✦ VIII ✦

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The Mystery Writer lives
In each broken heart
A voice that was silenced
By a love that was lost
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~~~Santiago-Roberto Ramos~~~

P.o.V PHILOMENA
Genervt zog ich ein Buch nach dem anderen aus meinem Regal und legte sie auf dem Schreibtisch ab. Morgen hatten wir einen Test in Latein, und ich musste noch einmal alle Aufgaben wiederholen, nur um sicherzugehen. McAllister gab zu jedem Test umfangreichen Stoff, und somit war man immer auf der sicheren Seite, wenn man ihn am Abend davor noch einmal wiederholte. Aber in erster Linie wollte ich meinen Vater nicht verärgern, schon gar nicht wegen etwas Vermeidbarem wie einer nicht zufriedenstellenden Note. Und in einem konnte ich mir sicher sein: Von dieser einen, von unserer Norm abweichenden Note, würde er auf alle Fälle erfahren. Der Senator hatte genug gespendet, um sich ein zweites FBI in Welton einzurichten. Direktor Nolan spielte nur zu gerne den Spürhund für meinen Vater.

Und genau aus diesem Grund musste ich mein Lateinbuch finden. Am Abend zuvor hatte ich es in das Regal gestellt. Dort stellte ich meine Bücher immer hinein, wenn ich mit dem Lernen fertig war, zusammen mit den anderen Schulbüchern befand es sich immer am selben Platz. Aber dennoch stand ich nun vor meinem Schreibtisch, zog ein Buch nach dem anderen aus dem Regal, schaute mir den Titel genau an und legte es schließlich ernüchtert auf einen Stapel.

Doch obwohl ich alle Bücher, die in meinem Besitz waren, auf meinem Schreibtisch platziert hatte, war nichts zu finden. Absolut gar nichts! Dennoch brauchte ich ein Buch. Also musste ich mir wohl oder übel das Exemplar von einem meiner Mitschüler ausborgen. Meeks war da wohl der geeignetste Kandidat. Möglicherweise hatte er ja sogar alle Vokabeln separat auf einem Blatt Papier niedergeschrieben, und ich konnte mir die Kopie ausborgen. Aber wenn ich Meeks noch fragen wollte, dann musste ich mich beeilen. Die Zeit drängte!

Die Zimmerruhe hatte schon vor zehn Minuten begonnen. Zu meinem Glück teilte Meeks sich einen Raum mit Pitts. Dieser würde es gelassen sehen, wenn ich zu dieser Uhrzeit ihnen und ihrem Zimmer noch einen kurzen Besuch abstatten würde. Pitts war einfach ein Schatz, und ich wusste zudem, dass er mich niemals beim Direktor verraten würde. Im Gegensatz zu Cameron...

Er würde keine Gnade zeigen. Womöglich kannte er das Wort nicht einmal. 'Es ist schon 21.02, Philomena. Das heißt zwei Minuten nach der vorgegebenen Zimmerruhe, Philomena. Weißt du denn nicht, welche Konsequenzen das hat, Philomena?' Ich konnte seine empörte Stimme schon in meinen Ohren klingen hören. Positiv daran war nur, dass Charlie, der sich das Zimmer mit dem Rotschopf teilte, niemals ein Mädchen in sein Zimmer schmuggeln und schwängern könnte. Nein, denn Ordensschwester Cameron hatte das Zimmer so gut gesichert, dass jeder, der keine Jungfrau mehr war, sich dem Raum höchstens auf zehn Schritte nähern konnte.

Und schon stellte ich mir Richard Cameron im Nonnengewand vor. Belustigt über dieses Bild in meinem Kopf musste ich leise auflachen. Aber so verlockend diese Vorstellung auch war, ich hatte mich jetzt dennoch zu beeilen, wenn ich mir die Lateinvokabeln noch einprägen wollte. Also drehte ich mich um und ging zu meinem Schrank, um meinen Hausmantel mit dem aufgestickten Weltonwappen herauszuholen. Schließlich wollte ich ja unter keinen Umständen, dass mich einer der Jungen in meiner Schlafkleidung zu Gesicht bekam. Was für ein 'schrecklicher' Skandal das gewesen wäre!

Wenn meine Mutter davon etwas mitbekommen hätte, dann hätte sie womöglich einen Herzinfarkt bekommen. So zog ich mir den Mantel über und ging zu meiner Zimmertür. Gedankenverloren legte ich schon meine Hand auf die Türklinke, da bemerkte ich etwas aus dem Augenwinkel, das auf meinem Nachtkästchen lag. Verwundert wandte ich mich dem Gegenstand zu, um sicher zu sein, dass meine Augen mir keinen Streich spielten.

Aber tatsächlich! Das Lateinbuch lag auf meinem Nachtkasten. Fast schon so, als wollte es mich verhöhnen, lag es sehr gut sichtbar zwischen dem Bilderrahmen und der kleinen Lampe aus Messing. Mit in Falten gelegter Stirn bewegte ich mich auf mein Nachtkästchen zu. Langsam strichen meine Finger über den Einband, und ich betrachtete die geschwungene Schrift darauf. Konnte es sein, dass ich es am gestrigen Abend dorthin gelegt hatte?

Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt