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When I see you, who were so wise and cool
Gazing with silly sickness on that fool
You've given your love to, your adoring hands
Touch his so intimately that each understands
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~~~ Rupert Brooke ~~~P.o.V TODD
"Na Charlie, sag schon! Wie war es, von Nolan Prügel zu bekommen?", feixte Meeks. Längst interessierte sich keiner mehr für die Aufgabe in Naturwissenschaften. Stattdessen lag die Aufmerksamkeit auf Charlie, der vor wenigen Minuten den Raum betreten hatte.
"Ich würde nicht behaupten, dass es richtige Prügel waren. Er hat mir mit einem Stock mächtig den Hintern versohlt. Ich kann ihn immer noch nicht spüren", erwiderte Dalton und versuchte dabei, so locker wie nur möglich zu wirken.
Dass er noch am Gang den Tränen nahe gewesen war, hatte schneller die Runde gemacht, als man es für möglich gehalten hätte. Natürlich musste er nun so abgeklärt wie möglich wirken, ansonsten würde er das Gerede darüber, dass Dalton ein Schlappschwanz geworden war, nie wieder loswerden.Neben Charlie auf der Armlehne saß Philomena, die ihn belustigt beobachtete. "Den Hintern versohlt mit einem Stock? Ehrlich?", wiederholte sie Daltons Worte amüsiert. Dieser begann nun, etwas näher an das Mädchen heranzurutschen.
"Neidisch?", fragte er mit einer viel tieferen und anzüglichen Stimme, "Wir zwei Hübschen könnten es doch nochmal gemeinsam ausprobieren."Philomena brach in heiteres Gelächter aus und schubste ihren Freund spielerisch von sich. "Du bist so ein Idiot, Dalton", entgegnete sie ihm grinsend.
"Ach, komm schon! Du willst es doch auch!" Dann spitzte er die Lippen und versuchte, in die Luft küssend dem Mädchen näherzukommen, die ihn vergnügt lachend mit gestreckten Armen auf Abstand hielt.Entnervt verdrehte ich meine Augen. Vor nicht einmal einem Tag hatten Charlie und Philomena kein einziges Wort miteinander geredet.
Und nun... witzelte sie mit Dalton. Selbstverständlich war ich erleichtert, dass sich alles wieder fügte und diese Geschichte spätestens an Weihnachten vergessen sein würde, aber einen Stich in meiner Brust gab mir dieses Bild, welches sich mir bot, dennoch. Es schien, als hätte Philomena alles vergessen, was Charlie getan hatte. Immerhin hatte er es beinahe zustande gebracht, sie der Schule verweisen zu lassen.
Doch von alledem merkte man nichts mehr. Charlie saß seelenruhig da, die Jungen um sich geschart, und alle lauschten seinen Erzählungen. Neben ihm Philomena, die ihn ab und an mal mit ein paar frechen Worten unterbrach. Noch vor wenigen Tagen war sie wegen dieses Jungen beinahe verzweifelt.Ich mochte Charlie. Sehr gerne sogar, doch meiner Meinung nach reichte eine Entschuldigung nicht aus, um die Sorgen, die er der jungen Harding bereitet hatte, wieder gut zu machen. Um die schlaflosen Nächte und die von Unruhen gesäumten Tage vergessen zu lassen...
Aber so schien Philomena es nicht zu sehen. Sie hatte sich auch nicht selbst gesehen. Wie blass ihre Haut gewesen war und stets stumm ihren Gedanken nachhängend. Das Mädchen, das immer ein Lächeln auf ihren Lippen getragen hatte, hatte nicht einmal mehr eine Miene verzogen, selbst in Keatings Unterricht nicht.Aber was hätte ich dagegen unternehmen können? Ganz recht. Gar nichts.
So gab ich mich damit ab, dass Charles Dalton, der sie so hatte verzweifeln lassen, nun wieder unbekümmert und ohne große Anstrengung zum Lachen brachte.
Für einen Moment hatte ich geglaubt, etwas gespürt zu haben. Eine Verbindung zwischen mir und Philomena. Mein Herz hatte wie wild gegen meine Brust gehämmert. Ihr Blick – diese Augen – hatten meine Knie schwach werden lassen. Aber dieser Blick... war nun nicht mehr mir gewidmet
Immer wieder blickte Charlie das Mädchen vielsagend an und zwinkerte schelmisch. Sie lachte über seine Albernheiten. Ich spürte es, wie sie in mir aufstieg. Eifersucht wie Galle in meinem Mund.
Wie hätte ich jemals eine Chance gegen Charlie Dalton haben können?Nein!
Wie hatte ich mir je einbilden können, dass Philomena Harding mich jemals als etwas anderes sehen könnte, als der, der ich war. Todd Anderson. Zweitgeborener. Der Stumme. Das schwächste Glied. Gegen Charles Dalton und jeden anderen Jungen hier war ich ein Nichts.Meine Lippen fest gegeneinander gepresst, betrachtete ich die beiden, wie sie so da saßen. Sie gaben ein schönes Paar ab und ich hasste es abgrundtief. Nur schwerlich brachte ich es zustande, den tatsächlichen Worten Daltons zu lauschen und nicht alleinig auf seine Hand zu starren, mit welcher er von Zeit zu Zeit auf Philomenas Schulter klopfte. Dennoch lauschte ich seiner Geschichte, welche er mithilfe seiner Trommel untermalte.
"Ewk! Und dann pirschte er sich von links an mich ran. Ewk! 'Beugen Sie sich vorne über, Mr. Dalton.' Das konnte bloß heißen–"
Jäh wurde er durch das Geräusch der sich öffnenden Tür unterbrochen. Alle Jungen, die sich im Raum befanden, und Philomena sprangen beim Erblicken von Mr. Keating wie auf Kommando von ihren Plätzen auf. Nur Charlie verweilte regungslos auf seinem Platz.
"Schon gut, Gentlemen. Miss Harding.", galant nickte er dem Mädchen einmal zu, "Bleiben Sie doch sitzen."
Jeder ließ sich zurück auf seinen Platz sinken. Argwöhnisch beobachtete ich, wie meine Freundin sich wieder auf die Armlehne fallen ließ.
"Mr. Dalton", die Stirn in Falten gezogen, mit einem tadelnden Blick, richtete der Lehrer das Wort direkt an Charlie, "das war eine miese Show, die Sie gestern abgeliefert haben."
Weit riss Charlie die Augen auf. Für einen kurzen Augenblick schien es so, als hätte es dem Jungen die Sprache verschlagen. Mit weit geöffnetem Mund blickte er zu dem Lehrer auf, bis er sich wieder zu fangen schien.Entrüstet sprach er: "Sie stehen auf Mr. Nolans Seite? Und was ist mit 'Carpe Diem' und 'Das Mark des Lebens in sich aufzusaugen'?"
"Das Mark des Lebens in sich aufzusaugen, heißt nicht, am Knochen zu ersticken. Mal muss man wagemutig sein..."
Leicht drehte sich der Mann. Unsere Blicke kreuzten sich und ich musste einmal schwer schlucken. Dann wandte er sich wieder meinem Klassenkameraden zu.
"...und mal vorsichtig. Und wer klug ist, der weiß, wann was angebracht ist."Andächtig nickte das Mädchen auf der Armlehne. Man sah ihr beinahe an, wie stetig Keatings Worte in ihrem Kopf Runden drehten. Auch die anderen waren in ein stilles Grübeln verfallen. Nur wenige flüsterten einander zu.
Alleine Charlie stieß einen frustrierten Seufzer aus. "Ich dachte, Sie würden es gut finden..."Die Enttäuschung, die in Charlies Stimme mitschwang, war unüberhörbar. Er wirkte auf mich wie ein Kind, dessen Bemühungen, seinen Vater zu beeindrucken, einfach nichts nutzten. Die ihm nur Tadel und Strafe brachten. Aber so war Keating nicht. Mit einem bestimmten, aber sanftmütigen 'Nein' antwortete er ihm und in seinen Augen spiegelte sich mehr Zuneigung, als wir jemals in denen unserer Väter gesehen hatten.
"Den Schulverweis von Freunden und einem selbst zu riskieren, hat nichts mit Mut zu tun, sondern mit Dummheit. Sie würden sich selbst nämlich viele Chancen verbauen."
"So? Welche denn?"
"Zum Beispiel die Chance, an meinem Unterricht teilnehmen zu können."
Man sah es ihm an, Charlie versuchte vergeblich, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Sein Gesicht verriet ihn. Auch die anderen begannen leise zu lachen.
Ein letztes Mal richtete Keating sich an Charlie: "Na? Verstanden, du Ass?"Dieser nickte nur schmunzelnd und sprach schon wieder etwas fröhlicher ein heiteres 'Aye Aye, Captain'. Zufrieden nickte er dem Jungen zu. Dann richtete er sich auf.
"Nun noch ein Wort an Sie alle...", kurz zögerte er. Eine gewisse Anspannung schien in der Luft zu liegen, "Sehen Sie das hier nicht als Einladung an, nun jeglichen Schabernack zu treiben. Nur weil Mr. Dalton mehr oder weniger glimpflich davongekommen ist, ist das beim besten Willen keine Garantie, dass es Ihnen ebenso ergeht. Darum bitte ich Sie, halten Sie sich bedeckt. Und sollten Sie doch einen Verstoß gegen die Regeln planen, dann bitte ich Sie inständig: Lassen Sie sich nicht erwischen. Für manche von Ihnen war dies die erste und letzte Chance, einem Schulverweis zu entgehen."
Eindringlich lag sein Blick auf Philomena. Jedem schien klar zu sein, dass, obwohl er sich an uns alle gewandt hatte, der letzte Satz allein für Philomena bestimmt gewesen war.
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Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OC
FanfictionSeit jeher war die Welton Akademie ein Internat für Jungen. Doch dies sollte sich im Jahr 1959 ändern... Das erste Mädchen wurde auf die Schule zugelassen. Aber nicht nur dieses Ereignis sollte die Leben einiger Schüler verändern. An jenes Jahr wür...