✦ XIX ✦

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Fear not, dear friend, but freely live your days
Though lesser lives should suffer. Such am I,
A lesser life, that what is his of sky.
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~~~Robert Lewis Stevenson~~~

P.o.V TODD
„...Zumindest weiß ich jetzt, wo ich bei dir stehe, Charles Dalton. Danke!"

In ihren sonst so gelassenen Augen, glitzerte die pure Wut. Doch ich konnte auch noch etwas anders erkennen. Die Angst saß hinter einer Geheimtüre verborgen.
Meine Aufmerksamkeit galt allerdings nun Charlie. Dieser saß inmitten der beiden blonden Mädchen. Er rührte sich nicht ein Stück. Seine Gesichtsfarbe hatte nun einen ungesunden blassen Taine. In seiner Mimik lag etwas das ich nicht deuten konnte.
War es Reue?

Unruhig rieb er den rauen Stoff seines Mantels zwischen Daumen und Zeigefinger, doch er sagte nicht ein Wort. Für eine Sekunde glaubte ich seine Lippen zucken zu sehen.
Worte die es nicht schafften ausgesprochen zu werden. Jene die wie eine Flamme erstickt wurden. Ich kannte sie nur zu gut.
Meine Augen wanderten wieder zu meiner Freundin. Sie hatte wohl keine Antwort von dem Jungen erwartet. Ohne einem von uns auch nur noch einen Blick zuzuwerfen drehte sie sich um und kletterte aus der Höhle. Ehe ich mich versah, war sie schon aus meinem Blickfeld verschwunden hinaus in die Dunkelheit.
Neben mir vernahm ich wie Neil ihren Namen rief. Er machte bereits Anzeichen aufzustehen. Doch ich war schneller.

Hastig bewegte ich mich zum Ausgang der Höhle, von welchem sich ein paar kleiner Steinchen lösten und annähernd geräuschlos zu Boden rollten.
So gut ich konnte, zog ich mich an der oberarmdicken Wurzel nach oben, die uns beim Hinein- und Hinaussteigen in die Indianerhöhle half. Ich hievte mich nach Draußen und die kalte Luft der Nacht schlug mir ins Gesicht. Ich roch den angenehmen Geruch von Kiefernzapfen und feuchter, moosiger Erde.

Der Mond war nicht mehr ganz voll und so tauchte er den Wald in ein beinahe mystisches Licht. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch die letzten Anzeichen eines Schattens erkennen. Er bewegte sich von der Höhle weg, in Richtung des Flusses, der eine natürliche Grenze zwischen Welton und der Außenwelt zog.
Eilig rappelte ich mich auf und begann Schrittes dem Schatten zu folgen.

Ich hatte ihn nur für einige wenige Sekunden gesehen, dann war er zwischen den wettergegerbten, alten Bäumen verschwunden. Der wässrige Boden wich unter meinem Gewicht. Ab und an hörte ich das Knacken der morschen Äste und das Rascheln der letzten verbliebenen Blätter, die noch nicht dem Herbst zum Opfer gefallen waren.
Immer tiefer lief ich in den Wald hinein und verfluchte mich währenddessen, meine Taschenlampe nicht mit gebracht zu haben.
Meiner Vermutung nach näherte ich mich immer weiter dem Fluss und entfernte mich immer weiter von meinen Freunden und der Höhle. Dennoch lief ich weiter.

Ich konnte Philomena hier draußen im Wald nicht alleine lassen. Nicht nach dem was Charlie gesagt hatte.

Mein Atem stieß mittlerweile in kleinen Wolken aus meinen Lungen, die von der Finsternis sogleich verschlungen wurden. Frierend zog ich meinen Mantel enger an mich und knöpfte mir den obersten Knopf zu.
Meine Schritte waren mittlerweile langsamer geworden. Unsicher blickte ich mich um.
Es war gerade hell genug, um sich seinen Weg durch das dichte Gestrüpp zu bahnen, das nun den Erdboden völlig bedeckte. Die Überreste von kahlen Dornenbüschen krönten den Waldboden mit ihren ineinander verschlungenen Ranken. In meinem Blickfeld befand sich nun ein großer Baum. Seine Äste ragten hoch in den Nachthimmel empor und auch wenn er bereits sein Blattkleid verloren hatte, wirkte die Sicht nach oben für mich atemberaubend.
Der Sternenhimmel schien sich wie ein Tuch über den Wald gespannt zu haben. Der Stamm selbst war dick und mit Moos und Pilzen bewachsen und an seiner Seite angelehnt stand Philomena.
Die Arme vor der Brust verschränkt und das Haar tief in ihrem Gesicht hängend lehnte sie an dem Monstrum, dass sich inmitten des Waldes zu erheben schien.

Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt