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Give me your hand, my brother, search my face;
Look in these eyes lest I should think of shame;
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~~~ Siegfried Sassoon ~~~P.o.V TODD
Grinsend blickte ich zu Jeff. Er stand nahe am Wasser. Lachend warf er ein paar Steine in den See. Manche von ihnen sprangen von Welle zu Welle. Der Wind ließ die Oberfläche kräuseln. Es war kein starker Wind, aber er reichte aus, um uns die Röte in die Wangen zu treiben. Verspielt wirbelte er unsere Haare in die Luft."Jedenfalls,..." , fuhr mein Bruder fort, "Harvard ist wirklich gut. Das wirst du selbst feststellen können, wenn du es eines Tages besuchst. Vater hat nicht übertrieben, als er gesagt hat, dass in Harvard nur das Allerbeste gerade gut genug ist. Du kannst dir keinen Begriff machen von den Hörsälen und den Professoren, die dort dozieren."
Überlegt nickte ich und hob ebenfalls einen Stein vom Flussufer auf. Er war flach und ich spürte, wie die weiche Oberfläche meine Haut berührte. Eine ungewisse Kälte breitete sich auf meiner Handfläche aus. Ich betrachtete das Stück in meiner Hand. Ein bisschen Dreck war von ihm gefallen und klebte nun an meiner Haut.
Der Stein selbst war schlicht und sandgrau und an den Seiten abgeflacht. Ich hob meinen Kopf wieder und schaute zu meinem Bruder, welcher erneut einen Stein vom Boden aufgehoben hatte.
Wie ein Athlet stand er da am Rande des Sees nahe Welton. In einer zügigen Bewegung hatte er ausgeholt und ihn weit hinaus in den See geschmettert. Im hohen Bogen flog er durch die Luft und kam schließlich mit einem dumpfen 'Platsch' auf der Wasseroberfläche auf.
Noch vom Ufer aus konnte ich die kreisrunden Wellen erahnen, die von der Stelle ausgingen, wo der Stein in die Tiefen des annähernd schwarzen Wassers sank.Als ich nach Welton gekommen war, war der See blau gewesen. Kein helles, türkises Blau, wie das Meerwasser, welches auf den Geographiebüchern abgebildet war. Es war eher ein dunkleres Blau gewesen.
Beiläufig ließ mein Bruder seine Augen über die Wasseroberfläche gleiten. In dem Licht der sinkenden Herbstsonne wirkte er so stark. Die alten Griechen hätten Figuren von ihm gefertigt, die die Jahrhunderte überdauert hätten.
Nach seinem Ebenbild erhob ich ebenfalls meinen Arm. Meine Finger schlossen sich mit einem festen Griff um den Stein. Dann holte ich aus und warf ihn in Richtung des Wassers. Genau wie zuvor war ein Aufschlagen auf der Oberfläche des Gewässers zu hören.
Dies war allerdings schon die einzige Gemeinsamkeit gewesen. In einem steilen Winkel war mein Stein gen Himmel gestiegen und nach einem vergleichsweise kurzen Flug im Dunkel des Sees verschwunden. Innerlich seufzte ich auf."Aber genug von mir, Kleiner!", brach Jeff die Stille.
Er hatte ebenfalls die Flugbahn meines Steins mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
"Wie gefällt es dir auf Welton? Wie ergeht es dir hier? Kommst du mit dem Lernstoff zurecht? Das ist schon etwas anderes als Wycliffe, nicht?"Mit den Fersen scharrte ich am Boden. Unter der dünnen Schicht aus Steinen befand sich ein schlammiger Grund. Angespannt presste ich meine Zungenspitze gegen meine Zähne. Mein Bruder wusste, dass ich in den naturwissenschaftlichen Fächern mehr lernen musste als andere. Nicht, dass ich jemals wirklich unterdurchschnittlich gewesen wäre, aber die Jeffrey-Anderson-Skala hatte ich niemals erreicht.
Mein Vater hatte sich aus diesen und noch einigen Gründen mehr geweigert, mich nach Welton zu schicken. Solange ich seinen Maßstäben nicht gerecht wurde, würde ich die Academy nicht besuchen. Immerhin genoss unsere Familie dort einen guten Ruf, und er wollte sicher gehen, dass dieser nicht mit Mittelmäßigkeit befleckt wurde. Also besuchte ich erst seit diesem Jahrgang die Welton Academy.
Jeffrey war sich meiner Abneigung gegen diese speziellen Fächer bewusst, und dies war wohl auch der Grund, warum er sich erkundigt hatte. Aber eines war ihm dabei nicht klar:
Dass ich mich durch diese Frage unzureichend fühlte.
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Dead Poets In Love \ Club der toten Dichter Fan Fiktion~DPS-Charakter X OC
FanfictionSeit jeher war die Welton Akademie ein Internat für Jungen. Doch dies sollte sich im Jahr 1959 ändern... Das erste Mädchen wurde auf die Schule zugelassen. Aber nicht nur dieses Ereignis sollte die Leben einiger Schüler verändern. An jenes Jahr wür...