Kapitel 8

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"Hey, ist alles Okay bei dir?" Langsam drang eine Stimme an mein Ohr. Es kam mir so vor, als würde sich alles in Zeitlupe abspielen. Ich erkannte, dass mir gegenüber ein blondes Mädchen in Sportkleidung stand. Es war Lila. Um endlich auf ihre Frage zu antworten, begann ich langsam zu nicken. Anschließend wollte ich mich wieder umdrehen und weiter boxen, aber sie hinderte mich daran. "Bist du dir sicher?", fragte sie erneut und hielt mich an der Schulter fest. Dann wanderte ihr Blick an mir herunter. "Du blutest", sagte sie schockiert und nahm vorsichtig meine Hände in ihre.

Es stimmte, an meinen Fingerknöcheln war meine Haut aufgerissen und Blut war zu sehen. Davon hatte ich gar nichts mitbekommen und ich verspürte auch keine Schmerzen, ich spürte nur wie das Blut in meinen Adern rauschte. Alles was ich wahrnahm, war der Drang weiter zu machen, wieder in den Tunnel, in den Strudel zu gelangen, bis ich alle Erinnerungen vergessen oder verdrängt hatte. Egal. Ich wollte das alles nie wieder in meinem Kopf haben, einfach alles löschen.

Noch immer standen wir so da. Ich total verschwitzt, mit meinen blutigen Händen und Lila in ihrem perfekten Trainingsoutfit, meine Hände am begutachten. Irgendwie kam ich mir total blöd und hilflos vor.

"Es ist alles in Ordnung, aber danke für deine Mühe", richtete ich mich nun an Lila. Ich hatte zwar versucht so selbstbewusst und überzeugend wie möglich diesen Satz auszusprechen, jedoch lag trotzdem noch ein hörbares Zittern in meiner Stimme. Jetzt wandte die Blondine ihren Blick von meinen Händen ab und schaute mir direkt in die Augen. Mit aller Kraft versuchte ich so überzeugend wie möglich mit starrem Blick ihrem Blick standzuhalten. Aber ich hielt dem Druck nicht aus und drehte meinen Kopf zur Seite.

"Na komm, wir versorgen mal deine Hände", sprach Lila nun behutsam auf mich ein. Sollte ich einfach nachgeben? Mir fehlte die Kraft mich ihr zu widersetzen, weswegen ich einfach nur müde nickte und meinen Kopf dann fallen ließ. Langsam ging Lila los und zog mich vorsichtig mit sich.

Wir liefen durch den Raum und dann eine Treppe runter. Wir kamen in einen langen Flur, wo rechts und links einige Büros, Lagerräume und Toiletten lagen. Am Ende des Gangs, blieb Lila stehen und öffnete die Tür von einem dieser Räume. Dieser Raum, sah aus wie eine Mischung aus einem Büro und einem Trainingsraum. Interessiert schaute ich mich einmal in dem kleinen Raum um. An der gegenüberliegenden Seite des Raumes, war ein kleines Fenster, vor dem ein Schreibtisch und ein kleines Regal standen. Die rechte Wand, war mit Spiegeln verkleidet und auf der linken Seite stand eine große Stereoanlage, ein Sessel und eine kleine Couch.

"Das ist mein Trainerraum", unterbrach Lila das Schweigen zwischen uns. Während ich mich umgesehen hatte, hatte sie was zum verbinden für meine Hände geholt.

Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Die Nähe von anderen Leuten konnte ich schon immer schwer ertragen und das Lila mich jetzt so aufgewühlt und emotional gesehen hatte, machte mir doch schwer zu schaffen. Ich wollte auch nicht über meine Gedanken reden, erst recht nicht mit einer Fremden und ich wollte ihr auch nicht zuerst meine schlechten Seiten zeigen. Sie kannte mich ja gar nicht und wenn ich ihr sagen würde, was für dunkle Gedanken ich habe, verschreckte ich sie nur. Dann hätte ich direkt zwei potentielle gute Freundschaften an einem Tag zerstört.

"Du bist schon wieder in deinen Gedanken versunken, stimmts?" "Ähm ja, tut mir leid. Danke das du meine Hände verbunden hast". Ich hatte mich endlich wieder gefangen und konnte ihr normal antworten. "Ach das ist doch gar kein Problem, ich helfe gerne und du musst dich auch nicht entschuldigen. Ich weiß wir kennen uns eigentlich gar nicht, aber du kannst mir gerne erzählen was dich so belastet, es bleibt auch unter uns", aufmunternd lächelte sie mich an. Wieso war sie nur so freundlich und nett zu mir? Ich brachte es nicht über mein Herz sie weiter anzuschweigen. "Ich habe einen dummen Fehler gemacht und ich musste einfach meinen Kopf frei bekommen und dabei hilft mir am besten das Boxen, oder Musik", erklärte ich zumindest ein wenig mein seltsames Verhalten.

Anstatt mir zu antworten, lief Lila zu der großen Musikanlage und schloss ihr Handy an. Sofort kam laute Musik aus den Boxen und sie ging zu der Spiegelfront. "Ich weiß was du meinst. Manchmal muss man einfach alles raus lassen. Ich tanze dann immer irgendwas und irgendwie und danach fühl ich mich besser". Daraufhin fing sie an zu tanzen und man konnte wirklich sehen, wie sie einfach das was sie fühlte mit ihren Bewegungen ausdrücken wollte. Und sie konnte echt gut tanzen. Dann kam sie auf mich zu, mit ihrem breiten Lächeln und zog mich, wiedermal, mit sich. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und versuchte ihr stand zu halten, aber erneut verlor ich gegen sie. "Schließ deine Augen und spüre einfach die Musik und folge dem Beat." Und warum auch immer, befolgte ich ihren Rat und fing langsam einfach an zu tanzen. Eigentlich liebte ich es zu tanzen, aber eher alleine vor meinem eigenem Spiegel.

Als das Lied zu Ende war, öffnete ich wieder meine Augen und sah eine strahlende Lila, weswegen sich mir auch sofort ein Lächeln ins Gesicht stahl. "Hey du kannst ja schon wieder lachen", freute sich Lila. Wir ließen uns beide auf die Couch fallen und lachten. "Falls es übrigens um gestern Abend geht, Alex hat mir davon erzählt", sagte Lila dann auf einmal. Mein Lächeln verschwand. "Was genau hat sie erzählt?", fragte ich nach. "Naja, das ihr euch halt etwas näher gekommen seid, als ich weg war." "Shit", war das einzige was ich grade raus bekam. "Ich glaub ihr solltet einfach mal miteinander reden." "Ich hab halt Angst das sie jetzt nicht mehr mit mir befreunde sein will, oder das sie vielleicht sogar Gefühle für mich hat. Ich bin nicht bereit für eine Beziehung, für mich ist sie nur eine Freundin und ja ich weiß das es doof war dann mit ihr mitzugehen", beschämt schaute ich nach unten. "Wie gesagt, rede mit ihr. Ich glaube nicht das eure Freundschaft jetzt vorbei ist und ich weiß auch, dass sie keine Beziehung möchte. Ihre Exfreundin hat sie ziemlich verarscht und sie hat das ganze noch nicht so richtig verarbeitet. Deswegen hat sie auch die Wette mit Brian, sie will sich unbedingt ablenken. Tut mir leid, dass du auch ein Teil dieser Ablenkung warst."

Lilas Worte lösten Erleichterung bei mir aus. Ich hatte wohl doch nicht alles zerstört. Ich blickte wieder nach oben in Lilas Gesicht: "Danke", sagte ich und lächelte. "Ich glaub ich muss jetzt los, zu Alex", schmunzelnd stand ich auf. "Kein Problem", lächelte sie sanft zurück.

Black StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt