✧ III ✧

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From the same source I have not taken
My sorrow; I could not awaken
My heart to joy at the same tone;
And all I loved, I loved alone.
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~~~Edgar Allen Poe~~~

P.o.V PHILOMENA
"Senator Harding!", begrüßte uns eine gestellt freundliche Stimme. "Wie schön, dass Sie hier sind!"

Ruckartig drehte ich mich um und suchte nach der Person, zu der die Stimme gehörte. Ein älterer Mann kam auf uns zu. Er trug einen schwarzen Anzug, und sein Haar war bereits grau und schütter. Mit einem Lächeln reichte er meinem Vater die Hand und schüttelte sie.

"Direktor Nolan! Es ist mir eine Ehre, wieder hier zu sein!", entgegnete er mit stolz erhobenem Kopf. "Meine Frau, Mary-Ann, kennen Sie doch wohl noch?"

Elegant legte mein Vater eine Hand auf den Rücken meiner Mutter und schob sie neben sich, sodass ich nun hinter ihnen stand. Unauffällig linste ich zu allen Seiten. Wir befanden uns in einer großen Eingangshalle. Hölzerne Wendeltreppen führten in die oberen Stockwerke, und große Vasen, vollgesteckt mit Blumen, standen in jeder Ecke. Schüler liefen mit ihren Familien ein und aus und kamen nicht darum herum, einen argwöhnischen Blick auf uns zu werfen.

Schon vernahm ich wieder die Stimme des fremden, alten Mannes: "Aber natürlich! Mary-Ann! Schön, auch Sie zu sehen! Und Sie müssen dann das jüngste Mitglied der Familie Harding sein! Philomena."

Hektisch riss ich meinen Kopf herum und sah in die braunen Augen des Mannes, der mir freundlich seine Hand zum Gruß reichte. Ich ergriff sie.
Seine Haut war weich wie Leder, und sein Griff locker. Ein alter Mann.

"Sehr wohl, Sir", erwiderte ich so höflich, wie es mir nur möglich war. "Es erfüllt mich mit Stolz, dass Sie mich hier an der Welton Academy aufnehmen. Ich bin mir sicher, dass Sie mit meinen Leistungen zufrieden sein werden und dass Sie es nicht bereuen werden, mich in Ihrer Schule aufgenommen zu haben."

Stunden um Stunden hatte mir mein Vater eingetrichtert, was ich zu sagen hatte. Noch nie in meinem Leben hatte ich mit ihm so viel Zeit verbracht. George war es gewesen, mit dem er Jagen gegangen war und der ihn auf Geschäftsreisen hatte begleiten dürfen.

"Sie sind eine interessante, junge Frau, Miss Harding. Wir erwarten Großes von Ihnen", meinte er immer noch breit lächelnd, aber ich konnte den Unterton hören.

Diesen skeptischen Unterton. Zu oft hatte ich ihn bei meinem Vater schon vernommen. Er sagte aus: 'Was kann man von dir, kleiner Göre, schon erwarten?'

Zu oft hatte ich dies schon gehört. Aber im Gegensatz zu meinem Vater machte sich Mr. Nolan zumindest die Mühe, es unter verzuckerten Worten zu verstecken.

"Nun, Mr. Nolan...", entgegnete ich etwas schnippischer. "Da haben wir wohl die gleichen Ansichten über meine Zukunft, was?"

Aus den Augenwinkeln konnte ich den Schock sehen, der sich über das Gesicht meiner Mutter zog, während mein Vater mich mit einem bösen Starren zu vernichten versuchte. Mein Ton hatte ihnen wohl nicht wirklich gefallen, doch dieser war an den Direktor scheinbar spurlos vorübergegangen.
Ihn hatten eher meine Worte irritiert. Ich konnte förmlich sehen, wie sauer es ihm aufstieß, dass er ein Mädchen aufnehmen musste. Welton war seit vielen, vielen Jahrzehnten eine reine Jungenschule, und Gale Nolan würde als der Direktor in Erinnerung bleiben, der die alten Traditionen gebrochen hatte. Wenn er allerdings an das Geld wollte – und das wollte er unbedingt –, dann musste er wohl diese Tatsache akzeptieren.
Jeder wusste, dass die Hardings das Geld hatten und was noch umso wichtiger war, dass mein Vater großen Einfluss auf die Regierung hatte und dort so einiges drehen und wenden konnte. Man konnte es so sehen, dass Welton dank mir in den nächsten Jahren noch viele Fördergelder von der Regierung erhalten würde.

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