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We wear the mask that grins
and lies,
It hides our cheeks and shades our eyes
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~~~Paul Lawrence Dunbar~~~

P.o.V PHILOMENA
"Um Himmels Willen, Charlie! Was machst du denn jetzt schon wieder?", stöhnte Meeks zum wiederholten Male auf.
Die beiden saßen gerade über Mathematik, während ich gerade dabei war, Mordpläne für mein Lateinbuch zu schmieden und den darin stehenden Text widerwillig übersetzte.
Der Lernkreis war wirklich eine gute Idee. Durch die anderen arbeitete ich viel effizienter, und abgesehen von den Auseinandersetzungen zwischen Meeks und Charlie gab es nicht viel Ablenkung.

Frustriert warf Charlie seinen Stift auf den Tisch.
"Ich versteh es nicht!", schnaubte er mürrisch auf, "Ich werde es nie verstehen!"
Langsam sah ich von meinem Buch auf. Ich kannte dieses Gefühl nur allzu gut. Wenn einfach nichts mehr in den Kopf passte und alle Zahlen wie unlösbare Hieroglyphen aussahen.

"Wie lange sitzt ihr schon an Mathe?", erkundigte ich mich mit skeptischem Blick.
Sofort drehten sich die Köpfe der Jungs in meine Richtung. "Na, so circa zwei Stunden, oder so...", entgegnete mir der Rotschopf mit der Brille, nachdenklich.
Verblüfft hob ich die Augenbrauen. Auf Kingston hatte ich auch immer lange gearbeitet, doch niemals in diesen Ausmaßen an einem einzelnen Fach. "Wie bitte? Und davor habt ihr doch auch schon Französisch und Geschichte gelernt, oder?", fragte ich fassungslos, was mir mit einem stummen Nicken beantwortet wurde.

"Das ist doch viel zu lange! Kein Wunder, dass du keinen Durchblick mehr hast, Charlie. Du brauchst eine Pause! Du brauchst mal Ablenkung!" Letzteres entlockte meinem Charmeur ein fettes Grinsen.

"Und diese Ablenkung, die du gerade erwähnt hast,... hast du da an was Bestimmtes gedacht?", raunte er mit einer tieferen Stimme als sonst und setzte ein anzügliches Augenzwinkern dazu.
Lachend verdrehte ich die Augen. "Tut mir leid, Dalton. Ich gehe jetzt leider in mein Zimmer, aber vielleicht kann ja Meeks für mich einspringen.", scherzte ich grinsend, während ich meine Schulsachen zusammenpackte.
Etwas schockiert sahen sich die Jungs an und rutschten dann einen guten halben Meter auseinander. Ein amüsiertes Schmunzeln konnte ich hierbei nicht unterdrücken.

"Wie dem auch sei...", fuhr ich fort, „Ich bin dann mal weg. Gute Nacht, Jungs."
Letzteres sagte ich etwas lauter, an die Gemeinschaft gerichtet. Schon schossen die ersten Köpfe nach oben, weg von ihren Büchern.
Ein einstimmiges "Gute Nacht", ertönte aus jeder Ecke. Gerade wollte ich mich noch umdrehen, da wurde ich auch schon aufgehalten.

"Warte, Philomena!", rief mir Neil vom anderen Ende des Raumes aus zu, "Ich begleite dich zu deinem Zimmer."
Doch noch bevor er seine Sachen in die Umhängetasche werfen konnte, entgegnete ich mit einem Lächeln: "Schon in Ordnung. Ich sollte sowieso lernen, mal allein zu meinem Zimmer zu kommen. Sonst werde ich mich in meinem letzten Jahr noch in den Gängen verirren."

"Aber es macht mir wirklich nichts-", doch weiter ließ ich ihn gar nicht mehr sprechen. „Schon gut, Neil. Lern ruhig weiter. Ich gehe allein. Bis morgen, Leute!"

Die Jungs an den Tischen winkten mir alle noch einmal zu, bevor ich mich lächelnd zum Gehen wandte.
Das ich alleine auf mein Zimmer ging hatte etwas Gutes. Ich brauchte Zeit für mich. Ruhe, um meine Gedanken zu ordnen und die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Besonders die heutige Englischstunde beschäftigte mich. Mr. Keating war einer der interessantesten Menschen, die mir jemals begegnet waren.

Ich wollte mehr wissen. 
Mehr lernen. 
Mehr von ihm hören.
Ich fieberte jetzt schon auf die nächste Stunde hin. Aber nicht nur ich erwartete schon mit Freude den kommenden Unterricht. Nein, auch meine Freunde und unsere Klassenkameraden waren gespannt, was Mr. Keating als Nächstes geplant hatte.

Schnell lief ich die Holztreppe nach oben, in das zweite Stockwerk. Grundsätzlich fiel es mir jetzt schon leicht, mich auf Hell-ton, wie ich die Schule jetzt ebenfalls schon nannte, zu orientieren. Nur hin und wieder passierte es mir, dass ich in die falsche Richtung lief, aber zu meinem Glück war fast immer jemand in der Nähe, der mich vor gröberen Unannehmlichkeiten bewahrte.
Erst gestern wäre ich beinahe blindlings in das Lehrerzimmer gelaufen. Glücklicherweise hatte Pitts mich noch rechtzeitig abgefangen.
Aber jetzt war ich auf einem guten Weg, mein Zimmer zu finden. Ich musste nur noch um die Ecke am Ende der Treppe, dann war ich schon beim langen Gang, an welchem links und rechts die Türen zu den Zimmern der Schüler waren.
Ich stellte mich bereits auf die kommende Dunkelheit ein. Von dem unteren Stockwerk beschien das Licht noch die Treppe. Aber im zweiten Stockwerk würde es finster sein. Es gab zwar einen Lichtschalter, doch ich hatte nicht unbedingt die Hoffnung, diesen auch tatsächlich zu finden.
Jedoch erlebte ich eine kleine Überraschung.
Der Gang war nicht vollkommen dunkel. An einer Tür traten beim Schlüsselloch und beim Türschlitz kleine gelbe Lichtstrahlen hervor. Eigentlich waren doch alle meine Mitschüler noch beim Lernkreis, und die anderen Klassen waren in verschiedenen Stockwerken untergebracht. Langsam ging ich auf die Tür zu und beäugte das Schild.

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