✦ XI ✦

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In that rich earth a richer dust concealed;
A dust whom England bore, shaped, made aware,
Gave, once, her flowers to love, her ways to roam;
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~~~Rupert Brooke~~~

P.o.V NEIL
Meine Handflächen waren nass vom Schweiß. Vorsichtig fühlte ich meinen Puls und hielt dabei für einen Moment inne. Kurz spürte ich die leichten, aber stetigen Vibrationen an meinem Gelenk und vernahm das sanfte Pochen meines Herzens in meinem Ohr.
Aufregung machte sich in meinem Körper breit. Meine Muskeln spannten sich an, aber so wie Philomena es mir vorgeschlagen hatte, atmete ich regelmäßig tief ein und wieder aus. Genau so würde ich es beim Vorsprechen ebenfalls machen, wenn sich meine Nackenhaare sträubten und mein Hals sich verengte.

Mir blieb nur noch etwas mehr als eine Stunde, dann würde ich auf der Bühne stehen. Ich hatte oft bis spät in die Nacht geübt. Philomena hatte ebenfalls so viel Zeit in mich und das Schauspielern investiert. In erster Linie wollte ich in dem Stück mitwirken, aber ein Hintergedanke von mir war, Philomena nicht zu enttäuschen.
Dieses Vorsprechen musste einfach gut für mich verlaufen. Es war auch ein Beweis für mich, dass ich mehr war als der Sohn meines Vaters. Und wegen dieser Gründe musste ich auch gut aussehen.

Ich musste mich und mein Können präsentieren und dies war auch größtenteils der Grund dafür, dass ich etwas Gutes anziehen musste. Aber abgesehen von den Weltonuniformen, hatte ich nur begrenzte Auswahl. Ich konnte langsam verstehen, wieso sich meine älteren Cousinen so seltsam benahmen, wenn wichtige Veranstaltungen bevorstanden.

Entnervt nahm ich einen blassgrünen Pullover aus meinem Schrank, während Todd mich mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. Mein Rücken war dem Jungen zugedreht, aber trotzdem konnte ich seinen Blick auf mir spüren.

"Oh Mann...", murmelte ich leise.

Skeptisch streifte ich mir den Pullover über den Kopf. Ein kurzer Blick in den Spiegel reichte aus, um zu erkennen, dass dies hier das Maximum an lockerer, akzeptabler Kleidung war, die ich auf Welton auftreiben konnte.
Schnell fuhr ich mir noch einmal durch die Haare, sodass sie etwas lässiger saßen, dann drehte ich mich zu Todd um.

"Das hier ist das Beste, dass ich finden kann...", murrte ich, hörbar ernüchtert.

Mein Kamerad starrte mich mit seinen großen blauen Augen an. So tief und lange, dass es mir vorkam als würde er mir in die Seele schauen.
"Du machst dir zu viele Sorgen, Neil.", versicherte mein Freund mir gelassen, "Du hast dich sehr gut vorbereitet."

Seine positive Ermutigung schallte durch den Raum. Mein Kopf glühte vor Aufregung.
"Das hoffe ich wirklich sehr.", murmelte ich, "Ich habe mich wirklich ins Zeug gelegt."

Vorsichtig tastete ich nach meiner Stirn. Sie war warm. Aber nicht so warm, dass ich mir hätte sorgen machen müssen. Das war höchstwahrscheinlich den Umständen zuzuschreiben.
"Mach dich jetzt nicht fertig. Du kannst das! Ich habe dich üben sehen und es war wirklich gut.", bestätigte er mir und hatte sich von seinem Bett erhoben.

Er hatte seinen Notizblock, welchen er nur noch selten aus den Händen nahm, auf das Nachtkästchen gelegt. Es war erleichternd zu wissen, dass es jemanden gab dem gefiel, was man tat.

Ungefähr so hatte sich wohl Todd gefühlt als ich ihm bestätigt hatte, dass Philomena seinem Brief sehr zugetan war.
Seit wir uns unterhalten hatten, hatte sie ihn stetig bei sich. Bei Nacht lag er entweder unter ihrem Kopfkissen, oder in der kleinen, mit Perlen verzierten Truhe, die auf dem Nachtkästchen an ihrem Kopfende stand. Bei Tag trug sie ihn immer in der rechten Tasche ihres Rocks.
Wenn man sie in den letzten Tagen genauer unter die Lupe genommen hatte, dann wäre einem aufmerksamen Beobachter aufgefallen, dass sie des Öfteren am Stoff der Kleidungsstücke hinunter strich und unauffällig nach dem Papier tastete kontrollierend, ob er sich immer noch darin befand.

Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt