Kapitel 17

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Kapitel 17

29.September

Heute war er wieder, der bisher schwärzeste Tag in Chris‘  Leben jährte sich. Heute vor fünf Jahren war ihr Vater an Leukämie verstorben. Wie jedes Jahr fuhr er an diesem Tag zum Friedhof und danach war immer ein kleines Familientreffen bei seiner Mutter. „Guten Morgen“ sagte Emilia verschlafen als sie merkte, dass Chris grade aus dem Bett aufstand. „Guten Morgen“ sagte er und ging aber direkt weiter ins Badezimmer. Er konnte sich genau an den Morgen vor fünf Jahren erinnern. Andreas hatte ihn aus dem Bett geklingelt. Verschlafen ging er zur Tür und sein Bruder stand mit Tränen in den Augen vor ihm. „Chris, wir müssen sofort ins Krankenhaus. Mama und Sandra sind auch schon auf dem Weg. Papa geht es sehr schlecht“ sagte er unter Tränen. Chris zog sich schnell irgendwas an, was er grade greifen konnte, und gemeinsam fuhren sie ins Klinikum nach Herford. Zwei Stunden hatten sie noch gemeinsam als Familie. Zwei Stunden um sich für alles zu bedanken und um ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebten, ehe er für immer die Augen schloss.
Auch heute trieb Chris diese Erinnerung wieder Tränen in die Augen. Er vermisste seinen Vater so sehr.  „Chriiiis… mir ist schlecht“ riss Emilia ihn aus seinen Gedanken. Chris wusch sich schnell mit kaltem Wasser durchs Gesicht und ließ Emilia dann ins Bad. Er ging in die Küche und machte sich erstmal einen Kaffee. Nach ein paar Minuten kam auch Emilia in die Küche. „Ach Schatz“ sagte sie und nahm Chris in den Arm. Sie konnte sich nur ansatzweise vorstellen, wie es Chris gehen musste. Sie hatte noch beide Elternteile und wollte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn einer von beiden nicht mehr da war. Chris drückte sich fest an Emilia. „Er konnte dich nicht kennenlernen, er wird nicht bei unserer Hochzeit sein und unser Kind wird er auch nicht kennenlernen…“ sagte er traurig. „Dein Papa schaut von da oben auf uns runter und ist der Schutzengel für alle. Ich glaube da ganz fest dran“ sagte Emilia behutsam. „Kommst du denn heute mit zum Friedhof?“ fragte Chris vorsichtig. „Natürlich begleite ich dich“ antwortete sie. „Danke, das bedeutet mir sehr viel“ sagte er dann.

Sie waren gegen 15 Uhr bei Heike mit den anderen verabredet. Da der Friedhof auf dem Weg lag, fuhren Emilia und Chris erst beim Friedhof vorbei und wollten dann ihren Weg weiter fortsetzen. Emilia merkte, dass Chris sehr traurig aber auch angespannt war, weshalb sie das Auto fuhr. Sie redeten während der Fahrt nicht und auch auf dem Weg zum Grab nicht. Chris hatte eine Grabkerze besorgt, die er auf das Grab stellten wollte. „Hey Papa“ flüsterte er, zündete die Kerze an und stellte sie auf das Grab. Hier standen noch zwei weitere und zwei sehr frisch aussehende Blumensträuße. Die anderen waren wohl schon hier gewesen. Chris stellte sich hinter Emilia und legte von hinten seine Arme auf ihren Bauch. „Pass gut auf unser Baby auf Papa“ flüsterte er und er vergoss einige Tränen. Auch Emilia musste weinen und kuschelte ihren Kopf an Chris‘ Kopf. Sie blieben noch ein paar Minuten so stehen. Irgendwann zog Emilia eine Packung Taschentücher aus ihrer Jacke und reichte Chris auch eines. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatten gingen sie wortlos zum Auto.  Chris war sehr dankbar, dass Emilia ihn begleitet hatte. Für ihn war es immer wieder eine emotionale Herausforderung das Grab seines Vaters zu besuchen, besonders an seinem Todestag.

Auf dem Weg zu Heike lief im Radio ein Lied von Queen, das Chris ein wenig aufheiterte. Er freute sich, den restlichen Tag mit seiner gesamten Familie zu verbringen. Seine beiden Nichten Patricia und Sophie hatte er auch schon eine Weile nicht mehr gesehen.

Chris und Emilia waren wie fast jedes Mal die letzten. Die anderen waren einfach immer über pünktlich, anders  konnten sie sich das gar nicht erklären.  Sie begrüßten sich alle herzlich und gemeinsam wurde dann Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Es wurden viele Gespräche geführt und Emilia unterhielt sich gut mit Sandra. Die beiden sahen sich leider auch nicht sooft, verstanden sich aber immer richtig gut. Mit fünf Kindern war immer Leben in der Bude und es war einfach nie leise. Die Mädchen spielten ein Gesellschaftsspiel und die beiden Jungs spielten an ihren Handys.
Wie gerne hätten Chris und Emilia ihre beiden kleinen Geheimnisse der Familie verraten, aber ein bisschen mussten bzw. wollten sie gerne noch warten. Emilia hatte am 8. Oktober, also in knapp einer Woche, den nächsten Termin. Wenn da alles in Ordnung war, wollten sie es allen mitteilen. Sie wollte dann Schnuller in einer neutralen Farbe kaufen und diese jeweils in einem kleinen Kästchen verpacken. Jede Familie bekam dann dieses Geschenk. Sie waren schon sehr aufgeregt, wie alle reagieren würden.

Liebe auf den ersten Klick - Teil 2 - Ehrlich Brothers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt