✧ XIV ✧

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I thought to myself, could these woods hold the key, to one never growing old?
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~~~Unknown~~~

P.o.V NEIL
Unruhig scharrte ich mit meinem Fuß im Boden. Es war kühl, aber nicht kalt. Wir warteten jetzt schon seit mittlerweile mehr als einer Viertelstunde auf Philomena und Knox.
Mir war von Anfang an klar gewesen, dass es ein Fehler war, sie nicht selbst abzuholen. Doch Knox hatte sich so schnell dazu bereit erklärt, dass ich nicht einmal die Chance dazu bekommen hatte, etwas zu sagen.
Wie auch immer...

Nun stand ich hier.
Allein... Nun nicht unbedingt alleine, aber eben ohne Philomena. Und meine Freunde verspäteten sich. Dies gefiel mir überhaupt nicht.
War ich denn so leicht zu ersetzen? Oder was, wenn ein Lehrer sich nun überlegt hatte, einen nächtlichen Spaziergang zu tätigen und die beiden entdeckt hatte?
Quatsch!
Sie brauchten eben Zeit, bis sie hier waren. Erneut stahlen sich meine Augen wieder zu dem Gebäude, und in eben diesem Moment entdeckte ich zwei in Mäntel gehüllte Gestalten. Zügig bewegten sie sich auf uns zu.
Das waren Philomena und Knox! Direkt neben mir vernahm ich Charlies Stimme.

"Wurde ja auch mal Zeit, dass ihr zwei auftaucht!", beschwerte sich der Junge und verschränkte dabei die Hände vor seinem Bauch.

Möglicherweise wollte er durch diese Körperhaltung etwas muskulöser erscheinen. Doch selbst in der Nacht, die alleine vom Mond erhellt wurde, konnte man seinen nur spärlich trainierten Körperbau erahnen.

"Nun mach dir doch nicht gleich ins Hemd, Dalton.", widersprach das einzige Mädchen, während sie auf uns zulief.

Ich war einfach nur froh, dass sie nicht erwischt worden waren.

"Aber mal im Ernst...", legte Charlie nach, "Musstet ihr noch eure Haare machen, oder habt ihr noch kurz eine Teegesellschaft eingeladen?"

Genervt verdrehte Knox die Augen. Charlie brauchte eben die Aufmerksamkeit. Das war schon immer so. Und jetzt, wo auch noch ein so hübsches Mädchen wie Philomena unserer Gruppe angehörte, noch mehr als für gewöhnlich.

"Jetzt reicht es aber.", mischte ich mich in das Gespräch ein, "Ich dachte, wir wollten zu der Höhle."

Schließlich pflichteten mir alle meine Freunde bei, und wir zogen unsere Kapuzen über unsere Köpfe. Im leichten Laufschritt rannten wir über den Rasen bis zu dem Wald, der an das Fußballfeld grenzte.
Ich hatte schon öfters am Wochenende dort Wanderungen unternommen und kannte mich daher etwas aus. Abgesehen von Todd und Philomena waren auch die anderen ab und an im Wald gewesen. Deshalb hielt ich die beiden Neuen dicht an meiner Seite.

Todd hatte seit wir aus dem Zimmer getreten waren, annähernd nichts mehr gesprochen. Weder mit mir noch unseren Mitschülern. Ich hatte es erfolgreich geschafft, ihn aus seinem Bett zu bringen und ihn zu überzeugen, mit uns zu kommen. Bereits von Anfang an hatte ich ihn sehr gerne gehabt.
Er war ein toller Zimmerkamerad. Besser als Charlie, aber dieser ließ immerhin beinahe alles, was er besaß, am Boden liegen. Zumindest so lange, bis das Zimmer von der Aufsicht kontrolliert wurde.
Todd war da ganz anders. Er hielt alles ordentlich und war sehr akkurat. Der Jüngste der Andersons war ein angenehmer Zeitgenosse. Er war ein aufrichtiger Kerl, und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Wenn er einem vertraute! Und bis jetzt war das eben nur ich.

Mit den anderen Jungs hatte er anfangs nicht viel gesprochen und sich bei den Gesprächen zurückgehalten. Außerdem war er nicht mit zu unserer Lerngruppe gekommen.
Doch von einem Abend auf den anderen war es plötzlich anders gewesen. Möglicherweise hatte irgendetwas seine Meinung geändert. Natürlich war er noch immer ein etwas stiller Typ, aber er war dennoch bei weitem offener, was die Gruppe anging.

"Arrrr! Ich bin ein toter Dichter!", hörte ich jemanden neben mir in einer tiefen Stimme witzeln.
Gerade als ich den Kopf drehte, sah ich noch, wie Philomena meinen Freund einen leichten Schubser gab und ihn von sich stieß.
"Lass den Mist, Charlie!", entgegnete sie ihm lachend.

Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und drückte so ihren Mantel enger an sich. Ihre Augen schienen im Licht des Mondes zu funkeln. Begierig studierte sie die Äste und beleuchtete mit ihrer silbernen Taschenlampe den Pfad, auf dem wir uns eben befanden.
Nach meinem Gefühl waren wir nun schon ziemlich nahe an der Höhle, weswegen ich meine Augen danach offen hielt. Aber ehe ich mich noch genauer umsehen konnte, hörte ich Pitts vor mir rufen.

"Hey Leute! Hier! Ich hab sie!"
Begeistert strömten alle auf den großen Jungen zu. Charlie hatte das Mädchen neben mir am Arm gepackt und schwungvoll mit sich gezogen.

Im Gegensatz zu den anderen hatten es Todd und ich nicht eilig. Auch während unserer Wanderung hatte er keinen Ton von sich gegeben, doch während wir unseren Freunden folgten, brach er das Schweigen.
"Neil?", fragte er mit einem besorgten Tonfall, "Ich kann immer noch gehen... Ich denke, ich kenne den Weg zurück... Wegen dem Lesen und so. Es hat doch alles keinen Sinn, wenn..."

Aber weiter ließ ich ihn gar nicht erst kommen. Beruhigend legte ich einen Arm auf seine Schulter.
"Ich möchte nichts mehr davon hören, Todd. Natürlich bist du dabei! Also los jetzt."
Mit diesen Worten war unser Gespräch für mich abgetan. Todd Anderson hatte wirklich panische Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen. Allein wenn ein Lehrer seinen Namen im Unterricht aussprach, lief er so rot an, dass ich schon um seine Gesundheit fürchtete.

Jedenfalls zwängten wir zwei uns durch den Eingang hinein in die Höhle. Die restlichen Mitglieder unserer Gruppe hatten sich bereits in einem unförmigen Kreis zusammengestellt. Einer stolperte über den anderen.
Schließlich hatten zumindest Todd und ich einen Platz gefunden, der halbwegs bequem war. Der Rest von uns tappte noch durch die Dunkelheit der Höhle. Durch das ständige Flackern der Taschenlampen war kaum ein Gesicht zu erkennen.
Dann ließ sich Philomena zwischen Todd und mich fallen. Sie hatte eine der Decken aus ihrer Tasche genommen und hängte das große Stück Stoff über unsere Rücken. Zuvor war ein etwas unangenehmer Luftzug von hinten gekommen, doch dieser war nun von der wohlig warmen Decke vertrieben worden.

"Euch stört es doch nicht, wenn ich mich zu euch setze, Jungs?", fragte sie uns freundlich.

"Nein, nein! Überhaupt kein Problem.", erwiderte ich, "Oder Todd?"

Philomena und ich drehten uns zu dem Jungen um. Unsicher nickte dieser, und sein Gesicht begann langsam ins Rötliche zu wechseln. Er war stellenweise wirklich leicht zu überfordern.

Nun war es allerdings an der Zeit, mit unserer Sitzung anzufangen. Meine Klassenkameraden hatten gerade unsere Vorräte in die Mitte der Höhle gelegt. Als sich schließlich jeder beruhigt und einen Platz gefunden hatte, erhob ich mich. Alle Augen richteten sich auf mich.

"Also, Jungs! Hiermit berufe ich die Versammlung des Clubs der toten Dichter ein."

Philomena heulte einmal auf und die anderen stimmten mit ein. Die Menge brach in Gejohle aus und applaudierte heftig. Als sich der Tumult wieder beruhigt hatte, fuhr ich fort und holte das Buch aus meiner Umhängetasche.
Ich war mir äußerst sicher, dass Mr. Keating es irgendwie in Todds und mein Zimmer geschmuggelt hatte: "Die Treffen werden von mir geleitet. Mitglieder sind die anwesenden Schüler der Welton Academy. Todd Anderson wird, da er es vorzieht nicht zu lesen, das Protokoll führen. Einwände?"

Interessiert blickte ich in die Runde meiner Freunde. Alle nickten zustimmend. Allein Philomena warf dem Jungen neben ihr einen vielsagenden Blick zu. Allerdings ging ich nicht weiter darauf ein.
"Ich werde jetzt die traditionelle Eröffnung lesen. 'Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen-'"

"Na, das unterstütze ich!", warf Charlie belustigt ein.
Ein kurzes Kichern ertönte, ehe ich fortfahren konnte.

"'... um alles auszurotten. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte...'"

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