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There must've be something you can do
To ease the burden of the day,
For someone who has lost his faith
In self, and cannot find his way.
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~~~ Everett Wentworth Hill ~~~P.o.V PHILOMENA
Mit einem Brennen in meiner Brust ging ich durch die Gänge. In mein Zimmer wollte ich auf keinen Fall zurückkehren.
Ich hatte das Gefühl, mich bereits übergeben zu müssen, wenn ich nur in der Nähe meiner Mitschüler war. So wütend und verzweifelt war ich. Daher kam es, dass ich völlig orientierungslos durch Welton manövrierte.
Ziellos geisterte ich an den Wandteppichen und den zahllosen Bildern der Weltonabgänger vorbei. Die Gesichter waren alle die gleichen. Leblos starrten sie in die Kamera. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Wenn ich daran dachte, wie einfach Charlie, ein mir so vertrauter und lieb gewonnener Freund, den Rücken zugekehrt hatte...In diesem Moment konnte ich nicht anders, als ihn zu hassen. Ich hasste ihn und seine Ignoranz, und ich konnte nicht verstehen, wie innerhalb eines Moments das Fundament unserer Freundschaft zusammengebrochen war.
Meine Schritte hallten in den breiten, steinernen Gängen der Welton Academy wider, während ich mit verschränkten Armen, die dicht an meinen Oberkörper gepresst waren, umherstreifte. Ein dünner Schleier aus Tränen bedeckte meine Augen und ließ die Schule für mich in einem ungewöhnlich zarten Licht erscheinen.
Als ich an ihnen vorbeiging, streifte mein Blick die Bilder zahlloser Jungen. Sie starrten mich an, als wüssten sie, dass meine Zeit auf Welton zu Ende ging. Als wüssten sie um Charlie und den Club, und ihre Augen sprachen, was ich in jenen von Nolan schon immer gesehen hatte:Ein Mädchen hat keinen Platz auf Welton...
Und womöglich hatten sie recht. Womöglich war es nun einmal so.
Wie hatte ich mir jemals Hoffnung machen können, von den Jungen verstanden zu werden? Ein gleichwertiger Teil von Welton zu sein, wo sie doch alle Ebenbilder ihrer Väter waren. Von den anderen Schülern der Academy hatte ich dieses Verhalten ohne weiteres erwartet.
Doch nicht von Dalton.
Nicht von einem Freund. Dieser Schmerz saß tief. Und wenn der Rebell in der Gruppe nur eine weiche, hysterische Frau vor sich sah, was erblickten die anderen, wenn sie in mein Gesicht sahen?Erschöpfung übermannte meinen Körper und meine Schritte verlangsamten sich, bis ich schließlich zum Stehen kam.
Ermüdet lehnte ich mich gegen eine Wand. Mein Rücken war an das kalte Gemäuer gepresst, meine Arme lagen eng an meinem Körper. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich fühlte, wie sich meine Lungen mit Luft füllten und mein Brustkorb sich hob. Leise und gemächlich atmete ich ein und wieder aus.
Der Geruch von Wachskerzen und altem moderndem Holz stieg mir in die Nase. Regungslos stand ich da. Die Stille hatte mich umschlossen. Nur mein leises Atmen war noch zu hören, und alles, was ich jetzt noch empfand, war die tiefe Sehnsucht nach meinem Bruder. Alles, was ich wollte, war nur für einen Wimpernschlag sein Gesicht zu sehen, seine Umarmung zu fühlen und ein paar tröstende Worte von ihm zu hören. Ich hätte alles gegeben, meinen Bruder bei mir zu wissen...
Stattdessen vernahm ich nur ein leises Räuspern.Hastig öffnete ich meine Augen. Suchend blickte ich mich im Flur um, bis ich auf ein freundliches Paar blauer Augen stieß. Mit einer greifbaren Sympathie schauten sie mich an und beobachteten mich besorgt.
Hektisch stieß ich mich von der Wand ab und versuchte, mir möglichst unauffällig die Tränen, die sich angebahnt hatten, wegzuwischen. Ertappt und mit einer immer noch leicht belegten Stimme sprach ich: „Mr. Keating, guten Tag!"Der Professor lächelte mich freundlich, aber dennoch unterschwellig besorgt an.
„Ihnen ebenfalls einen guten Tag, Miss Harding! Ungewöhnlich, Sie so hier anzutreffen", erwiderte er gelassen.
Auf seinem Arm trug der in Jackett und Hemd gekleidete Mann einen Stapel dicker Bücher. Verunsichert strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht hinter mein Ohr. Er hatte sehr wohl recht, dass es ungewöhnlich war, mich allein irgendwo auf der dritten Etage im Gebäude zu finden. Nur äußerst selten bekam man mich ohne meine Freunde zu sehen.
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Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OC
FanfictionSeit jeher war die Welton Akademie ein Internat für Jungen. Doch dies sollte sich im Jahr 1959 ändern... Das erste Mädchen wurde auf die Schule zugelassen. Aber nicht nur dieses Ereignis sollte die Leben einiger Schüler verändern. An jenes Jahr wür...