine Bank naher der nächsten Bushaltestelle, von der aus ich zurück in die Innenstadt fahren würde.

»Das ergibt Sinn«, kam es von der anderen Seite der Leitung. »Ich schaue mal, was ich machen kann.«

»Gut, ich bin in der Polizeistation. Du kennst den Weg dahin ja schon«, sagte ich und legte dann auf, da mein Bus einfuhr und mich durch den schleppenden Feierabendverkehr in Richtung Downtown bringen würde.

Zumindest hoffte ich das, da ich kein Experte darin war, Fahrpläne richtig zu lesen und mich meist auf gut Glück in das Innere eines Busses setzte, der hoffentlich in die richtige Richtung fuhr.

Kun war sehr überrascht, als ich gegen sechs noch einmal zurück zur Arbeit kam, denn er hatte mich heute Mittag erst abgelöst und auch wenn ich meine Arbeit liebte, würden mich nach Schichtende keine zehn Pferde mehr zurück in die Polizeistation bringen.

Schnell fuhr ich meinen Rechner hoch und platzierte meinen Rucksack auf dem Schreibtisch, holte meinen Notizblock raus und entnahm ihm den Zettel mitsamt Namen und Adresse des ehemaligen Kollegen meines Onkels.

»Was machst du denn wieder hier? Hast du nicht gesagt, du hättest etwas sehr Dringendes zu erledigen?«, erkundigte sich Kun und lehnte sich dabei gegen die Tischplatte. Sein misstrauischer Blick sprach Bände und ich musste mir ein Augenrollen verkneifen.

»Ja und jetzt bin ich wieder hier, um der ganzen Sache noch weiter auf die Spur zu gehen«, erwiderte ich, meldete mich auf meinem Account an und blickte sogleich auf mein wunderschönes Hintergrundbild, bestehend aus dem LAPD-Logo, welches auf einen weißen Hintergrund gesetzt worden war.

»Welche Spur, Kasey?«, klang er prompt noch argwöhnischer als zuvor. Er beugte sich ein Stück zu mir herunter, damit nicht jeder unser Gespräch mitbekam. »Doch nicht etwa schon wieder diese beiden Morde? Ich dachte, du hast endlich akzeptiert, dass du da nicht viel machen kannst.«

»Doch, genau die«, flüsterte ich halblaut. »Du weißt, dass ich keine Ruhe finde, bevor der Mörder nicht geschnappt ist. Und selbst wenn ich nichts mit meinen Ermittlungen erreichen kann, so beruhigt es wenigstens mein Gewissen, dass ich es versucht habe«, zischte ich nun verärgert.

»Und du weißt, wie gefährlich es ist, ganz allein einem Kriminellen hinterherzurennen. Das FBI ist doch schon an der Sache dran. Lass das die Experten machen, die wissen, was sie tun«, entgegnete Kun mit ernster Miene und ich spürte, wie Wut in mir aufstieg.

Für wen hielt er mich? Einen dummen Teenager, der nicht wusste, auf was er sich mit seinen Handlungen einließ?

»Ach und ich nicht? Scheinbar habe ich in den letzten Wochen mehr allein und mit der Hilfe von Cole herausgefunden als deine superschlauen Experten«, sagte ich verächtlich und funkelte ihn böse an.

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt