✧ VII ✧

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Friendship
can be like love in velvet
watched over by Trust, Care and Joy
precious
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~~~Pia Andersson~~~


P.o.V PHILOMENA

Die Essenshalle war groß und im Raum verteilt hingen Bilder von den verschiedensten Schulleitern, die Welton über das vergangene Jahrhundert beherbergt hatte. Wir hatten an einem Tisch nahe der bunten Fenster Platz genommen, die etwas an die einer Kirche erinnerten. Nun saßen wir gemeinsam im Kreis.
Zu meiner linken Seite hatte Neil Platz genommen und zu meiner rechten Charlie Dalton. Gegenüber von mir saß Cameron, der zweite Rothaarige in ihrer Gruppe. Während des Gangs zur Essenshalle hatte sich die Jungengruppe etwas gelöst. Sie wirkten nicht mehr so angespannt, doch die scheuen Blicke blieben bestehen. Allerdings hoffte ich, dass sich auch diese bald legen würden. Was mich am meisten begeisterte, war, dass sich am Tisch schon ganze Gespräche entwickelt hatten.

Die Jungs, mit denen ich es hier zu tun hatte, waren in jeder Weise besonders. Durch die Gespräche hatte ich schon einen guten Einblick in ihren Charakter bekommen, und alle waren mir von Grund auf sympathisch.
 Abgesehen von Richard Cameron. Er wirkte auf mich am ehesten wie ein Mitläufer. Sobald einer der Jungs etwas sagte, stimmte er zu und schien nicht einen Moment darüber nachzudenken, ob diese Meinung auch wirklich auf ihn zutraf. Doch vielleicht würde sich das ja auch noch ändern. Schließlich kannte ich ihn erst seit ungefähr anderthalb Stunden. Dennoch war mir schon jetzt bewusst, dass er niemals mein Liebling werden würde.
Einer der Jungs, den ich mochte, seit ich das erste Wort mit ihm gewechselt hatte, war Gerard Pitts, der, genau wie Meeks, nur bei seinem Nachnamen gerufen wurde. Irgendwie fühlte ich mich geehrt, dass ich sofort das Angebot erhalten hatte, ihn bei diesem Namen nennen zu dürfen. Pitts war extrem groß, um einiges größer als Neil. Er hatte ein langes Gesicht, das mit Akne befallen war, und eine dünne, knochige Statur. Insgesamt wirkte er etwas schwerfällig.
Außerdem war er der beste Freund von Meeks. Pitts war grundsätzlich sehr ruhig und hatte nicht unbedingt viel zu sagen, doch wenn er etwas sagte, dann war es etwas Wichtiges, und das schätzte ich sehr an ihm. Meeks, der Junge mit feuerroten Haaren und dicker Hornbrille, mochte ich ebenfalls gerne. Auch wenn die anderen ihn als Streber bezeichneten, war er darüber nicht beleidigt, sondern sah dies eher als eine Art liebevoll gemeintes Kompliment.
Zusätzlich dazu, dass er aufgrund seines unglaublichen Wissens keineswegs abgehoben war, bewies er einen ausgesprochen guten Sinn für Humor. Zunächst hatte er sich wie die anderen etwas stiller mir gegenüber verhalten, doch schließlich war er einer der Ersten gewesen, die sich mit mir über ein anderes Thema als Welton unterhalten hatten.

So wie es schien, war Meeks ebenfalls ein sehr begeisterter Musikhörer, und wir unterhielten uns über die Charts der Radiosender, welche uns unsere Eltern eigentlich verboten hatten zu hören. Begeistert von meinem Interesse an Rock n' Roll, erzählte er mir sogleich von seinem neusten Projekt. Dieses stand allerdings unter höchster Geheimhaltungsstufe, denn Pitts und er arbeiteten an einem Radio, das mehrere Sender empfangen könnte, unter anderem auch jene mit Musik, die auf der Academy nicht unbedingt gerne gehört wurde.
Ich hatte selbstverständlich hoch und heilig versprochen, dass nicht ein Wort über dieses Thema über meine Lippen gelangen würde.

Neben Meeks und Pitts war da natürlich noch Charlie. Wie ich schon vermutet hatte, war er der mit der meisten Erfahrung bei Mädchen. Er brachte einen schmalzigen Anmachspruch nach dem anderen und schnell hatte er verstanden, dass diese bei mir nicht wirklich zogen. Aber die manchmal schon lächerlichen Sprüche amüsierten mich und die anderen schon dermaßen, dass er dieses Detail einfach ignorierte. Jedoch musste man auch sagen, dass Charlie entgegen dem ersten Eindruck außerordentlich klug war. Was ich jedoch aus den bisherigen Gesprächen vernommen hatte, war er einfach nur etwas faul, was sich auf seine Noten auswirkte. Nicht unbedingt drastisch, denn wie bei jedem anderen hier war der Druck von zu Hause enorm. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, seine etwas rebellische Ader frei auszuleben.
Ein anderer war Knox. Er war genau wie Charlie, allerdings in einer deutlich abgeschwächten Form und ohne den Drang, sein Flirttalent an mir testen zu müssen. Zudem war Knox Overstreet auch noch sehr aufmerksam. Ihm schien tatsächlich nichts zu entgehen, wenn jemand etwas sagte. Außerdem hatte er eines der schönsten Lächeln, die ich jemals gesehen hatte. Wahrscheinlich kam mir das auch nur so vor, weil er der Erste hier auf Welton gewesen war, der mir eine freundliche Geste geschenkt hatte, aber das tat nichts zur Sache.
Jedoch gab es nur einen Anderen, der dieses Lächeln überbieten konnte, und das war Neil Perry. Wenn dieser Junge seine Zähne zeigte, dann schien es, als würde die Sonne erneut aufgehen. Durch seine leidenschaftliche Art und die positive Energie, die er ausstrahlte, hatte ich ihn sofort ins Herz geschlossen. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich einfach wohl bei ihm, und den anderen schien es nicht anders zu ergehen. Er hatte etwas an sich, das einen zu ihm zog. Er war der vollkommene Gentleman, und seine anfängliche Unsicherheit hatte sich nach unserem Gespräch sofort verflüchtigt.
Er hatte mir voller Begeisterung erzählt, welchen außerschulischen Aktivitäten er nachging und welche Interessen er ansonsten noch hatte, und je länger wir sprachen, desto mehr mochte ich ihn.

Aber einen Jungen gab es noch: Todd Anderson, der Junge, der ewig zu schweigen schien. Obwohl Neil ständig versuchte, ihn in das Geschehen mit einzubinden, schien er davon nicht sonderlich begeistert zu sein.
Er war nicht unhöflich, nein, sogar im Gegenteil. Er war genau wie Knox überaus aufmerksam und freundlich, allerdings sprach er nicht viel. Mir kam es fast schon so vor, als würde er so gut es eben ging vermeiden wollen, seine eigene Stimme zu hören. Aber auch wenn er nicht viel sagte, so sah ich, dass in ihm viel vorging. Die kurzen Antworten, die er auf die Fragen der Jungs gab, schienen nicht im Geringsten dem zu entsprechen, was er dachte, und diese Tatsache ärgerte mich etwas.
Zu gerne hätte ich gewusst, was in ihm vorging. Vielleicht steckte hinter dieser stummen Fassade etwas, das es wert war, gesehen zu werden. Gehört zu werden...

Da riss mich eine Stimme, unmittelbar neben mir, aus meinen Gedanken.
"Also Philomena...", fragte Charlie mich verschmitzt lächelnd, "Gibt es in deinem Leben zufällig so etwas wie einen Freund?"

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