✦ IX ✦

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If only she knew
How much my love for her grew,
Maybe, just maybe, we could start something new,
And then I'd never feel blue.
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~~~Kiara Wilson~~~

P.o.V NEIL
"Warte! Einen Moment!", unterbrach ich Todd unschlüssig, "Also noch einmal langsam! 'M ist eine Teilmenge von R. Das Infimum - 's' - von der Menge M ist die größte untere Schranke von M...' Das heißt also, dass ich noch immer absolut keine Ahnung habe, was ich hier tue!"
Wütend ließ ich meinen Stift auf meinen Notizblock fallen. Seit einer gefühlten Stunde saß ich nun mit meinem Zimmerkameraden über Mathematik.
Aufmunternd klopfte mir Todd auf die Schulter. Er war zu geduldig mit mir. An seiner Stelle hätte ich mich samt meines Mathe-Zeugs aus dem Fenster geworfen.

"Keine Sorge, Neil. Wir bekommen das schon noch hin.", meinte er optimistisch. "Aber am besten wäre es, wenn wir mal eine Pause machen."
Erleichtert atmete ich auf. Eine Pause war jetzt genau das, was ich brauchte.
Mit einem müden 'Gute Idee, Todd!' war ich von meinem Schreibtisch aufgestanden und hatte mich sogleich auf das Bett sinken lassen.

Den ganzen Tag schon hatte ich meine Nase in den Büchern gesteckt und außerdem hatte ich heute mit Philomena noch annähernd kein Wort ausgetauscht.
Eine seltsame Stimmung lag in der Luft. Sie war zum Greifen nahe. Meine Vermutung war, dass sie am gestrigen Abend den Liebesbrief gefunden hatte. Ich hatte ihn ihr unauffällig zugesteckt und wahrscheinlich wog sie in ihrem Kopf gerade ab, ob sie mir von dem Schreiben erzählen sollte oder es für sich behalten.
Insgeheim hoffte ich darauf, dass sie mir davon erzählen würde. Natürlich würde ich ihr niemals sagen, dass ich bereits wusste, von wem der Brief stammte. Das war Todds Aufgabe.

Todd...
Ja, ich zählte bereits die Minuten, bis er bemerkte, dass sein Liebesbrief verschwunden war. Immerhin gab es nur begrenzte Möglichkeiten, wer ihn entwendet haben konnte, und Todd war kein dummer Junge. Er würde es wahrscheinlich als Vertrauensbruch ansehen, aber um mich zu verteidigen:
Ich hatte immer nur das Beste für meinen besten Freund im Sinn gehabt. Es war ganz gewiss keine unüberlegte Sache gewesen, als ich den Brief aus seinem Buch entwendet und ihn zu Philomena gebracht hatte.
Aber das würde er erst später begreifen. Zuallererst würde er wütend sein, wenn ein Todd Anderson so etwas überhaupt konnte...
Dann würde er sich wahrscheinlich wünschen, niemals einen solchen Brief geschrieben zu haben. Doch mit der Zeit würde er sich damit abfinden und vielleicht, ja vielleicht, sogar den Mut aufbringen, Philomena zu gestehen, aus wessen Herz der Liebesbrief entsprungen war. Aber bis zu diesem Tag würde es noch eine Weile dauern.
Tief atmete ich die stickige Luft unseres kleinen Zimmers ein. Von draußen schien Licht in unser Zimmer. Es war noch nicht allzu spät. Wenn wir uns beeilten, konnten wir noch...

Es klopfte an der Tür. Überrascht hob ich meinen Kopf. Meine Haare standen wahrscheinlich zu allen Seiten ab.
Verwirrt blickte ich zu meinem Zimmerkameraden. Todd hatte sich eben auf sein Bett gelegt und es sich mit seinem Skizzenbuch bequem gemacht. In letzter Zeit hatte er es sich angewöhnt, das kleine rote Büchlein überall mit sich mitzuschleppen.

Skeptisch raunte ich dem blonden Jungen zu: "Erwarten wir jemanden?"
Dieser hob nur unwissend die Schultern. Stöhnend ließ ich meinen Kopf wieder auf mein Bett sinken.
"Dann ist es bestimmt Charlie... Er will sicher wieder etwas von dem Süßkram, den mir meine Mutter geschickt hat...", grummelte ich, erhob jedoch gleich wieder meine Stimme und brüllte in Richtung der Tür, "Nicht jetzt, Charlie! Du bekommst etwas nach dem Essen!"

Ein erneutes, energischeres Klopfen. Genervt verdrehte ich die Augen. Wenn er Unterzucker hatte, war mein Freund manchmal ungenießbar.
"Er wird nicht aufhören... Todd, würdest du ihm bitte die Tür öffnen?"
Leicht hatte ich meinen Kopfzu dem blonden Jungen gedreht und sah ihn mit meinen müden, braunen Augen an. Auch er stöhnte leise auf. Mittlerweile hatte er sich schon tief in sein Bett zurückgezogen.
"Ach Neil,... ich war letztes Mal schon dran,... Jetzt bist du an der Reihe...", grummelte er, während ich versuchte, mir die Decke über den Kopf zu ziehen.

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