✧ XVII ✧

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This might be the beginning,
the first day
the first day of the rest of your life
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~~~David Darbyshire~~~

P.o.V PHILOMENA
Dezent unmotiviert gingen wir zu der Klasse von Mr. McAllister. Keiner von uns Freunden hatte wahrhaft Lust auf Latein. Der einzige Lichtblick war Mr. Keatings Unterricht nach dieser Stunde. Ich schlenderte zwischen Meeks und Cameron, den beiden Rotschöpfen, die eine hitzige Diskussion über die Vektoranalysis führten.
Ein Thema, das auf mich besser wirkte als alle Schlaftabletten dieser Welt. Auch meine anderen Kollegen hörten ihnen nur mit halbem Ohr zu. Das Mittagessen hatte alle ermüdet.
Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch den Gang schweifen. Die Wege zu den Klassen kamen mir bei den Themen, die Meeks und Cameron anschlugen, immer endlos vor.
Da erblickte ich beim Vorbeigehen an einem Gang eine große Gestalt. Direkt bei den Telefonen. Es war Neil. Das ganze Mittagessen über war er nicht aufgetaucht, nachdem er kurz nach Ende der Stunde verschwunden war. Allerdings hatte sich niemand gewundert, dass er nicht bei uns gewesen war. Denn anscheinend kam es öfters vor, dass Schüler während des Mittagessens fehlten.
Im Hintergrund hörte ich immer noch Camerons angeberisches Getue. Wenn man diesem länger ausgesetzt war, wirkte es wie ein hypnotisierendes Rauschen. Da kam mir plötzlich ein Gedanke. Eine Möglichkeit, den Mathematik-Gesprächen zu entfliehen.

"Hey Jungs!", rief ich meinen Freunden zu. Diese drehten sich schnell zu mir. "Geht schon mal vor. Ich warte hier auf Neil. Ich habe ihn bei den Telefonen gesehen. Dann muss er nicht alleine gehen", erklärte ich ihnen, die Schulbücher fest in den Händen.
"Sicher?", erkundigte sich Charlie sarkastisch und mit rollenden Augen, "Wo wir doch so viel Spaß damit haben herauszufinden, wo zur Hölle 'x' sich- Auuuu! Das tat weh! Bist du verrückt?"
Knox hatte ihm 'beinahe' unmerklich einen Schlag gegen die Rippen verpasst. Schnell biss ich mir auf die Lippe, um ein Lachen zu unterdrücken.

Erpicht nickte ich und erwiderte: "Jop! Wir schließen gleich zu euch auf."

Während die anderen ihren Weg in das Klassenzimmer fortsetzten, machte ich mich auf den Rückweg zu den Telefonen. Von weitem sah ich bereits Neil an den Geräten. Er stand mit dem Rücken zu mir und hielt den Hörer dicht an sein Ohr gepresst. Das bisschen Warten war eindeutig besser als Cams Angeberei.
Lässig lehnte ich mich gegen die Wand und betrachtete das Bild auf der gegenüberliegenden Seite. Noch hatte Neil mich nicht bemerkt. Ich hatte mich ein Stück von ihm weggestellt. Es kam mir seltsam vor, ihm beim Telefonieren so zu belauschen. Also betrachtete ich die gelbe Wand vor mir, welche ungefähr genauso langweilig wie Camerons und Meeks' Gespräche über Mathematik war, aber dennoch eindeutig angenehmer zu ertragen, wenn man erschöpft von langen Unterrichtsstunden und dem Mittagessen zu Latein ging.

Ruhig atmete ich ein und aus. Es war gut, wieder mal Luft schnappen zu können. Die ständigen, stressigen Wechsel der Klassenzimmer, das hektische Treiben in der Schulkantine...
Es war schön, einmal nicht von Reizen überflutet zu werden. Da vernahm ich etwas entfernt von mir Neils Stimme.
"...aber Vater... Ja, natürlich... Das verstehe ich... Ja... Ja... Nein, ich rede mit Mr. Nolan... Ja... Auf Wiederhören- Natürlich... Schöne Grüße an Mut-"
Schon hörte ich, wie der Hörer fest auf die Halterung geknallt wurde. Neils Stimme hatte sich seltsam angehört. Anders als sonst.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er hatte mich immer noch nicht gesehen. Mit hängendem Kopf und verschränkten Armen stand er an die Wand gelehnt. Insgesamt wirkte er auf mich nicht glücklich. Es war so ungewohnt. Nochnie hatte ich Neil so am Boden zerstört gesehen.
Sonst war er immer am Lächeln. Nicht eine Stunde, in der er nicht gelacht hatte. Langsam ging ich auf ihn zu. Seine Augen hatte er noch immer dem Boden zugewandt. Schließlich war ich ihm so nahe, dass ich ein leises Geräusch vernehmen konnte. So ähnlich wie ein unterdrücktes Schluchzen.
"Neil?", fragte ich den Jungen zaghaft. Sofort schnellte sein Kopf nach oben, und man konnte sehen, wie sein Körper sich verspannte. In einem unterschwellig panischen Ton entgegnete er verblüfft: "Philomena! Was machst du denn hier?"
Unterdessen wischte er sich so unauffällig wie möglich kurz über das Gesicht. Und tatsächlich konnte ich winzig kleine Tropfen auf seiner Uniform ausmachen.

Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt