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Ich nahm eine Bewegung neben mir wahr und etwas Warmes entfernte sich von meinem Körper, sodass ich ein Grummeln von mir gab und dorthin griff, wohin die unbekannte Wärmequelle verschwunden war.

Meine Hand traf etwas, dass weder hart noch wirklich weich war und eine angenehme Wärme ausstrahlte. Wenn ich es nicht besser wissen würde, dann fühlte es sich wie Haut und Muskeln an, jedoch gab es außer mir in meinem Bett niemanden, der wenigstens eines der beiden Dinge besaß.

»Hast du Spaß an deiner Sache?« Erschrocken öffnete ich die Augen und blickte in das verschmitzte Grinsen von Cole Banks, auf dessen Oberschenkel noch immer meine Hand lag, welche ich sofort ruckartig zurückzog.

»Ach, du bist es bloß«, sagte ich, als ich endgültig realisierte, wer mir gegenübersaß. Mein Herzschlag beruhigte sich prompt und ich drückte mein Gesicht zurück in das wohlriechende Kissen.

»Was heißt denn das jetzt?«, wollte er wissen und ich konnte seinen brennenden Blick wie kleine Nadelstiche auf mir spüren.

»Na ja, du hättest auch irgendein Wildfremder sein können, mit dem ich Sex gehabt hatte«, erklärte ich, wobei man mich kaum verstand, da das Kissen wie eine Art Schalldämpfer fungierte und die meisten meiner Worte schluckte. Dennoch schien Cole mich sehr gut verstanden zu haben.

»Also heißt das im Umkehrschluss, dass du dich mehr darüber freuen würdest, mit mir Sex gehabt zu haben als mit irgendeinem fremden Kerl?«, mutmaßte er und ich konnte mir sein eingebildetes Grinsen bildlich vorstellen. Hinter meinen geschlossenen Augenlidern verdrehte ich die Augen.

»Wenn das deinem Ego hilft«, murrte ich und drehte meinen Kopf zu Seite, da ich keine Luft mehr bekommen hatte und so wieder Coles Gesicht sehen konnte.

»Und wie das meinem Ego hilft«, erwiderte er grinsend und musterte mich einen Moment lang. Auch ich starrte ihn eine kurze Zeit lang schweigend an.

Sein Haar lag durcheinander auf seinem Kopf und über seine Augen hing noch immer der Schleier der Müdigkeit, aber ansonsten musste ich zugeben, dass ich noch nie jemand attraktiveren direkt nach dem Aufstehen gesehen hatte.

Im Gegenzug hatte ich vermutlich Ähnlichkeit mit einer Vogelscheuche, die den letzten Sturm nicht ganz unbeschadet überstanden hatte und die roch wie ein Sack verfaulter Kartoffeln.

»Das ist unfair«, sprach ich das aus, was ich dachte.

»Was ist unfair?«, fragte er sichtlich verwirrt und fuhr sich mit einer Hand durch die dunklen Haare.

»Dass du selbst, nachdem du gerade einmal eine Minute wach bist, aussiehst wie aus einem Modemagazin entsprungen.«

Natürlich wusste ich, dass ich ihm gerade ein Kompliment allerhöchsten Grades machte, aber irgendwann war eben der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Gedanken einmal laut aussprechen musste.

»Wer sagt, dass ich gerade erst aufgewacht bin und dich nicht schon eine ganze Weile beim Schlafen beobachtet habe?«, entgegnete er und wackelte dabei mit den Augenbrauen. Ich für meinen Teil rutschte bei seinen Worten an den anderen Rand des Bettes und zog mir die Bettdecke bis ans Kinn.

»Das ist echt das Gruseligste, was du jemals von dir gegeben hast.« Auf meinen verstörten Blick hin lachte Cole laut auf und jagte mir mit der Rauheit in seiner Stimme einen Schauer über den Rücken. Es war wirklich frustrierend, solche Gedanken zu haben. Wie alt war ich bitte? Fünfzehn?

»Ich überlasse es deiner Fantasie, was ich in der Zeit, in der du noch geschlafen hast, alles angestellt habe«, waren seine letzten Worte, bevor er sich endgültig vom Bett erhob, sodass die Matratze ein Stück nach oben kam.

Kasey McMillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt