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Give me your hand, my brother, search my face;
Look in these eyes lest I should think of shame;
For we have made an end of all things base.
We are returning by the road we came.
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~~~Sigfried Sassoon~~~P.o.V TODD
Ohne auf meine Freunde zu warten, war ich aufgesprungen und hatte mich an Neil vorbei gedrängt. Gerade hatte Jeff sein Vortrag beendet und war von der kleinen Tribüne gestiegen.
Ich hatte nur mit einem halben Ohr zugehört. Zu erpicht war ich gewesen, mit meinem Bruder endlich wieder von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können, als dass ich seinen öden Erzählungen über die Collegezeit lauschen konnte.
Ich wollte die unverfälschte Version hören. Nicht die weltonzensierte!Ich verzog den Mund zu einem Lächeln, als ich meinen Bruder durch die Massen meiner Mitschüler bereits sehen konnte. Seine hellen Haare, die den meinen so ähnelten, waren wie immer sauber zur Seite gelegt, sodass man sein Gesicht gut betrachten konnte.
Meine Mutter meinte immer, dass mein Bruder und ich in ein paar Jahren nicht mehr auseinanderzuhalten sein würden. Ich allerdings konnte, abgesehen von den Haaren, keine große Ähnlichkeit zwischen uns erkennen. Und nun, wo ich ihn so neben Mr. Nolan stehen sah, wurde mir dies nur noch mehr bewusst.Jeffrey war um ein ganzes Stück größer geworden als ich. Annähernd so groß wie Neil.
Gerade unterhielt er sich mit Gale Nolan, welcher ihm anerkennend auf die Schulter klopfte und laut lachte. Auch Jeff fiel in das Lachen des Direktors ein. Allerdings nur aus Höflichkeit. So gut kannte ich meinen Bruder mittlerweile.
Unbeirrt schritt ich durch die drängelnden Schüler, welche sich alle einen Weg nach draußen erkämpfen wollten. Ich marschierte einzig und allein in die entgegengesetzte Richtung. So oft wie ich nun schon an der Schulter angerempelt worden war, wollte ich längst nicht mehr zählen.
Ich war meinem Bruder nahe und der größte Anteil der oberen zwei Jahrgänge war bereits an mir vorbeimarschiert, als Jeffrey seinen Kopf ein Stück zur Seite drehte und mit Nolan die wilde Meute betrachtete. Seine blau-grauen Augen streiften über die Schüler von Welten und weiteten sich, als er mein Gesicht erblickte.
Ein ebenso breites Lächeln wie das meine erschien, und seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Er drehte sich zu dem Direktor um, entschuldigte sich und wandte sich von ihm ab. Mit langen Schritten und strahlendem Grinsen kam er mir entgegen."Todd!", rief er mir freudig zu.
Mir kam es vor, als wäre seine Stimme etwas tiefer geworden. Nur noch wenige Schritte trennten uns voneinander, dann spürte ich bereits, wie sich die starken Arme meines Bruders um meinen Rumpf schlangen. Ich vernahm sein helles Lachen, das die Luft wie ein Messer durchschneiden konnte.
Auch ich hatte meine Arme um ihn gelegt und fühlte den weichen Stoff seiner feinen Kleidung auf meiner Haut. Nach Sekunden lösten wir uns wieder.Von Nahem konnte ich meinen Bruder jetzt genauer betrachten. Das Erste, das mir auffiel, war, dass sein Gesicht dünner geworden war. Seine Kieferknochen waren schärfer geworden, ebenso wie seine Wangenknochen.
Die letzten noch verbliebenen kindlichen Rundungen waren zur Gänze verschwunden. Auch seine unreine, jugendliche Haut war vollends verblasst. Vereinzelt konnte man beim genaueren Hinsehen Pockennarben erkennen, aber diese ließen ihn nur noch männlicher wirken. Mir war, als würde ich in das Gesicht eines erwachsenen Manns blicken.
War dies alles in den letzten Monaten passiert? Verblüfft sah ich meinem Bruder in die Augen, die mit einem Mal so weise und reif wirkten."Es ist so schön, dich zu sehen, Todd", sprach er freudestrahlend, eine Hand auf meiner Schulter ruhend, beinahe so, als könne er nicht glauben, dass ich nun vor ihm stand, "Du bist über den Sommerrichtig in die Höhe geschossen, mein Freund."
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Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OC
Fiksi PenggemarSeit jeher war die Welton Akademie ein Internat für Jungen. Doch dies sollte sich im Jahr 1959 ändern... Das erste Mädchen wurde auf die Schule zugelassen. Aber nicht nur dieses Ereignis sollte die Leben einiger Schüler verändern. An jenes Jahr wür...